Der 32-Jährige war die erste Verpflichtung, um ihn herum haben die Leverkusener ihren Kader aufgebaut
BasketballCJ Oldham ist der Schlüsselspieler der Bayer Giants Leverkusen
Wie ist das eigentlich, wenn man von einem Verein für einen Wechsel angefragt wird, man aber der erste Akteur wäre, der das erste Mosaiksteinchen für eine nahezu vollkommen neu zusammenzustellende Mannschaft bildet. Macht man sich darüber Gedanken?
Calvin Eugene Oldham Junior – in Kurzform CJ Oldham – hatte diesen Status. Er war die erste Verpflichtung. „Danach habe ich entweder von Henrik (Fronda, Geschäftsführer der Giants, Anm. d. Red.) oder aus dem Netz erfahren, wer gekommen ist. Das war schon spannend. Aber ich habe von Anfang an den Verantwortlichen in Leverkusen vertraut, dass sie ein starkes Team zusammenstellen, um wieder aufzusteigen“, erzählt der 32-Jährige. Bei seiner letzten Station in Schwelm war er Publikumsliebling und Kapitän. Man hätte ihn dort gerne behalten, aber die Entscheidung Oldhams fiel zugunsten Leverkusens.
„Ich kannte Leverkusen gut, kenne Hansi schon sehr lange, wusste um die Ziele des Vereins. Wenn man in einer Mannschaft spielen kann, die aufsteigen will, dann ist das noch mal ein besonderer Anreiz“, nennt der frisch gebackene Familienvater – Sohn Calvin Tray ist gerade mal drei Monate alt – die Gründe für den Wechsel unters Bayer-Kreuz.
CJ Oldham hat eine doppelte Leverkusener Vergangenheit, daher war der Schritt zurück unters Bayer-Kreuz kein Schritt ins Unbekannte. Während des Trainer-Engagements seines Vaters Calvin 1998 bis 2002 zockte der damalige Steppke in der U10 und U12 des Bayer-Nachwuchsprogramms. Daher rührt auch sein Status als Local Player, der ihn für die Giants neben seinen sportlichen Qualitäten zusätzlich interessant werden ließ.
Aus dem Jugendspieler wurde, das ist der Gang der Dinge, irgendwann ein ausgewachsener Basketballer. Der (ver)suchte ein Glück bei verschiedenen Stationen: Nach seiner Collegezeit in den USA zog es den damals 25-Jährigen 2016 nach Norwegen. Ein nicht alltägliches Ziel.
In Norwegen lernte CJ Oldham das Autofahren im Tiefschnee
„Ich hatte damals viele Mails geschrieben und Coaches angerufen. Von den Antworten, die kamen, war eine aus Norwegen. Man hat dort einen Center gesucht. Ich habe gesagt, dass ich eigentlich kein Center bin. Aber man hat mir erklärt, dass die Spieler dort nicht so groß wären, ich könnte also auch die Position 5 spielen. Zwei Wochen später habe ich den Vertrag unterschrieben und hatte dann ein sehr spannendes Jahr in Norwegen. Ich musste lernen, Auto zu fahren, wenn auf der Straße ein Meter Schnee liegt, es war lange dunkel und kalt im Winter. Aber die Menschen dort waren sehr nett und ich habe Freunde gefunden, die ich sicher irgendwann wieder besuchen werde“, beschreibt CJ seinen Weg in den Norden.
Aus Norwegen ging´s 2017 nach Deutschland: Leverkusen tauchte zum zweiten Mal in der Basketball-Vita des gebürtigen Berliners auf. Nach einer Saison dann der Wechsel nach Elchingen, danach folgten Koblenz und zuletzt Schwelm als weitere Vereine, in denen CJ immer als Leistungsträger zu überzeugen wusste. Und jetzt wieder Leverkusen. Was hat sich bei ihm zwischen 2017 und 2023 verändert, wie hat er sich als Spieler entwickelt?
Für CJ Oldham ist die Familie der Ruhepol
Oldham muss nicht lange überlegen: „Heute habe ich eine Frau und ein Kind. Beide sind immens wichtig für mich, weil sie einen Ruhepol abseits des Basketballs darstellen. Früher bin ich nach dem Training oder nach dem Spiel nach Hause und war allein. Als Spieler habe ich mich sicherlich im Wurf weiterentwickelt. Ich fühle mich jetzt auch jenseits der Dreierlinie wohler. Und natürlich versteht man das Spiel mit jedem Jahr mehr an Erfahrung immer besser.“
Dieses Plus an Erfahrung und Qualität will CJ Oldham ins Team einfließen lassen, um das große Ziel „Wiederaufstieg in die Pro A“ zu realisieren. Die meisten Akteure seines neuen Teams, das nächste Woche zum ersten Mal in kompletter Besetzung zusammenkommen wird, kannte er schon. Meistens als Gegner. Jetzt sind es Mitspieler auf einem gemeinsamen Weg.
„Ich freue mich sehr darauf, dass es endlich losgeht. Wir haben nach dem Trainingsauftakt schon bald die ersten Testspiele, da werden wir sehen, in welche Richtung es für uns geht“, so Calvin Junior, der mit seinem Vater Calvin regelmäßig in Kontakt ist. Calvin Senior arbeitet als Coach in Japan, da gilt es bei Facetime-Kontakten immer die Zeitumstellung im Auge zu behalten. „Aber das bekommen wir gut hin. Er wird in dieser Saison, nachdem er schon im Sommer hier war, sicherlich noch mal nach Leverkusen kommen, wenn es sein Spielplan zulässt. Schließlich ist hier auch sein erster Enkel“, berichtet der stolze Papa.