Kölner Tennisprofi über Brände in Australien„Ich konnte das Hotel nicht verlassen“
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Oscar Otte ist in der Qualifikation zu den Australien Open gescheitert.
Im Interview spricht der Kölner Tennisprofi über die Buschbrände in Australien.
Der 26-Jährige erklärt, was er an seinem Spiel verändern will.
Köln – Herr Otte, Sie sind in der Qualifikation zu den Australian Open in der ersten Runde an dem Franzosen Mathias Bourque mit 7:5, 1:6 und 1:6 gescheitert – wie groß ist die Enttäuschung?
Schon sehr groß. Leider hatte ich seit einigen Tagen große Probleme mit der Patellasehne, deshalb konnte ich mich nicht gut bewegen. Nach dem ersten Satz hat mein Gegner mich im zweiten und dritten Satz sehr viel laufen lassen.
Die waren absolut okay. Die Berichte über die schlechte Luftqualität hier waren überzogen.
In den Nachrichten hat man zuletzt nur schlimme Bilder aus Australien gesehen. Wie war die Lage vor Ort?
Es war und ist wirklich dramatisch. Als ich vor zwei Wochen zu meinem Vorbereitungsturnier in Canberra angekommen bin, konnte ich mein Hotelzimmer zwei Tage nicht verlassen. Auch mit Atemschutz konnte man es im Freien nicht aushalten. Obwohl mein Aufenthalt schon ein paar Tage her ist, habe ich immer noch den Husten. Das fühlte sich an, als ob man in einen Grill reinbeißt.
Zur Person
Oscar Otte wurde am 16. Juli 1993 in Köln geboren. Der 26-Jährige Deutsche Hallenmeister von 2015 spielte von 2011 bis 2019 für den KTHC Stadion Rot-Weiss, mit dem er vor 2014 in die 1. Bundesliga aufstieg. In diesem Sommer wird er in der 2. Bundesliga für den Aufstiegsaspiranten TC Bredeney aufschlagen. Aktuell wird Otte in der Weltrangliste auf Position 163 geführt. (mbu)
Wie gefährlich war die Luft dort?
Ich habe mal gelesen, dass in Köln die Feinstaub-Werte für die Luftqualität zwischen 10 und 30 liegen. In Canberra hatten wir einen Wert von 1000.
Wie empfinden die Einheimischen die Situation?
Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, erzählen, dass sie solch schlimme Brände auch noch nie erlebt hätten. Sie haben Angst.
Wie schwierig war es, sich auf das Tennisspielen zu konzentrieren?
Das ist halt mein Job. Ganz ausblenden kann man das sicherlich nicht, aber das geht ja allen Tennisprofis so.
Vor gut zwei Jahren waren die Top 100 Ihr Ziel. Jetzt sind Sie auf Platz 163. Warum haben Sie Ihr Ziel noch nicht erreicht?
Ich habe in der Zeit viel mit Verletzungen zu kämpfen gehabt. Ich versuche, jetzt noch mehr auf meinen Körper zu achten und habe auch einen neuen Fitness-Coach in Köln. Um die Top 100 zu knacken, muss man topfit sein und konstant spielen. Aber klar: Es bleibt mein Ziel.
Was wollen Sie an ihrem Spiel verändern?
Ich möchte noch aggressiver und druckvoller spielen, die Bälle früher treffen. Das klingt relativ einfach, ist es aber nicht.
Sie haben vor Weihnachten Ihren Wechsel vom Bundesligisten Rot-Weiss Köln zum Zweitligisten TC Bredeney bekanntgegeben. Sie haben acht Jahre für Rot-Weiss gespielt und waren Publikumsliebling und „Mr. Bundesliga“. Wie fielen die Reaktionen auf Ihre Entscheidung aus?
Eigentlich konnten alle meine Entscheidung verstehen. Sie wissen, dass man als Tennisprofi schauen muss, wo man bleibt. So ein Jahr auf der Tour verschlingt locker 100 000 Euro. Da muss man schon nach dem Geld schauen. Trotzdem war der Abschied sehr emotional.
Was haben Sie den Leuten entgegnet, die Sie als geldgierig bezeichnet haben?
Das haben die meisten wirklich nur gemacht, um mich zu ärgern.
Und wie hat Ihr Bundesliga-Trainer Ralph Grambow ihre Entscheidung aufgenommen?
Das war schon etwas schwieriger. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und ich habe ihm viel zu verdanken. Aber ich denke, jetzt ist alles okay.
Wie lange bleiben Sie in Essen?
Ich habe einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich nochmal zu Rot-Weiss zurückkehre.