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Leichtathletik-WMNeugebauer nimmt Kurs auf Gold – Kölner Hartmann mit Fehler

Lesezeit 3 Minuten
Leo Neugebauer (Deutschland) in Aktion.

Leo Neugebauer war nach dem Freitag „super happy.“

Der deutsche Rekordmann Leo Neugebauer nimmt Kurs auf Zehnkampf-Gold. Niklas Kaul muss einen schmerzhaften Wettkampf vorzeitig beenden.

Mit einer umjubelten Zehnkampf-Show hat der deutsche Rekordhalter Leo Neugebauer Kurs auf Gold genommen. Der 23-Jährige geht bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest als Führender in den Samstag, an dem die Medaillenentscheidung in der Königsdisziplin fällt. „Meine Stimme ist nicht mehr so sehr da, weil ich schon so viel geschrien habe“, sagte Neugebauer, der vor den Kanadiern Pierce Lepage und Damian Warner liegt. „Der erste Tag hat viel Spaß gemacht.“

Gegensätzlicher hätte die Gefühlslage von 2019er-Weltmeister und Europameister Niklaus Kaul kaum sein können. Der 25-Jährige beendete den Zehnkampf nach vier Disziplinen auf dem 15. Rang vorzeitig. Erst bremsten ihn Hüftprobleme, dann wurde er wegen Fußschmerzen behandelt.

„Ich bin sehr enttäuscht. Ich ärgere mich sehr über mich selbst und über meinen Körper. Das ist einfach super-scheiße“, sagte Kaul. „Aber ich glaube, es war die richtige Entscheidung, auch wenn die schmerzhaft ist.“ Auch bei Olympia in Tokio vor zwei Jahren war für Kaul wegen Fußproblemen am ersten Tag Schluss gewesen. Sichtlich angeschlagen verließ er den Innenraum.

Leichtathletik-WM: Noah Lyles ist Mann des Tages

Die Bühne im Stadionrund gehörte am Freitag den 200-Meter-Weltmeistern Noah Lyles (USA) und Shericka Jackson (Jamaika), Dreisprung-Gewinnerin Yulimar Rojas (Venezuela), der im Speerwurf siegreichen Japanerin Haruka Kitaguchi - und am längsten „Leo The German“ Neugebauer.

Er ist nach fünf Disziplinen mit 4640 Punkten noch 49 Zähler stärker unterwegs als bei seinem deutschen Rekord Anfang Juni. Da verbesserte er die fast vier Jahrzehnte währende nationale Bestmarke von Jürgen Hingsen auf 8836 Punkte, was auch die T-Shirts seiner persönlichen Fans dokumentieren. „Meine Familie und Freunde können endlich mal zuschauen, weil ich die meisten Wettkämpfe in Amerika gehabt habe“, sagte Neugebauer, der in Texas studiert. „Die haben Spaß, ich hab' Spaß - einfach top.“

Wiederholt startete der schnell zum Publikumsliebling avancierte Neugebauer Jubelläufe. „Alter, Leo geht ab“, staunte Speerwurf-Europameister Julian Weber, der sich sicher für das Finale am Sonntag qualifizierte. Neugebauer und Weber sind die größten Medaillentrümpfe des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, der ein Jahr nach der großen WM-Enttäuschung von Eugene in Budapest noch ohne Edelmetall dasteht.

Kölner Joshua Hartmann verliert Staffelstab

Manuel Eitel belegt bei seiner WM-Premiere mit 4296 Punkten den zwölften Rang im Zehnkampf. Keine Medaillenchance mehr hat Weltrekordler Kevin Mayer. Der Franzose stieg wegen Achillessehnenproblemen aus.

Ebenfalls nicht mehr dabei ist die Sprintstaffel der Herren über 4x100 Meter nach den Vorläufen. Der zu spät losgelaufene Joshua Hartmann verlor auch noch den Staffelstab. Er übernahm „alleine die Verantwortung“. Dem Frauen-Quartett um Gina Lückenkemper fehlten 13 Hundertstelsekunden, nach einem Protest wegen Behinderung durfte es trotzdem ins Finale. „Es war keine einfache Saison. Wir haben viele Ausfälle zu beklagen hat“, sagte Doppel-Europameisterin Lückenkemper.

Bei der WM im Vorjahr hatte die in diesem Jahr personell schwächer besetzte Frauen-Staffel noch Bronze gewonnen. Es war neben Gold durch die diesmal verletzt fehlende Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo die einzige Medaille. Jetzt hat Neugebauer, der zwischen den Disziplinen für unzählige Selfies Wünsche der Fans erfüllte, beste Chancen, für den deutschen Goldmoment zu sorgen.

Leichtathletik-WM: Leo Neugebauer „super-happy“

„Super-happy“ machte ihn die geknackte 8-Meter-Marke im Weitsprung. Die Kugelweite von 17,04 Metern fand der WM-Zehnte von 2022 „fantastisch“. Nach diesen zwei persönlichen Bestleistungen blieb er im Hochsprung wie zum Start über die 100 Meter in der Nähe seiner bisherigen Topleistungen. In 47,99 Sekunden über 400 Meter blieb er deutlicher über der Bestzeit, winkte danach aber dankend ins Publikum.

Weniger gut startete Medaillenhoffnung Weber im Speerwurf. In der Qualifikation war der 28-Jährige Vierter mit 82,39 Metern. „Ich bin nicht der Morgenmensch. Ich werfe viel lieber abends, da komme ich dann so richtig in Fahrt“, versprach er für den Showdown am Sonntag. Zudem sind Webers Speere noch nicht in Budapest eingetroffen. Wo sie abgeblieben sind, weiß er nicht. (dpa)