Die Kölner Offensivspielerin über das Derby am Sonntag und das Highlight in Müngersdorf im April.
FC-Spielerin Sharon Beck„Wenn es eine Stadt schafft, dann nur Köln mit den verrückten Fans“
Frau Beck, am Dienstagabend war für den 1. FC Köln Endstation im DFB-Pokal-Viertelfinale. Gegen den VfL Wolfsburg gab es ein 0:4. Können Sie trotz des Ergebnisses zufrieden sein mit dem Auftritt?
Ja, definitiv. Ich glaube nicht, dass das Ergebnis das Spiel widerspiegelt. Jede Einzelne kann stolz auf sich sein, wir haben alles reingeworfen. Gegen so eine Mannschaft wie Wolfsburg mit dieser Startaufstellung ist es einfach enorm schwer. Für mich hat der VfL mit die besten Spielerinnen der Welt im Kader.
In der Bundesliga hat Wolfsburg bislang alle zwölf Spiele gewonnen und dabei erst fünf Gegentore kassiert. Halten Sie eine solche Übermachtstellung für schädlich?
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Nein. Ich glaube, dass es unglaublich attraktiv für die Bundesliga ist, so eine Mannschaft dabei zu haben und so einer Mannschaft zuzuschauen. Es ist eher ein Pluspunkt für die Liga. Und spannend kann es hinten raus durchaus nochmal werden, Wolfsburg spielt auch noch in der Champions League, also in drei Wettbewerben. Da würde ich in der Bundesliga weder die Bayern noch Eintracht Frankfurt abschreiben.
Beim FC ist es auf jeden Fall spannend – auch weil ihr Team es spannend macht. Sie stecken im Abstiegskampf und in einem Formtief. Im neuen Jahr ist noch kein Tor gelungen und es gab drei 0:4-Pleiten. Die Niederlage in Essen war für Trainer Sascha Glass „die schlechteste Leistung“ seit seinem Amtsantritt. Wo sehen Sie die Gründe?
Zunächst einmal stimme ich unserem Trainer in seiner Einschätzung zum Essen-Spiel komplett zu. Und zu den Gründen: Würden wir die genau kennen, hätten wir sie schon geändert. Aktuell sind wir alle ein Stück weit enttäuscht, was die Situation betrifft. Darum hoffen wir auf ein gutes Spiel am Sonntag gegen Bayer 04 Leverkusen, das uns Aufschwung bringt für die nächsten wichtigen Wochen.
Was hat zu Beginn der Hinrunde besser geklappt, als Siege gegen Hoffenheim und Bremen gelungen sind?
Das ist schwer zu sagen, wir hatten zuletzt leider keinen guten Lauf. Wir müssen jedes Spiel mit vollem Einsatz angehen. Dann bin ich mir sicher, dass wir in den nächsten Wochen die wichtigen Punkte holen. Und das ist es letztlich, was uns auch aus der Krise holen kann. Wenn wir den ersten Sieg holen, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Am Sonntag ist Bayer 04 zu Gast in Köln (13 Uhr, Franz-Kremer-Stadion), ihr Ex-Klub. Eine Doppel-Motivation?
Definitiv, das ist eine besondere Konstellation. Es wird ein Mega-Spiel, ich freue mich unglaublich darauf.
Sehen Sie Bayer 04 und den FC sportlich auf Augenhöhe?
Grundsätzlich ja, auch wenn die Tabelle aktuell ein anderes Bild zeigt. Wir haben sehr viel individuelle Qualität im Kader. Am Sonntag wird es auf die kämpferische Einstellung ankommen. Jeder Spielerin ist bewusst, in welcher Situation wir uns aktuell befinden. Wir sind wirklich heiß auf das Spiel.
Neben den vielen schlechten Nachrichten gab es auch eine erfreuliche: Sie werden im April erstmals ein Heimspiel in Müngersdorf absolvieren. Wie haben Sie davon erfahren?
Wir waren im Rhein-Energie-Stadion eingeladen, als man es uns gesagt hat. Es war ein kleines Geschenk seitens des Vereins. Auch wenn der aktuelle Fokus auf der Liga liegt, ist die Vorfreude groß. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Verein seiner Frauen-Abteilung so etwas ermöglicht.
Glauben Sie, dass der angepeilte Zuschauer-Rekord im Spiel in Müngersdorf gegen Frankfurt fallen wird?
Ich hoffe es! Wenn es eine Stadt schafft, dann nur Köln mit seinen verrückten Fans.
Wie bewerten Sie das Standing der Frauen-Abteilung innerhalb des 1. FC Köln?
Als sehr gut. Wir haben in den vergangenen Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht und es sind zudem auch immer wieder so Kleinigkeiten, die zeigen, dass der Verein absolut hinter uns steht. Die Wertschätzung ist enorm groß.
Was für Kleinigkeiten?
Dass die Geschäftsführung regelmäßig bei unseren Spielen ist, dass Steffen Baumgart schon da war. So etwas ist nicht in jedem Verein der Fall. Es hat bei uns etwas Familiäres. Oder dass wir die Trainingsräume gleichzeitig benutzen können. So etwas wäre bei manchen anderen Klubs noch ein Problem.
Wie würden Sie die Frauenfußball-Abteilung des 1. FC Köln im Vergleich zu anderen Großklubs bewerten?
Bayern und Wolfsburg haben natürlich finanziell ganz andere Möglichkeiten und sind dementsprechend weit weg. Aber im Rahmen unserer Möglichkeiten machen wir das Beste daraus. Der FC ist dabei, mit der Frauen-Abteilung weiter zu wachsen. Wir sind da auf einem sehr guten Weg.
Der FC hat in dieser Saison erstmals alle Spielerinnen mit Gehältern ausgestattet, von denen sie ohne Zweitjob leben können. Das ist jedoch noch nicht bei allen Bundesligisten der Fall.
Diese Professionalisierung muss weitergehen. Es sollte nicht sein, dass Spielerinnen am Morgen noch arbeiten gehen müssen und danach erst trainieren können. Der Fokus muss auf dem Fußball liegen. Das würde die Qualität der Bundesliga auch noch einmal erhöhen. Ich hoffe, dass es sich zeitnah dahin entwickelt.
In der laufenden Saison sind die Besucherzahlen in den Bundesliga-Stadien spürbar gestiegen. Glauben Sie an einen dauerhaften Trend?
Ich würde es mir wünschen. Es ist gut, dass schon im Sommer die WM ansteht und wir diesen Boom mitnehmen können. Wenn wir die Bundesliga und die Spiele noch besser vermarktet bekommen, werden wir sicher bald vor noch deutlich größeren Kulissen spielen.
Eine Grundvoraussetzung für den FC ist, dass Ihr Team und Sie die Kurve bekommen.
Das stimmt, der Druck ist da.