Zum Spiel in Müngersdorf gegen Bremen werden über 25.000 Zuschauer erwartet. Die FC-Frauen wollen ihre Negativserie beenden.
Frauenfußball1. FC Köln kämpft vor großer Kulisse um seine Zukunft
Die Fußballerinnen des 1. FC Köln werden am Sonntagnachmittag in Müngersdorf für eine Saison-Bestleistung sorgen – unabhängig vom Ergebnis des „Highlight-Spiels“ gegen den SV Werder Bremen (14 Uhr/MagentaSport und Dazn). Der FC erwartet über 25.000 Besucher im Rhein-Energie-Stadion, Rekord in der laufenden Frauen-Bundesliga-Saison. Die bisherige Bestmarke wurde ebenfalls unter Kölner Beteiligung aufgestellt: 21.508 Zuschauer sahen das Hinspiel im Bremer Weserstadion, das die FC-Frauen nach schwachem Auftritt 0:3 verloren.
Für das Rückspiel hatten die abstiegsbedrohten Kölnerinnen ursprünglich nicht nur eine sportliche Revanche geplant – sondern auch einen abermaligen Besucher-Rekord. Im April 2023 verfolgten 38.365 Zuschauer die Frauen-Premiere in Müngersdorf gegen Eintracht Frankfurt (0:2).
Kartenverkauf des 1. FC Köln lief stockend an
Doch 2024 lief der Ticketverkauf stockender an, vor einer Woche hatte der FC erst 17.000 Karten abgesetzt. Dem klammen Klub drohte ein Verlustgeschäft. Erst nach der Ankündigung von Auftritten der Kölsch-Bands Höhner und Cat Ballou nahm der Verkauf Fahrt auf. Nun könnten bis zu 30.000 Fans ins Stadion strömen und den FC in der Zuschauerstatistik (derzeit 2250 im Schnitt, Rang 8 im Liga-Vergleich) nach oben katapultieren.
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Im kürzlich veröffentlichen Saisonreport 2022/23 beschreibt der DFB die Entwicklung der höchsten Frauen-Spielklasse. Demnach waren im Schnitt 2723 Besucher bei Bundesliga-Partien – eine Verdreifachung im Vergleich zur Vorsaison. Der Gesamtumsatz konnte binnen fünf Spielzeiten auf 25 Millionen Euro verfünffacht werden. Somit erwirtschaftete jeder Klub im Schnitt erstmals mehr als zwei Millionen Euro. Gleichzeitig stiegen die Personalkosten auf durchschnittlich 2,04 Millionen Euro – was einer beachtlichen Personalkostenquote von rund 100 Prozent entspricht.
Frauenfußball bleibt in Deutschland in der Regel ein Zuschussgeschäft – der 1. FC Köln ist eine Ausnahme
Wohl auch deshalb vergrößerte sich laut DFB die Finanzlücke pro Klub auf im Schnitt 1,8 Millionen Euro. Frauenfußball bleibt trotz aller erfreulichen wie verdienten Reichweitensteigerungen in Deutschland in der Regel ein Zuschussgeschäft. Was der DFB als „kein Anzeichen für eine wirtschaftliche Schieflage, sondern Ausdruck des stetig steigenden und immer intensiveren Engagements der Lizenzklubs im Frauenfußball und als Investition“ umschreibt.
Laut Geschäftsführer Christian Keller bildet die Frauenabteilung des 1. FC Köln eine Ausnahme. Bei einem Besuch im „Doppelpass“ Ende des vergangenen Jahres nannte Keller Zahlen: 2022 hätten die FC-Frauen rund 500.000 Euro eingenommen und 1,5 Millionen Euro Kosten verursacht – im Vergleich zum Männer-Fußball Minimal-Beträge.
Doch inzwischen, so berichtete Keller, „trägt sich der Frauenfußball von selbst und hat ein ausgeglichenes Budget auf erhöhtem Niveau“. Der FC habe angefangen, den Frauenfußball „nicht als lästiges Übel“ zu behandeln, sondern ernst zu nehmen, das Resultat sei ein Umsatz von 2,3 Millionen Euro. „Wir sind noch lange nicht am Ende. Wenn wir es richtig machen, kommen wir locker auf vier bis fünf Millionen“, berichtete Keller.
Müngersdorf-Premiere für FC-Trainer Daniel Weber
In diese Richtung können sich die FC-Frauen allerdings nur als Bundesligist weiterentwickeln. Und dieser Status ist nach acht sieglosen Liga-Partien in Folge akut gefährdet. „Für uns stehen die drei Punkte im Vordergrund“, sagte deshalb Trainer Daniel Weber vor dem Highlight am Sonntag. Doch der Coach wird von personellen Sorgen geplagt.
Lotta Cordes erlitt im Training eine schwere Knieverletzung und wird monatelang fehlen. Sie ist nach Adriana Achcinska der zweite Langzeit-Ausfall im Mittelfeldzentrum. Manjou Wilde steht nach ihrer Blessur aus dem Duisburg-Spiel (0:0) hingegen wieder zur Verfügung, trainiert bereits seit der vergangenen Woche wieder voll mit der Mannschaft.
Alle Partien des 15. Frauen-Bundesliga-Spieltags sind kostenlos zu sehen
Für den gebürtigen Bonner Weber ist es das erste Spiel in Müngersdorf, der 50-Jährige ist erst seit vergangenem Sommer im Amt. „Ich war beim Spiel der Männer gegen Bayer Leverkusen und habe erst dort richtig realisiert, welche Rahmenbedingungen uns erwarten. Ich bin stolz, ein Teil des Spiels sein zu dürfen“, sagte der FC-Trainer. „Im Hinspiel in Bremen hatten wir einen großen Support. Unsere FC-verrückte Stadt wird nochmal einen draufsetzen und dann werden wir mit kühlem Kopf hoffentlich ein Tor mehr schießen als der Gegner.“
Wer das Spiel nicht in Müngersdorf verfolgt, kann kostenlos im Stream zuschauen. Anlässlich des Weltfrauentags veranstalten DFB sowie die übertragenden TV-Sender und Streaminganbieter den „Spieltag für alle“ – die sechs Partien des 15. Bundesliga-Spieltags sind allesamt kostenlos zu sehen sein.
Die Partie am Sonntag ist eine Zäsur am Stadion-Mikrofon: Bisher führte Michael Trippel, der dieselbe Funktion auch bei den FC-Männern ausübt, die Zuschauer durch die Heimspiele. Ab sofort übernimmt Svenja Hein diese Position bei den Frauen.
Die 24-Jährige wurde zuletzt bereits im Heimspiel gegen Bayern dem Publikum vorgestellt und wird nun erstmals verantwortlich die Moderationen übernehmen – und das direkt vor Zehntausenden im großen Müngersdorfer Stadion: „Ich möchte das Jeföhl, das unsere Stadt und den Verein ausmacht, transportieren und gemeinsam mit der Mannschaft und den FC-Fans das Stadion zum Brodeln bringen“, sagte Hein vor ihrer Feuertaufe.