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Geheilter Leukämie-Patient wieder bei Blau-Weiß KölnWie Manuel Schmidt zurück zu seiner alten Liebe fand

Lesezeit 3 Minuten
Manuel Schmidt bei Rheingold Poll

Manuel Schmidt (rechts), hier während seiner Zeit in Poll, ist wieder voll in seinem Element.

Seit der Wintervorbereitung ist der Coach zurück bei seinem Heimatklub.

Wer erlebt hat, was Manuel Schmidt erlebt hat, ist im Amateurfußball sicher mit einem anderen Blick unterwegs. Als geheilter Leukämie-Patient kann er sich seit anderthalb Jahren wieder voll und ganz auf die schönste Nebensache der Welt konzentrieren. Und wer ihn die Seitenlinien der Sportplätze im Großraum Köln hoch und runter stapfen sieht, erkennt leicht, dass der coachende Familienvater in seinem Element ist.

„Ich bin zurück bei meiner alten Liebe“, sagt Schmidt nach seiner Rückkehr zu Blau-Weiß Köln. Bei dem Verein am Eichenkreuz in Sülz wurde er als aktiver Fußballer groß, ehe sich sein Lebensmittelpunkt in den Norden nach Heimersdorf verlagerte.

Geschäftsführer Daniel Buss hat mich bei unserem Stammtisch schon letztes Jahr versucht zu überreden
Manuel Schmidt, Trainer von Blau-Weiß Köln

Über den FC Pesch, CfB Ford Niehl und Weiler-Volkhoven landete er erneut am Militärring bei den Blau-Weißen. Dort musste er seine aktive Karriere 2011 aber beenden. „Ich hatte Arthrose im Knie und das verfolgt mich bis heute“, erklärt der leidenschaftlich, aber doch gemütlich-locker wirkende Südwest-Kölner.

Dass er bei Blau-Weiß vor knapp zwölf Jahren erstmals Cheftrainer war, hielt ihn nach den Stationen Rheingold Poll (vor der Leukämie-Diagnose) und SpVg. Flittard (nach dem Kampf gegen den Blutkrebs) erst einmal von einem weiteren Engagement ab. „Daniel Buss ist ja Geschäftsführer bei Blau-Weiß und ein guter Kumpel. Bei unserem Stammtisch hat er mich schon letztes Jahr versucht zu überreden“, erklärt Schmidt.

Das ist das größte Spiel meiner Karriere
Manuel Schmidt, Trainer von Blau-Weiß Köln, über das bevorstehende Pokal-Halbfinale gegen Düren

Obwohl auch Thomas Liesenberg als befreundeter Weggefährte und vierter Torwart damals wie heute im Kader steht und auch Peter Höh die Stellung gehalten hat, musste vor Schmidts drittem Engagement erst etwas Zeit vergehen. „Nach Flittard war klar, dass ich erstmal eine Pause machen möchte“, erklärt der Mann mit dem Herz für Blau-Weiß. „Wir hatten dort eine erfolgreiche Phase mit der Herbstmeisterschaft 2021. Dann hat aber nicht mehr alles ineinandergegriffen.“

Abschied aus Flittard im Sommer 2022

Nach Platz fünf in der Bezirksligasaison 2021/22 habe er sich für den Abgang entschieden, bevor es die ambitionierten Flittarder für ihn getan hätten. Der Rest des vergangenen Jahres wurde dann zur Selbstoptimierung genutzt. Vor allem die Operation, bei der ihm ein neues Kniegelenk eingesetzt wurde, bedurfte bis November 2022 Schmidts voller Aufmerksamkeit.

Manuel Schmidt feiert emotionalen Höhepunkt im Mittelrhein-Pokal

„Und dann hat sich auch bei Blau-Weiß die Situation geändert“, sagt der Coach. Nach dem schnellen Aus von Eskandar Zamani betreuten Marcus Mazat und André Reale den Bezirksligisten vorübergehend. „Raffaelo Wolf war als Sportlicher Leiter schon im Sommer dazu gekommen. Auch er ist ein sehr guter Kumpel und hat mir die Entscheidung leicht gemacht“, erklärt der Rückkehrer.

Seit der Wintervorbereitung betreut er also wieder seine „alte Liebe“ und traf Anfang März prompt auf die verflossene, die SpVg. Flittard. „Dass wir da eine sehr gute Leistung gezeigt und verdient 4:4 gespielt haben, hat schon gutgetan“, erwähnt der Coach ein emotionales Highlight.

Und weil die Verbindung zwischen Manuel Schmidt und BW Köln einfach zu stimmen scheint, reiht sich dieses in eine ganze Reihe von Höhepunkten ein. Der Pokal-Coup gegen Mittelrheinligist Glesch-Paffendorf (3:2) im Februar und vor allem der kommende Halbfinal-Kracher gegen die Regionalliga-Profis vom 1. FC Düren lassen sein Herz höherschlagen: „Das ist das größte Spiel meiner Karriere“, ordnet der 42-Jährige das ungleiche Duell vor 800 heimischen Zuschauern am Mittwoch ein. Eine Einschätzung, die man dem ehemals todkranken Trainer gerne abnimmt.