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Kommentar zu KatarDer Fußball allein soll die Moral des Westens retten

Lesezeit 2 Minuten
Katarkomm

Katars Emir Tamim al Thani und Fifa-Präsident Infantino.

Köln – Wenige Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat der Emir von Katar der westlichen Welt erstmals ganz deutlich gesagt, was er von ihrer Kritik an der Menschenrechtslage in seinem Staat hält. Nichts. Die permanenten Hinweise auf menschenverachtende Ausbeutung der Leiharbeiter, auf die Diskriminierung aller Gruppen, die vom mittelalterlichen Weltbild des Golfstaates abweichen, auf die ganz generelle Willkür in seinem Staat, sieht Tamim al Thani als einen Vorwand, um Katar und die Leistung der Herrscherfamilie generell zu diskreditieren.

Es stimmt, dass Katar mächtige Feinde wie Saudi-Arabien hat, die es mit Menschenrechten um keinen Deut besser halten und dem Nachbar alles Schlechte wünschen. Aber am Ende bleibt als Tatsache: Alle diese Hinweise sind berechtigt. Die Beschreibung des unmenschlichen Systems ist zutreffend. Punkt.

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Wenn der Emir von westlicher Doppelmoral spricht, trifft er allerdings einen wunden Punkt. Denn Katar hatte bislang nicht die geringsten Probleme damit, bedeutende Sport-Events wie Tennis-Turniere, Golf-Turniere, Motorrad-WM-Läufe und sogar eine Handball-Weltmeisterschaft auszurichten. Ebenso einfach war für die Familie Al-Thani die Übernahme des Fußball-Klubs Paris St.-Germain und die Besetzung einflussreicher Posten in der Uefa. Überall im Sport hat man gern die Hand aufgehalten und die katarischen Millionen genommen. Wo ist jetzt also das Problem mit dieser WM?

Katar kann diese zynische Frage aus einer Position vielfach unterschätzter politischer Stärke stellen. Auf seinem Boden befindet sich der wichtigste US-Luftwaffenstützpunkt im Mittleren Osten, für sein Gas unternehmen westliche Politiker wie die der Bundesregierung Wallfahrten nach Doha, um nach dem Bruch mit Putin an dringend benötigtes Flüssiggas zu kommen. Mit seinem Kapital machen alle westlichen Volkswirtschaften die besten Geschäfte.

Aber es ist der Fußball, der den moralischen Anspruch des Westens retten soll. Es gibt für eine teilnehmende große Nation wie Deutschland keine Alternative zu einer eindeutigen Haltung und freier Kritik an den Zuständen. Alles andere wäre erbärmlich. Die Vorstellung, dass sich dadurch in Katar nach dieser WM etwas bessert, ist allerdings naiv. Das hat der Emir jetzt ganz deutlich gemacht.