Der Kölner Coach spricht im Interview über seine Doppelrolle als Trainer und Sportdirektor sowie die personellen Planungen des Regionalligisten.
Matthias Mink im Interview„Fortuna Köln ist auch mein Verein – jetzt kann ich etwas zurückgeben“
Herr Mink, die Woche begann traurig für den SC Fortuna Köln. Der langjährige und beliebte Ordner Dieter Völkel ist am Montag unerwartet im Alter von 69 Jahren gestorben.
Matthias Mink: Dieter war eine gute Seele der Fortuna, ein Ehrenamtler, der dem Verein bei jedem Heimspiel zur Verfügung stand. In den vergangenen Jahren ist der bei uns eine Institution geworden, er stand immer am Spielertunnel. Es ist sehr traurig.
Im kommenden Heimspiel am Freitagabend gegen den Wuppertaler SV (19.30 Uhr) soll es eine Schweigeminute geben, das Team soll mit Trauerflor auflaufen. Wie werden Sie die Partie sportlich angehen?
Natürlich wollen wir das Maximale holen. Ein Duell am Freitagabend im Südstadion mit Wuppertal ist so kurz vor Saisonende ein herausragendes Spiel.
Haben Sie das Gefühl, dass der Mannschaft etwas die Luft ausgeht?
Nein, das ist definitiv nicht der Fall. Das lässt mich die Mannschaft nicht spüren. Das hat man beim Spiel in Düren (2:2, d. Red.) auch im Zuge des Rückstands gesehen. Nach dem Ausgleichstreffer waren wir die Mannschaft, die auf Sieg gespielt hat und das Spiel unbedingt gewinnen wollte. Die Maßgabe ist, dass wir Platz zwei im Blick behalten wollen.
Sie haben kürzlich für die Doppelfunktion aus Cheftrainer und Sportdirektor beim SC Fortuna zugesagt. Was hat den Ausschlag für Ihr „Ja“ gegeben?
Die Tatsache, dass ich in der Rolle aufgehe. Es macht mir Spaß, auch mit der Mehrbelastung. Dazu habe ich seitens des Vorstands und des Umfelds viel Zustimmung erhalten. Das habe ich als Wertschätzung erachtet. Es hört sich etwas pathetisch an – aber die Fortuna ist auch mein Verein und hat mir in den letzten Jahren viel gegeben. Jetzt kann ich dem Verein in dieser Doppelfunktion etwas zurückgeben.
Sie mussten also nicht überredet werden? Trainer-Interimslösung, dann bis zum Saisonende und nun langfristig – immerhin war es eine stetige Steigerung der Anforderungen.
Natürlich hat man miteinander geredet. Aber es musste mich niemand dazu beknien oder den Job mit Engelszungen an mich herantragen. Ganz bestimmt nicht. Wir haben die Themen pragmatisch besprochen, seitens des Vereins gibt es viel Unterstützung. Die Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt: Niklas Müller als Geschäftsführer. Timo Westendorf, Hamdi Dahmani, Adam Kasprzik und Andreas Moog im Trainerteam. Und natürlich auch unser Scout Pascal Lammerich. Noch ist in der Aufteilung noch nicht alles schlüssig – aber an gewisse Themen muss man sich herantasten.
Sie haben also nicht die Befürchtung, dass Ihnen durch die Doppelrolle als Trainer und Sportdirektor eine wichtige Stimme, die vielleicht auch mal eine andere Meinung vertritt, fehlt?
Nein. Ich glaube, dass wir die Verzahnung und Kommunikation in diesem inneren Kreis schon in den letzten Monaten sehr gut gelebt haben. Es hat immer ein sehr guter Austausch stattgefunden. Klar: Insgesamt ist eine Person weggefallen. Aber dadurch sind wir anderen noch enger zusammengerückt – das kann auch ein Vorteil sein und neue Impulse setzen.
Haben Sie schon genaue Vorstellungen, wie die Mannschaft ab dem Sommer aussehen soll? Oder ist das noch ein leeres Bild?
