Herr Dehning, im Februar ist Ihr Bekanntheitsgrad auf einmal explodiert, nachdem Ihnen bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften ein Fabelwurf über 90,20 Meter gelungen war. Ist dieser Wurf jetzt eher eine Bürde, weil man Sie ständig daran misst, oder empfinden Sie das Ereignis immer noch als großes Glück?

Max Dehning: Ich finde es immer noch cool, dass mir dieser Wurf gelungen ist. Das hat ja nicht nur mir, sondern auch meinem Sport Aufmerksamkeit verschafft. Glück war es aber nicht. Denn ich besitze die körperlichen Voraussetzungen dafür. Und auch bei diesem Wurf gab es noch verbesserungswürdige Details. Aber klar, da hat etwas gepasst und dann fliegt das Ding eben auch weit. 90 Meter kann man aber nicht jeden Tag werfen.

Wie viele Interview-Anfragen hatten Sie anschließend?

Leichtathletik

Leverkusener Speerwerfer Max Dehning knackt erneut die 80-Meter-Marke

Von

Wolfram Kämpf

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Noch am selben Tag hat der Wirbel angefangen und irgendwann ist alles komplett durch die Decke gegangen. Ich musste mir anfangs für all die Anfragen sehr viel Zeit nehmen. Das ging mindestens eine Woche so. Immer wieder gab es Anrufe. Das war schon krass, gezählt habe ich die Anfragen nicht.

Haben sich denn auch potenzielle Sponsoren gemeldet?

Nein, gar nicht. Das hat mich auch gewundert nach so einem Wurf. Aber ich versuche, mir keinen Kopf zu machen. Jetzt stehen die Europameisterschaften und Olympia an, da wird sich bestimmt etwas ergeben.

Die Weite bedeutete inoffiziellen U-23-Weltrekord und Vereinsrekord. Diesen dürfte Ihnen so schnell niemand nehmen.

Das stimmt und das macht mich sehr stolz. Manche Speerwerfer setzten sich so eine Weite nicht zum Ziel, weil sie wissen, dass sie diese Marke nie erreichen werden. Ich habe es geschafft. In Deutschland gibt es nur sieben Speerwerfer, die die 90-Meter-Marke geknackt haben, weltweit sind es 23. Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes.

Jetzt geht es nach Rom zur Europameisterschaft, wo am Dienstag die Qualifikation und tags darauf das Finale ansteht. Was ist dort möglich?

Zuletzt waren 81 bis 82 Meter drin. Allerdings ist meine Technik im Moment nicht ganz sauber, daran muss ich arbeiten. Ich will auf jeden Fall die Qualifikation überstehen und ins Finale kommen. Eine Top-Acht-Platzierung wäre richtig gut. Schließlich ist es meine erste Europameisterschaft. Alles, was besser ist, nehme ich natürlich gerne mit.

Die Olympia-Norm für Paris haben Sie mit Ihrem Wurf auch abgehakt.

Ja, ich werde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dabei sein. Das wird dann nochmal etwas anderes als die EM. Olympische Spiele sind für Leichtathleten das Größte, was man erleben kann. Mein Ziel bleibt aber dasselbe. Ich will unter die besten acht, auch wenn ich weiß, dass dies nochmal deutlich schwieriger wird. Mal schauen, was geht. Wenn die Technik wieder zusammenpasst, könnte ich vorne mitmischen. Ich bin sehr gespannt, wie es in Paris wird. Für mich ist das Neuland. Das betrifft den Wettkampf und das Drumherum. Bei einer Videokonferenz hat der DOSB anderen Athleten und mir präsentiert, was uns in Paris erwartet. Schon die Bauten sind der Wahnsinn. Es wird sicherlich eine unvergessliche Zeit.

Sie sind erst 19 Jahre alt und stehen am Anfang Ihrer Karriere. Welche Ziele verfolgen Sie langfristig?

Ich würde gerne auch 2028 und 2032 an Olympischen Spielen teilnehmen. Man sagt, dass Speerwerfer ihren Leistungshöhepunkt mit 26 Jahren erreichen, ich habe also noch Zeit. Warum sollte ich nicht irgendwann den Weltrekord von 98,48 Metern knacken?

Zur Person

Max Dehning (19) absolviert gerade ein einjähriges Praktikum, um das Fachabitur zu erlangen. Anschließend wird er als Bundeswehrsoldat in die Sportfördergruppe rücken. Aufgewachsen ist Dehning in Hermannsburg bei Celle. Vor rund zwei Jahren wechselte er für den Sport von der LG Celle-Land zum TSV Bayer 04 Leverkusen.