Die 15-Jährige geht in diesem Jahr in der Formel 4 an den Start, fährt unter anderem in Spa und auf dem Nürburgring. Doch sie hat noch größere Ziele.
Motorsport-Talent Mathilda PaatzDiese junge Kölnerin träumt von einem Cockpit in der Formel 1
Mathilda Paatz träumt von der Formel 1. Die 15 Jahre alte Kölnerin gilt in der Rennsport-Szene als großes Talent – und ist ihrem Ziel wieder einen Schritt näher gekommen. Die Teenagerin verlässt das Nachwuchsteam des früheren spanischen Formel-1-Weltmeisters Fernando Alonso.
Zukünftig fährt die Kölnerin nicht mehr in internationalen Kart-Meisterschaften, sondern im ADAC Formel 4 Junior Team. Die Gymnasiastin ist 2024 als erste und einzige Frau in der Formel 4 Frankreich unterwegs und möchte mit dem Einstieg in die neue Rennserie den nächsten Schritt machen, um eines Tages Formel 1 zu fahren.
Bislang konnte sich keine Frau nachhaltig in der Formel 1 durchsetzen
Den Traum vom Cockpit in der Königsklasse hatten in der Vergangenheit bereits einige Rennfahrerinnen, doch seit dem Start der Formel 1 im Jahr 1950 hat es nur eine Handvoll Frauen überhaupt hinter das Steuer der Monoposti geschafft. Nachhaltig gelang es allerdings keiner Fahrerin, sich in der Männerdomäne durchzusetzen. Aktuelle Fahrer hätten offenbar kein Problem mit weiblicher Konkurrenz. „Die Formel 1 braucht einfach die 20 besten Rennfahrer der Welt. Ob das 20 Mädels oder 20 Jungs sind, ist doch völlig egal“, betonte Formel-1-Pilot Pierre Gasly kürzlich.
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Ihr Hauptaugenmerk will „Speedgirl“ Mathilda Paatz in ihrer ersten Saison darauf legen, sich im neuen Auto einzugewöhnen: „Aktuell überwiegt meine Vorfreude auf mein erstes Jahr im Formel-4-Boliden. Ich mache mir keinen Druck und versuche, in der ersten Saison möglichst viele Erfahrungen zu gewinnen“, sagt Paatz.
Experten trauen der motorsportverrückten Teenagerin den nächsten Schritt im Formel-Rennsport zu. Die Berufung zur Teilnahme an den Fia-Motosport-Games im vergangenen Jahr, zum zweiten Mal in Folge der Einzug in das Finale des Fia „Girls on Track“-Projekts bei der Ferrari Driving Academy als eines der vier besten Mädchen ihres Jahrgangs oder der Sprung ins ADAC Formel 4 Junior-Team als einzige Jugendliche aus Deutschland spiegeln die Anerkennung für die bisherigen Leistungen Paatz‘ wider.
Das Kräftemessen mit den Jungs scheut die Schülerin nicht. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe und bin hoch motiviert. Vor allem will ich den Vorurteilen, die gegenüber Frauen im Motorsport herrschen, mit guter Leistung entgegentreten“, so die Nachwuchsfahrerin.
Erste Erfahrung im Formel-Auto sammelte die seit fünf Jahren im Kartsport aktive Sportlerin im Rahmen von „Fia Girls on track“. Nur von einer Zwischenstation zu sprechen, würde der neuen Herausforderung nicht gerecht, meint Mathilda Paatz. Anschließend soll es in der Formel-Kategorie dennoch weiter gehen: „Die Formel 1 ist das, wo ich hin will“, bekräftigt die Gymnasiastin ihr langfristiges Ziel.
