Der ehemalige Weltklasse-Torhüter und heutige Abteilungsleiter von Bayer Leverkusen wird in die Hall of Fame aufgenommen.
Ehrung für Andreas ThielDer „Hexer“ steigt in die Ruhmeshalle des Handballs auf
„Ich dachte erst, ich wäre eingeladen worden, weil ich ehrenamtlich in der Eingangsinstanz des EHF Court tätig bin“, sagt Andreas Thiel und lacht. Den wahren Grund erfuhr er erst rund zwei Wochen vor dem Event, denn der Handball-Abteilungsleiter von Bayer Leverkusen war aus einem völlig anderen Grund als Gast für die Gala der Excellence Awards 2024 vorgesehen: Der „Hexer“ stieg am vergangenen Wochenende in die Hall of Fame der Europäischen Handballföderation (EHF) auf.
Die Torwart-Legende erhielt diese besondere Auszeichnung allerdings nicht nur aufgrund seiner sportlich herausragenden Leistungen, obwohl die allein für sich sprechen: 256 Länderspiele für Deutschland – die meisten eines Schlussmannes und insgesamt der Spieler mit den fünftmeisten Einsätzen –, Bundesliga-Torhüter zwischen 1979 und 2001 mit 528 Spielen für Gummersbach, Dormagen und Flensburg und 430 gehaltenen Siebenmetern.
Andreas Thiel wird für seine Leistungen auf und außerhalb des Feldes gewürdigt
Doch auch nach seiner aktiven Laufbahn blieb Thiel dem Handballsport treu. Als gelernter Jurist zeichnete er schon gegen Ende seiner Karriere als Vizepräsident Recht des Deutschen Handballbundes (DHB) verantwortlich. Seit 2018 ist er Mitglied des DHB-Präsidiums als Präsident der Handball-Bundesliga Frauen. Hinzu kommen die Ehrenämter im Verein und bei der EHF.
„Ich freue mich über die Aufnahme von Andreas Thiel in die Hall of Fame“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann in der Pressemitteilung des Verbandes. Michelmann durfte sich gleich doppelt freuen, denn nachdem der europäische Verband seine Ruhmeshalle erst im Vorjahr gegründet hatte, wurden nun 21 weitere Akteurinnen und Akteure in diese berufen – und neben Thiel mit dem Lemgoer Volker Zerbe (284 Länderspiele, 777 Tore, heute Sportkoordinator der Füchse Berlin) auch ein zweiter Deutscher.
„Einerseits ist das eine Würdigung ihrer sportlichen Leistung sowie der herausragenden Rolle in ihren Generationen. Andererseits verstehe ich es als Würdigung, dass beide dem Handball auch nach ihrer Spielerkarriere durch weiteres Engagement sehr viel von ihrem unschätzbaren Erfahrungsschatz zurückgeben“, sagt Michelmann.
Unter den ersten 60 Mitgliedern der Hall of Fame sind mit Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer, Grit Jurack und Anja Althaus vier weitere Deutsche. Die nun neu in die Hall of Fame berufenen ehemaligen Handballerinnen und Handballer erhielten ihre Auszeichnung am Vorabend des in der Wien ausgetragenen Final Four der Frauen-EM. „Dies ist die perfekte Gelegenheit, um diejenigen zu ehren, die den Handballsport unglaublich geprägt haben, sei es durch ihre bemerkenswerten Leistungen oder ihren Einfluss auf unseren Sport auf und neben dem Platz“, so EHF-Präsident Michael Wiederer.
Für den „Hexer“, wie Thiel aufgrund seiner schier unglaublichen Reflexe im Tor genannt wurde, ist es etwas ganz Besonderes, nun Teil dieses erlesenen Kreises zu sein: „Das betrachte ich als große Ehre. Europa ist im Handball die Welt, weil die sportliche Dichte in Europa einfach die größte ist. Ich bin sehr stolz darauf, in einer Linie von Hochkarätern geehrt zu werden. Damit habe ich nicht gerechnet und das freut mich wirklich sehr. Und dass auch Volker Zerbe dabei ist, der das auch voll und ganz verdient hat, freut mich ebenso.“
Der 64-jährige Thiel sagt, er habe sich zudem sehr gefreut, weitere alte Weggefährten wiedergetroffen zu haben – und dass er mit ihnen das Final Four live in der Halle verfolgen konnte. Ungarn erkämpfte sich zunächst beim 25:24 (13:12) gegen Frankreich Bronze, bevor Norwegen beim 31:23 (13:12) gegen Dänemark zeigte, warum es eine Macht im Frauen-Handball ist – „das war außergewöhnlich guter Sport“, meinte Thiel, und bedeutete den zehnten EM-Titel für Norwegen.