Noch ist es ein relativ leeres Bild, aber es entwickelt sich. Wir haben zwölf laufende Spielerverträge. Was nicht heißt, dass die unbedingt so weiterlaufen müssen. Bei anderen Spielern versuchen wir, eine Vertragsverlängerung zu erreichen. Es gilt wieder die Marschroute: Wir versuchen, einen Großteil der Mannschaft zusammenzuhalten. Viele wichtige Spieler haben in dieser Saison nochmal einen Schritt in ihrer Entwicklung nach vorne gemacht. Aber gerade in unserem Segment des bezahlten Fußballs zieht es sich. Es wird in allen Bereichen von Jahr zu Jahr später. Auch viele Spieler halten sich ihre Optionen offen und sondieren den Markt. Darum wird sich die Kaderplanung mit Sicherheit bis in die Vorbereitung hereinziehen, vielleicht sogar bis nach Saisonstart. Also heißt es: abwarten. Es wird eine interessante Transferphase.
Gibt es bereits feststehende Abgänge?
Im Detail haben wir noch nicht mit unseren Spielern gesprochen. Darum wäre es verfrüht, darüber zu sprechen.
Wie sieht es mit Maik Kegel aus, der sich Mitte November erneut das Kreuzband gerissen hat?
Er wird zurück nach Kiel gehen, in die Heimat seiner Frau. Aber das war schon vor seiner Verletzung klar. Wir wollen ihn noch gebührend verabschieden – leider nicht mehr auf dem Feld.
Felix Buer, die bisherige Nummer zwei, stand in den vergangenen drei Partien im Tor der Fortuna. Kapitän André Weis saß nur auf der Bank.
Wir hatten geplant, dass Felix mindestens ein bis drei Spiele die Chance bekommt, sich zu präsentieren. Lennart Winkler wird ebenfalls noch eine Chance erhalten. Und André steht natürlich auch nochmal im Tor. Dann sehen wir weiter.
Das sind Indizien, dass Weis den Verein im Sommer verlässt.
Das steht noch nicht fest. Aber wir haben André klar kommuniziert, dass wir unseren Blick auf die jungen Spieler richten. Und auf die Spieler, die Vertrag haben. Das ist bei Felix der Fall, Lennart soll in die Verlängerung gehen. Dann ist die Frage, inwiefern sich in dieser Konstellation noch Raum für André ergibt. Das haben wir ihm so kommuniziert.
Wenn noch so viele Personalfragen offen sind, wird es vermutlich noch eine Weile dauern, bis die Fortuna ein offizielles Saisonziel formuliert.
Ja, das ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht möglich. Dafür sind die Rahmenbedingungen zu unklar. Wir wissen noch nicht final, wer aus der Dritten Liga absteigt. Wir wissen auch nicht, wie sich die Situation bei den anderen Regionalligisten gestaltet. Zuletzt hieß es, dass der Wuppertaler SV enorm zurückfährt. Bei Rot-Weiß Oberhausen weiß man auch nicht, wie sie sich wirtschaftlich sortieren. Darum ist völlig unklar, wo wir uns zur neuen Saison im Liga-Vergleich einsortieren. Vom Grundsatz her haben wir aber ein gutes Gefühl. In den letzten Transferperioden haben wir gezeigt, dass einiges möglich ist. Wir waren immer in der Lage, einen guten Kader zusammenzustellen. Das muss auch für die kommende Saison das Ziel sein.
Würden Sie sich über den MSV Duisburg in der Regionalliga West freuen?
Für die Attraktivität der Liga wäre es natürlich Wahnsinn, gerade wenn mit Alemannia Aachen ein Großer herausgeht. Gleichzeitig würde ich dem MSV den Klassenerhalt gönnen. Aber die Konstellation ist schwierig, Duisburg müsste die letzten vier Spiele gewinnen.
Wie hat sich die Fortuna von Ihrer ersten Trainer-Amtszeit (2007 – 2011, d. Red.) bis heute verändert?
Damals war es kein Profifußball. Wir haben am späten Nachmittag oder abends trainiert. Damals war die Fortuna in einem extremen Wachstum und in der NRW-Liga waren wir immer die Gejagten. Das waren schon andere Voraussetzungen. Jetzt betreiben wir Profifußball. Wir sind ein Traditionsverein in der Regionalliga und sicherlich eine große Nummer – aber da gibt es eben noch andere, die diese Rolle für sich beanspruchen.