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Grand Prix von BahrainMick Schumacher debütiert in der Formel 1

Lesezeit 5 Minuten
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Mick Schumacher bei Sitzproben im Haas im Dezember 2020

Köln – Mick Schumachers erstes Jahr in der Formel 1 wird kein leichtes sein, das steht schon vor dem ersten Rennen am Sonntag in Bahrain fest. Denn anders als sein Vater Michael beim Debüt vor 30 Jahren hatte Mick zwar ausreichend Zeit zur Vorbereitung auf die neue Rennserie. Doch selbst wenn er so talentiert wäre wie sein Vater, der 1991 in Spa eher spontan in einen Jordan stieg, hätte er keine Chance, in seiner Debütsaison nachhaltig in die Top-Ten zu fahren. Der erste Dienstwagen seiner Karriere in der Königsklasse, der Haas VF-21, wird ihm schlicht nicht die Möglichkeiten dazu bieten.

Kampf um den vorletzten Platz

Sein wichtigster Konkurrent ist damit Teamkollege Nikita Masepin, 22, der im gleichen Wagen sitzt. Es wäre ein Wunder, stünde am Ende der Saison nicht einer der Haas-Boliden auf dem letzten Platz des Klassements. Schumacher würde gern zumindest Vorletzter. Aber wer weiß.

Masepin ist schon mehrfach mit Disziplinlosigkeiten aufgefallen, die jedoch ohne Folgen blieben. Die Erklärung dafür ist einfach: Masepins Vater, ein russischer Milliardär, ist seit diesem Jahr Hauptsponsor des Haas-Teams, sein Sohn hat dadurch gewisse Freiheiten. Im Jahr 2016 etwa verprügelte er seinen Teamkollegen Callum Ilot, der ihn seiner Meinung nach in einer Trainingssession behindert hatte. Einen Freund wird Mick Schumacher also kaum finden im eigenen Rennstall. „Mick denkt viel mehr nach. Er analysiert die Dinge. Er ist auch sehr viel bescheidender“, sagt Haas-Teamchef Günther Steiner über seine bemerkenswerte Fahrerpaarung. „Beide sind charakterlich extrem verschieden.“

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Mick Schumacher (r.) und Nikita Masepin

Mick Schumacher ist wie Masepin 22 Jahre alt, und auch bei ihm sitzt der Verdacht auf dem nicht vorhandenen Beifahrersitz, er habe es vor allem wegen seines Vaters in die Formel 1 geschafft. Doch hat Mick Schumacher in der vergangenen Saison nicht nur die Formel-2-Meisterschaft gewonnen. Er ist überdies hervorragend darauf vorbereitet, als Michael Schumachers Sohn in die Formel 1 zu kommen. Die Vergleiche scheinen ihm jedenfalls nicht viel auszumachen: „Nein, wieso sollte mich das stören? Ich bin ja der Sohn meines Papas, das ist völlig okay“, sagte er dem „Spiegel“.

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Allerdings ist Michael Schumacher in Deutschland mehr als bloß ein populärer Sportler. Schon mit seinen zwei Weltmeistertiteln in den 1990er-Jahren rückte er eine ganze Sportart neu ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Als Corinna Schumacher mit Mick schwanger war, erfuhr das die Öffentlichkeit von Michael persönlich – beim Formel-1-Sender RTL. Zwischen 2000 und 2004 wurde Michael Schumacher mit Ferrari fünfmal Weltmeister, derart oft war er im roten Overall auf dem Siegerpodest zu sehen, dass mancher glaubte, bei der eingespielten Musik handelte es sich um das Schumacherlied – und nicht um die italienische Nationalhymne.

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Mick und Vater Michael Schumacher im Jahr 2008

Seit einem Skiunfall im Dezember 2013 ist Michael Schumacher jedoch aus der Öffentlichkeit verschwunden, über den Gesundheitszustand des mittlerweile 52-Jährigen ist wenig bekannt. Klar ist, dass er die Karriere seines Sohnes nicht begleiten kann. Mick Schumacher macht daher vorerst allein aus, wo sein Weg hinführen soll. „Ich habe Erwartungen an mich selbst, die ich aber sehr gut unter Kontrolle habe“, sagt er, ein starker Satz. Er gilt als analytisch, ein Datenjunkie, die Akribie habe er von seinem Vater, heißt es da selbstverständlich. Er wird sich damit auseinandergesetzt haben, was ihm blüht, wenn er sich in ein Feld wagt, auf dem er wohl niemals so erfolgreich sein wird wie sein Vater. Doch gelingt es ihm bislang, vor allem als Rennfahrer in Erscheinung zu treten und nicht als einer, der verzweifelt den Triumphen einer Legende nachjagt.

Privates verbirgt er vollständig, zum Gesundheitszustand seines Vaters äußert er sich nicht, idealerweise kommt allerdings auch niemand auf die Idee, derjenige sein zu wollen, der die vermeintliche Wahrheit über den deutschen Helden Michael Schumacher erfragt, zumal von dessen Sohn.

Entscheidung auf der Kerpener Kartbahn

Abgesehen davon ist es allerdings nicht verboten, den Junior auf den Senior anzusprechen. Auf die Frage, welche Rolle der Vater bei der Entscheidung für den Rennsport gespielt habe, berichtet Mick Schumacher von einem Gespräch auf der Kerpener Kartbahn, in dem sein Vater von ihm wissen wollte, ob er nun weiter aus Spaß im Kreis fahren wolle. Oder ob er eine professionelle Karriere plane. Zwölf Jahre alt war Mick damals, sein Vater längst auf dem Olymp. Und selbstverständlich entschied sich Mick für das Leben als Profi. „Ich denke, meine Karriere hat etwas Zwangsläufiges“, sagt er. Etwas Eishockey hat er gespielt und auch Fußball. Verliebt aber habe er sich ins Rennfahren.

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Der Haas für die neue Saison, ein amerikanisches Auto, lackiert in den russischen Nationalfarben

Nun also die Formel 1. Michaels erstes Auto damals in Spa war ein Jordan, mit dem er zwar nach sensationeller Qualifikation nach weniger als einem Rennkilometer wegen eines ebenfalls längst legendären Kupplungsschadens liegenblieb. Allerdings auf Rang fünf. Ein solcher Start wird Mick nicht gelingen. Aber vielleicht kommt er ja ins Ziel.

Saison ohne Aussichten

Die Saison wird zum Lernjahr für das kleine US-Team. 2022 wird das Reglement revolutioniert, die Teams arbeiten schon am kommenden Auto, bevor die aktuelle Saison richtig begonnen hat. Da investiert man sein Budget lieber in Technik als in etablierte Fahrer, die schon in besseren Autos gesessen haben und nach zehn Rennen womöglich genug davon haben, ständig überrundet zu werden. Die Fahranfänger passen also gut ins Team. Doch auch für Mick Schumacher ist die Konstellation reizvoll, denn er hat wenig zu verlieren. „Wir wissen, dass unser Auto 2021 nicht gut sein wird“, sagt sein Boss Steiner.

Haas bietet mit den besonderen Söhnen eine interessante Konstellation. Der in der Schweiz extrem behütet aufgewachsene Mick hat damit zu leben gelernt, unter genauer Beobachtung zu stehen. Im Gegensatz dazu steht sein ruppiger Kollege aus Russland, dem alles egal scheint. Von solchen Geschichten lebt der Rennzirkus.

Im Training am Freitag war der Haas erwartungsgemäß abgeschlagen. Aber Mick Schumacher deutlich schneller als Masepin. Es kann also losgehen.