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Kommentar zu Sebastian VettelEin Rennfahrer verloren im falschen Auto

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Sebastian Vettel

  1. Seit 2015 fährt Sebastian Vettel für die Scuderia Ferrari. Trotz 14 Rennsiegen blieb der große Traum vom Weltmeister-Titel nur ein Wunsch.
  2. Nach dieser Saison wird die Zeit des Heppenheimers beim italienischen Rennstall zu Ende sein, das ist bereits sicher.
  3. Vettels Ende bei Ferrari ist unrühmlich, doch das ist nicht die Schuld des vierfachen Weltmeisters. Ein Kommentar.

Köln – Als Sebastian Vettel 2015 von Red Bull zur Scuderia Ferrari wechselte, schien zusammenzukommen, was zusammengehörte. Das mit Michael Schumacher so erfolgreiche Formel-1-Team und der zu dieser Zeit beste deutsche Rennfahrer, der in den fünf Jahren zuvor vier Weltmeistertitel gesammelt hatte. Ferrari, das zuletzt 2008 die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gewonnen hatte und seitdem vor allem von Red Bull dominiert worden war, wollte die nächste deutsch-italienische Erfolgsgesichte schreiben.

Fünf Jahre später lässt sich sagen: Die romantische Vorstellung von der zweiten Schumacher-Ära hat mit der Realität nichts zu tun. Im Sommer 2020 steht das Team so schlecht da wie lange nicht. Nach vier Rennen beträgt der Rückstand auf Mercedes-AMG bereits 103 Punkte. Schon in den vergangenen Jahren hatte Ferrari über die Saison hinweg keine Chance gegen das dominierende Mercedes-Team. Und je mehr Zeit vergeht, desto größer wird der Rückstand der Scuderia.

Ferrari entwickelt sich falsch

Die Entwicklung läuft in die falsche Richtung. Nicht nur auf der Strecke. In der Führungsriege reißt Teamchef Mattia Binotto alle Aufgaben an sich und überfordert sich selbst. Und bei der Entwicklung des Autos wird mutmaßlich gefuscht. Jedenfalls halten sich Gerüchte, Ferrari sei im Winter von der Fia gezwungen worden, bereits im 2020er-Motor verbaute Tricksereien wieder zu entfernen. Ein möglicher Grund für die aktuell fehlende Geschwindigkeit.

Vettel kann einem in dieser Saison nur leidtun. Erst wurde er 2019 zur Nummer zwei hinter Leclerc degradiert, dann folgte in dieser Saison die Nachricht, dass der Heppenheimer im nächsten Jahr nicht mehr für Ferrari an den Start gehen wird. Und es scheint so, als wollte das Team seiner einstigen großen Titel-Hoffnung nun den Schwarzen Peter zuschieben. Das Verhältnis zwischen Vettel und Teamchef Binotto wirkt jedenfalls unterkühlt. Zwar hat Vettel in den vergangenen Jahren sicher einige Fehler am Steuer gemacht, doch taugt der beste Fahrer nichts, wenn er in einem Auto sitzt, das nicht konkurrenzfähig ist. Die Probleme von Ferrari sind nicht zu übersehen. Dafür kann Vettel selbst wenig.

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Wie weit Ferrari sich inzwischen von seinem eigenen Anspruch entfernt hat, zeigen Binottos Aussagen von nach dem Silverstone-Rennen. „Wir sind hinter Red Bull und Mercedes, aber wir sind nah an den anderen“, sagte der Scuderia-Teamchef. Nah dran also am Mittelfeld. Vielleicht hat Vettel den größten Fehler seiner Karriere nie am Steuer gemacht, sondern in dem Moment, als er für Ferrari unterschrieb.