Torben Blech steht vor seiner zweiten Olympia-Teilnahme. Im Interview spricht er Leverkusener Stabhochspringer über seine Medaillenchancen und die Eröffnungsfeier ohne Leichtathleten.
Leverkusener Stabhochspringer Torben Blech„Warum soll mein Tag X nicht in Paris kommen?“
Herr Blech, Sie stehen vor Ihrer zweiten Olympia-Teilnahme. Ihre ersten Spiele in Tokio waren von der Pandemie überschattet. Wie bitter ist es, dass die Leichtathleten bei der Eröffnungsfeier in Paris nicht dabei sein werden?
Es ist sicherlich schade, das sind ja besondere Momente für alle Teilnehmer. Aber für uns Leichtathleten macht es keinen Sinn, dorthin zu kommen. Denn unsere Wettkämpfe beginnen erst in der zweiten Woche. Wir müssten eine Woche ohne Wettkampf im Olympischen Dorf verbringen. Außerdem sind wir ja bei der Abschlusszeremonie dabei.
Wo werden Sie die Eröffnung am Freitagabend verfolgen?
Zu Hause auf dem Sofa. Anschließend geht es mit den übrigen Stabhochspringern nach Zweibrücken ins abschließende Trainingslager und von dort mit dem Auto nach Paris. So können wir in Ruhe trainieren und sicher sein, dass unsere Stäbe heil in Frankreich ankommen.
Zur Person: Torben Blech (29) begann seine Leichtathletik-Karriere beim CVJM Siegen, ehe er zur LG Kindelsberg Kreuztal und 2014 zum TSV Bayer 04 Leverkusen wechselte. Dort bewährte sich der 1,93 Meter große Athlet zunächst als Zehnkämpfer. 2017 wurde der gebürtige Siegener Neunter bei der U-23-EM. Nach anhaltenden Verletzungsproblemen konzentriert er sich seit 2018 auf den Stabhochsprung. Seitdem steigerte er seine Bestleistung von 5,42 auf 5,82 Meter und wurde 2021 Deutscher Hallenmeister. (wok)
Hinter Ihnen liegt eine Saison mit einigen Höhen, aber auch Tiefen. Ende Mai bei den True-Athletes Classics im heimischen Leverkusen verbesserten Sie Ihre Freiluft-Bestleistung auf 5,82 Meter. Die EM in Rom war mit Platz sechs ebenfalls erfolgreich, aber bei den Deutschen Meisterschaften Ende Juni TSV Bayer 04 blieben Sie ohne gültigen Versuch. Wie ist die Form?
Die Form ist gut. Ich würde auch sagen, dass es bislang eine gute Saison war – vor allem angesichts der Fußverletzung, die mich zuvor ausgebremst hat. Nur die letzten drei Wettkämpfe waren nichts. Bei den Deutschen Meisterschaften wäre ich gerne gesprungen, aber ich bin beim Anlauf einfach durchgelaufen, weil alles andere zu riskant gewesen wäre. Es war nass, es gab eine Verzögerung von fünf Stunden. Es ernsthaft zu versuchen, hätte auf Kosten der Gesundheit gehen können. Beim Wettkampf am Tegernsee bin ich tatsächlich ohne gültigen Versuch geblieben. Das passiert. Zumal ich zuvor im Training Bestleitung gesprungen bin und wohl zu viel wollte. Zuletzt in Hof musste ich aufgrund eines Magen-Darm-Infekts auf einen Start verzichten. Auf dem Papier sehen diese drei Resultate schlecht aus, aber sie bereiten mir keine Sorgen. Seit der EM in Rom haben wir das Training deutlich hochgefahren und ich spüre große Fortschritte. Vor allem hält der Fuß. Ich habe wieder meine alte Sprungkraft. Das war und ist meine große Stärke.
Was ist in Paris möglich?
Mein Ziel ist es, ins Finale der besten zwölf zu kommen. Das wird die Challenge werden. Denn die Besten der Besten sind da und ich muss 20 Kontrahenten hinter mir lassen. Da gilt es, in der Qualifikation voll da zu sein und seine beste Leistung abzurufen. Wenn mir der Sprung ins Finale gelingt, wäre ich happy. Alles, was danach kommt, ist schwer vorherzusagen. Im Finale ist alles zwischen Rang zwei und zwölf möglich. Ich hoffe ein bisschen auf schwierige äußere Bedingungen. Regen und Gegenwind können mich nicht beeindrucken. Das ist mein Vorteil als ehemaliger Zehnkämpfer. Ich bin davon überzeugt, dass Außergewöhnliches passieren kann. Ich habe mental viel dazugelernt. Klar ist, man muss demütig sein, aber darf keine Angst vor dem Erfolg haben. Wir Sportler trainieren für den Tag X, an dem alles passt. Warum soll mein Tag X nicht in Paris kommen?
Platz eins ist Ihres Erachtens vergeben?
Ja, ich glaube nicht, dass Armand Duplantis von irgendwem zu schlagen ist.
Sie sind mit Ihren 29 Jahren kein ganz junger Athlet mehr. Sind das die letzten Olympischen Spiele?
Nein, mein Ziel ist es jedenfalls, auch 2028 in Los Angeles dabei zu sein. Dann bin ist 33 Jahre alt. Im Stabhochsprung kann man bis Mitte 30 Weltklasseniveau abliefern. Aber Paris wird ein ganz besonderes Erlebnis werden, soviel ist sicher. In Tokio habe ich mich beim Einspringen verletzt und war neben der Spur. Außerdem gab es viele Einschränkungen wegen Corona. Jetzt freue mich mega auf die Spiele. Meine Eltern, Freundin und Kumpels werden dort sein und mich anfeuern. Das wird mir ein paar zusätzliche Prozent Motivation verschaffen.