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Mieke KrögerWie sich die Hürther Olympiasiegerin für die Spiele in Paris abstrampelt

Lesezeit 4 Minuten
Mieke Kröger hält bei einer Siegerehrung ihre Goldmedaille in die Luft und lächelt.

Mieke Kröger hat nationale und internationale Titel geholt. In Paris will sie nachlegen.

Auspowern auf der Radrennbahn, Straßentraining auf Mallorca – die Hürtherin Mieke Kröger hat Olympia im Blick. Bis zu den Spielen in Paris begleiten wir die Athletin.

Die Müdigkeit ist Mieke Kröger an diesem Tag selbst durchs Telefon anzuhören. „Entschuldigung“, sagt sie, „der erste Tag haut immer rein, ich muss gleich mal ein Nickerchen machen“. Die Bahnrad-Olympiasiegerin ist mit ihren Teamkolleginnen im Trainingslager in Frankfurt/Oder, es stehen ein paar Tage Runden drehen auf der Radrennbahn auf dem Programm. Gerade seien sie fünf mal fünf Kilometer „Schwellentempo“ gefahren, erzählt Kröger: „Das ist so knapp an der anaeroben Schwelle.“ Tut also weh, ist aber noch nicht Auspowern bis zum Allerletzten.

Es ist Olympia-Jahr, das merkt man, da sind wir noch mehr unterwegs als sonst
Mieke Kröger, Bahnrad-Olympiasiegerin

Davor war Kröger nach gut zehn Tagen intensivem Straßentraining auf Mallorca nur für zwei Tage zu Hause in Hürth. Auch danach ist sie wieder nicht lange in ihrer WG, bevor es zum nächsten Training nach Spanien geht. „Es ist Olympia-Jahr, das merkt man, da sind wir noch mehr unterwegs als sonst“, sagt Kröger.

Olympiasiegerin in Tokio

Seit die 30-Jährige vor drei Jahren in Tokio mit dem deutschen Frauen-Vierer Olympiasiegerin in der Mannschaftsverfolgung wurde, gönnt sie sich die volle Konzentration auf den Bahnradsport und genießt die Unterstützung der Bundeswehr. Bis dahin war es jedoch ein beschwerlicher Weg. Kröger dachte lange, sie könne beides: auf Weltklasseniveau Rad fahren und ein Studium absolvieren. Architektur hat sie versucht, dann Ernährungs- und Lebensmittel-Wissenschaften. „Es hat sich aber gezeigt, dass ich es nicht schaffe“, sagt Kröger: „Ich hatte einfach keine Energie mehr für ein Studium, jetzt im Nachhinein weiß ich das.“

Sie war bereits 16 Jahre alt, als sie mit ersten größeren Siegen die Weichen in Richtung Leistungssport stellte. „Da war ich in der Oberstufe, es war klar, dass ich Abitur machen würde“, sagt sie. „Und dann studieren, das hat mir zwar keiner gesagt, aber das war so in meiner Familie.“ Zur Sportfördergruppe der Bundeswehr, die für viele Athletinnen und Athleten Arbeitgeber, Sponsor, Zukunftschance ist, wollte sie nicht. „Ich dachte, ich schaffe das allein“, sagt Kröger.

Das Geldverdienen ist nicht einfach

Doch im Frauen-Radsport ist das Geldverdienen auch bei großen Erfolgen nicht so einfach wie im Männer-Radsport. Das Training kostet aber genauso viel Zeit und Kraft. „Heute bin ich froh über die Chance, mich finden und mit mir ins Reine kommen zu können“, sagt Kröger. Ihre Nase doch noch in die Bundeswehr stecken zu dürfen, erweitere ihren Horizont. Vor der Einstellung sei sie gefragt worden, warum sie zu Bundeswehr wolle. Sie habe gesagt: „Weil ich Frieden mag.“ Jetzt ist ein Schmunzeln durchs Telefon zu hören: „Das fanden die gut. Die haben mich genommen.“

Aktuell gilt Krögers ganzes Streben der Verteidigung des Olympiasieges. Alles ist auf die Wettbewerbe im Sommer in Paris ausgerichtet. Bei der EM im Januar gab es Bronze für den Bahnrad-Vierer der deutschen Frauen, damit war Kröger nicht ganz glücklich. „Ich konnte meinen Job einigermaßen erledigen, war aber nicht so richtig gut drauf, das war nicht zufriedenstellend“, erzählt sie. Im Winter habe sie zu hart trainiert, so ihr Schluss. Jetzt, nach den ersten Frühlingswochen, gehe es besser: „Ich habe wieder mehr auf meinen Körper gehört.“

Der wird allerdings nicht mehr jünger, und so wird nach den Olympischen Spielen in Paris auch Krögers berufliche Zukunft wieder mehr in den Fokus rücken. Irgendwas im Radsport? „Ich bin glaube ich nicht gut darin, im Business zu bleiben und jeden daran zu erinnern, dass ich mal eine tolle Radfahrerin war“, sagt Kröger. Ihr schwebe eher etwas Handwerkliches vor. Etwas mit Schreinern. Oder Nähen. Auf keinen Fall mehr ein Studium. Denn so viel weiß Kröger inzwischen über sich: „Ich fühle mich einfach wohl, wenn meine Hände beschäftigt sind.“


Über die Athletin: Mieke Kröger (* 18. Juli 1993 in Bielefeld) ist eine deutsche Radrennfahrerin, sie lebt in Hürth. 2021 wurde sie Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin in der Mannschaftsverfolgung auf der Bahn sowie Weltmeisterin in der Mixed-Staffel auf der Straße. Im selben Jahr wurde der deutsche Bahn-Vierer mit Kröger, Lisa Brennauer, Franziska Brauße und Lisa Klein zur Mannschaft des Jahres gekürt.

Brennauer hat ihre Karriere inzwischen beendet, ist Mutter geworden und ist als U-23-Nationaltrainerin aktiv; die drei anderen wollen den Titel von Tokio im Sommer bei den Olympischen Spielen in Paris verteidigen. Neu im Team ist Laura Süßemilch.