Der Trainer äußert sich zur Hallenproblematik in der Stadt.
Interview mit Christian Stark„Köln ist weit davon entfernt, eine Sportstadt zu sein“
Herr Stark, ist nach neun Spielen ohne Niederlage und dem spektakulären Sieg gegen die HSG Krefeld für die Handballer des Longericher SC die Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga ein Thema?
Christian Stark: Vor einigen Jahren schnupperten wir ja mal ganz knapp an den Aufstiegsspielen zur Zweiten Bundesliga. Da haben wir uns sogar nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch mit diesem Thema beschäftigt. Aktuell stehen wir in der Tabelle aus unserer Sicht hervorragend da, noch wir sind aber nur auf Rang drei.
Welche Probleme müssten im Falle eines Aufstiegs angegangen werden?
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Zunächst halten wir fest, dass wir sehr gerne in die Situation kommen würden, uns wieder ganz konkret mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Wir haben große Lust, den Handball-Standort Köln auch eine Etage höher zu etablieren, auch wenn es schon bemerkenswert ist, mit unseren Mitteln Jahr für Jahr im Spitzenfeld der Dritten Liga mitzuspielen. Ein großer Faktor ist natürlich die Verfügbarkeit einer entsprechenden Halle sowie die Bereitstellung eines entsprechenden Budgets.
Wäre die Zweite Bundesliga für den LSC überhaupt finanzierbar?
Um es nachhaltig und mit Power anzugehen, benötigten wir weitere Partner, die mit uns diesen Weg gehen. Wir sind froh und stolz über unseren Sponsoren-Kreis. Wir sind seit Jahren dabei, uns kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu professionalisieren. Von daher wäre ich in diesem Punkt optimistisch, dass Unternehmen aus Köln und Umgebung Bock auf Bundesliga-Handball in Köln haben und wir weitere Unterstützer finden. Um einen Schritt weiterzugehen, ist natürlich in erster Linie die Wirtschaft gefragt.
Reichen theoretisch die aktuellen Rahmenbedingungen für einen Spielbetrieb in der Zweiten Bundesliga nach den Richtlinien des Deutschen Handballbundes aus?
Wir sind in Gesprächen mit dem DHB. Den zusätzlichen finanziellen Aufwand kennen wir. Ob die Sporthalle der Gesamtschule den Anforderungen entspricht, ist noch nicht geklärt.
Gäbe es eine Alternative, falls die Halle in Longerich diese nicht erfüllen sollte?
Es ist ein Dilemma in Köln. Wir sind, was attraktive Sport-Events angeht, eine tolle Stadt. Ich finde es fantastisch, was man als Sport- und auch Handballfan in der Kölnarena geboten bekommt. Was die Ausstattung mit Sportanlagen angeht, sind wir in Köln jedoch Kreisliga, weit entfernt von einer Sportstadt. Dieser Eindruck wurde zuletzt wieder bei einem Meeting mit der „Allianz Kölner Sport“ bestätigt, wo etliche Kölner Vereine vertreten sind. Da hatte jeder etwas zu berichten. Es fängt bei maroden Schwimmbädern an und geht bis zu geschlossenen Turnhallen. Auch wir leiden beispielsweise aktuell sehr unter der gesperrten Trainingshalle in Chorweiler. Und besonders bitter ist aus meiner Sicht, dass es in Köln in Bezug auf zeitgerechte Ausstattung und Kapazität keine adäquate Halle wie in zahlreichen benachbarten Kommunen gibt, die eine gute Perspektive für die ambitionierten Ballsport-Vereine in Köln bieten würde.
Wie beurteilen Sie persönlich die sportlichen Möglichkeiten der Mannschaftssportarten angesichts der aktuellen Hallensituation in Köln?
Wir haben in Köln viel zu wenige Hallen, die funktionieren. Es ist ein leistungslimitierender Faktor. Im Jugendbereich könnten wir viel mehr machen. Wir haben Trainer, interessierte und engagierte Jugendliche, aber es fehlen Hallen, in denen wir unseren Sport ausüben und die Kinder und Jugendlichen fördern können. Um Bundesliga-Handball im Erwachsenen-Bereich zu etablieren, braucht es eine gute und leistungsorientierte Jugendarbeit. Kölner Jungs und Mädchen und im Erwachsenen-Bereich eine Perspektive bieten, daran arbeiten wir nun seit geraumer Zeit in Zusammenarbeit mit anderen Kölner Vereinen. Aus diesem Grund haben wir im Jugendbereich schon teilweise eine Spielgemeinschaft gebildet.
Wie müsste eine neue Halle für den Ballsport aussehen?
Ein Halle mit 2000 bis 3000 Zuschauern wäre nach meiner Ansicht angemessen. Es würde den Ballsportarten einen massiven Schub geben und alle Vereine stärken. Ich beobachte aber mit Argwohn, wie viele Millionen in ein Opernhaus fließen und ich rechne, wie viele Sportstätten und Sporthallen man dafür hätte sanieren und neu bauen können. Der Sport und vor allem der Vereinssport ist gesellschaftlich so immens wichtig aus verschiedenen Perspektiven. Es lohnt sich am Ende immer, in die Gesundheit und das soziale Miteinander zu investieren.
Gab es schon mal einen informellen Austausch mit der Stadtverwaltung Köln?
Wir stehen mit der Stadt und der Verwaltung in ständigem Austausch, mit dem Sportamt sind wir gut vernetzt. Wir würden uns natürlich schon wünschen, dass mehr Geschwindigkeit in gewisse Abläufe kommt, unter anderem was die Halle Chorweiler angeht. Die Gebäudewirtschaft der Stadt scheint überlastet zu sein. Es gibt ja ein Projekt des Sportamtes für das Radstadion, das in eine Multifunktionshalle umgebaut wird. Neben Handball soll dort auch Basketball und Volleyball gespielt werden. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass es 2026/2027 fertig wird. Mal sehen, ob es klappt. Aber jammern tun wir nicht. Wir machen das Beste aus der Situation und schmieden Pläne, wie wir die Situation in Zukunft verändern und verbessern können.