Mehr G-Kräfte als beim Kartfahren
Anspruchsvoller als bisher in den Rennen um Kart-Europameisterschaft oder -Weltmeisterschaft wird es nun in der Formel 4. Nicht nur fahrerisch, auch physisch. Ihre Fitness hat die 1,73 Meter große Teenagerin in den vergangenen Jahren indes stetig verbessert. In den vergangenen Jahren ist die junge Rennfahrerin vom Kölner Trainer Frank Zimmermann in „Frank’s Fitnesspark“ in Düren behutsam aufgebaut worden, hat kontinuierlich ihre Ausdauer und Kraft gesteigert. Zahlreiche Veränderungen kommen nun in der Formel 4 auf sie zu, weiß Mathilda Paatz: „Es wird alles anders, nicht nur das Lenkrad. Ich sitze anders, es wird schneller, es gibt viel mehr G-Kräfte.“
Viel Zeit für andere Hobbys bleibt neben Schule und Rennsport nicht. Wenn es die Zeit zulässt, gehören Skifahren und Tennis zu den Leidenschaften der sportlichen Kölnerin: „Laufen, Fahrradfahren und Fitnessstudio mache ich auch, aber das sehe ich weniger als Hobbies.“
Die Begeisterung für den Motorsport liegt in der Familie. Schon als Vierjährige stieg Mathilda an der Seite ihres Vaters Michael Paatz zum ersten Mal in ein Kart. Seit vielen Jahren ist der Kölner Unternehmer in der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring unterwegs und hat ein eigenes Rennteam mit dem Namen „Mathilda Racing“.
Formel 4 ist ein kostspieliges Unterfangen
Das Training im Simulator nimmt in der Formel 4 eine wesentlich größere Rolle ein, als bisher im Kartsport. Auch aus Kostengründen verbringt die Rennfahrerin zukünftig vor den Rennen weniger Zeit auf der Strecke. Die finanziellen Dimensionen sind mit dem Wechsel enorm angewachsen. Ein Testtag im Kart schlägt mit rund 1000 Euro zu Buche, ein Tag in der Formel 4 kostet etwa das Siebenfache.
Gut, dass Zuhause in Köln-Brück ein Rennsimulator steht. „Es wäre schön, wenn wir es schaffen, neben der ADAC Stiftung Sport und dem DSK e.V. (Deutscher Sportfahrer Kreis) noch weitere Sponsoren zu finden. Zum Beispiel Unternehmen, die Frauen im Motorsport unterstützen wollen“, sagt Michael Paatz, der sich um das Budget kümmert.
In der französischen Rennserie fahren alle Teilnehmer mit dem gleichen Material, Fahrzeug und Reifen, Ingenieure und Mechaniker werden gestellt. Gefahren wird mit einem Chassis des Herstellers Mygale, den 1,3-Liter-Turbomotoren von Renault antreiben. Auch wenn das Tempo langsamer ist, als etwa in der Formel 1, werden Spitzengeschwindigkeiten von rund 230 km/h gefahren.
Mathilda Paatz wird 2024 21 Formel-4-Rennen fahren
Insgesamt 21 Rennen (drei Läufe an jedem der sieben Rennwochenenden) stehen 2024 auf dem Terminkalender von Mathilda Paatz. Die Circuits von Paul Ricard oder Magny-Cours konnte sie bereits bei Tests kennenlernen, die anderen Strecken kennt sie bisher nur vom Simulator: „Für mich sind die Strecken alle neu. Auf die beiden Rennen außerhalb von Frankreich im belgischen Spa und insbesondere auf dem Nürburgring Ende Juli, wo quasi unser Heimrennen stattfindet, freue ich mich ganz besonders.“
Am letzten Wochenende im März beginnt auf der Rennstrecke in Nogaro im Südwesten Frankreichs für Mathilda Paatz das Abenteuer Formel 4. Einem Vorbild wird die ambitionierte Kölnerin nicht nacheifern. „Jeder, des es im Motorsport geschafft hat, ist irgendwo ein Vorbild für mich. Aber ein einzelnes Vorbild habe ich nicht. Gerade bei den Frauen ist das nicht möglich, denn bisher hat es noch keine Frau dahin geschafft, wo ich hinwill. Ich orientiere mich einfach an der Spitze.“