Die 22-jährige Kapitänin ist eine der positiven Erscheinungen im Abstiegskampf.
HandballWie Sophia Cormann Bayer 04 Leverkusen durch eine schwierige Saison führt
Bayer Leverkusen ist im Handball eine besondere Adresse. Der Verein ist Gründungsmitglied der Bundesliga und sowohl Rekordmeister mit zwölf Titeln als auch Rekordpokalsieger (neunmal) des Deutschen Handballbundes.
Doch der TSV Bayer 04 ist auch bekannt für seine herausragende Jugend-Arbeit. Immer wieder gelang es, Top-Spielerinnen auszubilden. Und gerade in der sportlich wohl schwierigsten Saison der Vereinshistorie setzt der Klub voll und ganz auf die jungen Kräfte – zum einen, weil das nötige Kleingeld fehlt, zum anderen aus Überzeugung, wie Trainer Michael Biegler unterstreicht.
Sophia Cormann spielt seit 2017 bei Bayer 04 Leverkusen
Dass es eine harte Spielzeit mit wenigen Erfolgserlebnissen werden dürfte, ist von Anfang an eingepreist gewesen. Bislang reichte es jedoch nicht zu Zählbarem. In einer gewöhnlichen Saison würden wohl nicht mehr viele auf den Ligaverbleib der Leverkusenerinnen wetten. Aufgrund der Tatsache, dass aber nur ein Absteiger gesucht wird und dieser innerhalb eines Playdown-Modus nach der Saison unter den letzten vier Teams ausgespielt wird, reicht es, genau dann auf der Höhe zu sein und die Spielerinnen für die Entscheidungsspiele zu wappnen.
Eine Akteurin, die sich trotz der widrigen Umstände in den vergangenen Monaten auf und neben dem Spielfeld sehr gut entwickelt hat, ist Sophia Cormann. Die 22-Jährige stammt aus Roetgen bei Aachen und ist der Motor im Rückraum Mitte – und trotz ihres jungen Alters am längsten im Verein, nämlich seit 2017. Das bewog dann auch ihren Coach, sie zu seiner Kapitänin zu ernennen. „Das ist als junge Spielerin natürlich auch eine Herausforderung“, sagt Cormann, die sogleich optimistisch hinzufügt: „Daran kann ich nur wachsen.“
Um die Last des Amtes etwas zu verteilen, hat Biegler inoffiziell zwei weitere Kapitäninnen nominiert: Jennifer Souza und Pia Terfloth. „In der Teamkombination bekommen wir es gut hin und es fühlt sich gut an, nicht allein zu sein“, sagt Cormann, die neben der zeitintensiven Karriere als Handballerin in Köln ein Studium der Betriebswirtschaftslehre absolviert.
Cormann hat übrigens nicht nur im Verein einen beachtlichen Werdegang hingelegt, sondern wurde in der Vorweihnachtszeit auch für einen Lehrgang der deutschen Beach-Nationalmannschaft nominiert. Anstatt sich zu grämen, dass ihm eine wichtige Spielerin im Training fehlte, betonte Biegler, dass es eine besondere Auszeichnung für den gesamten Klub sei, wenn sich Spielerinnen in den Fokus bringen. Das sei keine Selbstverständlichkeit in der derzeitigen sportlichen Situation. Für Cormann war es eine „ungewohnte, aber wertvolle Erfahrung“. Nur einmal hatte sie zuvor im Sand Handball gespielt – bei einem Beach-Turnier bei SR Aachen.
Da der Kader der Werkselfen offiziell nur aus zwölf Spielerinnen besteht und zu jedem Spiel mit Juniorelfen aufgefüllt werden muss, ist der Zusammenhalt im Team für Cormann noch einmal wichtiger. Deshalb plant das Kapitäninnen-Trio mindestens einmal im Monat eine gemeinschaftliche Aktion. Das kann ein Spieleabend sein oder der Besuch eines Heimspiels der Bayer-Fußballer. „Wir müssen viel enger zusammenwachsen, weil man sich kaum Pausen gönnen kann – gleichzeitig müssen wir trotz aller Freundschaft auch immer hart im Training sein und uns auch mal etwas sagen können“, betont Cormann.
Das funktioniere gut und helfe auch, den Fokus für die Weiterentwicklung zu behalten. In einer „mental und körperlich sehr herausfordernden Situation“ habe das Team erst einmal lernen müssen, mit der Vielzahl an Niederlagen umzugehen. Cormann lobt nicht nur ihre Mitspielerinnen, sondern auch ihren Trainer Michael Biegler: „Er balanciert die Belastung zwischen Training und Spielen gut aus und hält alles zusammen.“
Hoffnungen auf die ersten Punkte darf sich Bayer am Samstag machen. Dann kommt es ab 19 Uhr in Göppingen zum Rückrunden-Vergleich mit den Baden-Württembergerinnen. Anfang November standen sich die Mannschaften in der Leverkusener Ostermann-Arena gegenüber. Damals vereitelte die gegnerische Torhüterin Celina Meissner wenige Sekunden vor Schluss den Ausgleich, weshalb Frisch auf Göppingen das Duell mit 20:19 (9:10) für sich entschied. „Das war sehr knapp – es hätte sowohl für uns als auch für Göppingen mit einem Sieg enden können“, erinnert sich Cormann. „Wir wollen es im Rückspiel besser machen und erhoffen uns, in Göppingen die ersten Punkte“, sagt die Studentin. „Wir müssen uns in der Abwehr finden und im Angriff das, was wir gegen Blomberg-Lippe in der ersten Halbzeit gezeigt haben, über die gesamte Spielzeit durchziehen.“