Am Donnerstagabend trifft der heutige Bayer -Trainer im Olympiastadion von Rom auf seinen einstigen Lehrmeister.
Mourinho gegen AlonsoAS Rom gegen Bayer 04 ist ein Duell der Trainer
Bevor am Nachmittag der Charterflug mit dem Code KK 6510 von Köln-Bonn in Richtung Rom abhob, hatte Xabi Alonso seine Mannschaft am Mittwoch in der Bay-Arena ein letztes Mal zum Training gebeten. 15 Minuten durfte, wie die Uefa es vorschreibt, die Öffentlichkeit zuschauen. In dieser Zeit gaben die Leverkusener keine Geheimnisse mehr preis. Das Wichtigste ist sowieso bekannt: Alle bei Bayer 04 Leverkusen wollen am Donnerstagabend im Olympiastadion von Rom den Grundstein dafür legen, zum ersten Mal seit 21 Jahren ein europäisches Finale zu erreichen, zum ersten Mal seit 30 Jahren einen Titel zu gewinnen und zum ersten Mal seit 35 Jahren den Pokal der Europa League, der früher Uefa-Cup hieß, in die Höhe zu halten.
Dafür müssen sie allerdings in zwei Spielen des Halbfinales die AS Rom aus dem Weg räumen. Das ist nicht nur eine stolze Mannschaft, die das alte römische Herrschaftszeichen S.P.Q.R. auf der Brust trägt, das einst im gesamten Geltungsbereich des Weltreiches die Macht des römischen Senats und des Volkes repräsentierte. Sie wird auch von José Mourinho (60) trainiert, der in der Branche zurecht für seine Schlauheit und Ruchlosigkeit bekannt ist, wenn es darum geht, Spiele mit allen Mitteln zu gewinnen.
Beim Portugiesen, der mit dem FC Porto und Inter Mailand die Champions League gewann und vor knapp einem Jahr den neuen Pokal der Europa Conference League nach Rom holte, darf man sich nie sicher sein. Nicht einmal die Tatsache, dass er und seine Mannschaft auch wegen größerer Verletzungsprobleme seit vier Spielen auf einen Sieg warten und in der Liga auf Platz sieben zurückgefallen sind, muss etwas zu bedeuten haben. Es könnte sich auch um ein riesiges Täuschungsmanöver handeln, das den Bundesligisten in die Irre führen soll.
Wenn einer in Leverkusen José Mourinho durchschauen kann, dann Xabi Alonso (41). Der heutige Bayer-Trainer hatte in seiner Zeit bei Real Madrid drei Jahre lang den gefürchteten Portugiesen zum Chef (2010 – 2013) und war bis zuletzt sein treuer Gewährsmann auf dem Rasen. „Einen Freund“, nennt Mourinho den Basken. Und das sei mehr, als er über fast alle seiner Ex-Spieler sagen könne. Xabi Alonso will die gemeinsame Zeit von damals nicht überbewerten. „Gegen Mou zu spielen, ist besonders für mich. Aber in erster Linie ist es für uns eine schöne Chance“, sagt der Baske, der wie alle anderen am Donnerstagabend nur eins im Sinn hat: Den Titel.
Die Euphorie am Tiber vor diesem Halbfinale ist riesig. Das 60 000 Menschen fassende Olympiastadion war innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Die rund 4000 mitreisenden Bayer-Fans werden alles geben müssen, um sich Gehör zu verschaffen. Niemand weiß besser als Rudi Völler, was die junge Mannschaft von Xabi Alonso am Donnerstag-Abend in dem Stadion erwartet, in dem Deutschland 1990 durch einen 1:0-Sieg über Italien Weltmeister wurde. „Viele unserer jungen Profis werden im Olympiastadion eine Stimmung erleben, die sie so auch noch nicht kennengelernt haben, aber das ist ja etwas Tolles. Das saugst du als Spieler einfach auf“, sagt der ehemalige Profi und Multifunktionär von Bayer 04, der von 1987 bis 1992 das Trikot der AS Rom trug. Eine Entscheidung im Hinspiel erwartet er gegen die defensivstarken, gut organisierten Römer nicht: „das wird zweimal ein Geduldsspiel werden.“
Rudi Völler erwartet gegen Rom zwei Geduldsspiele
Bayer 04 kann abgesehen von Patrik Schick personell aus dem Vollen schöpfen. Umstritten scheint alleine die Position des falschen Mittelstürmers, die an der Seite von Florian Wirtz von Amine Adli oder Adam Hlozek eingenommen werden kann. Die Römer Aufstellung hängt vor allem von der Gesundheit des Kaders ab. Chris Smalling, Paulo Dybala und Stephan El Sharaawy, drei Schlüsselspieler in Abwehr und Angriff, waren zuletzt verletzt und angeschlagen. Rudi Völler macht allerdings nichts Angst. Er möchte auch nicht in der Haut der Römer stecken: „Die Stabilität, die wir unter Xabi Alonso erreicht haben, ist neben unserer Schnelligkeit, vor der alle Angst haben, unser großes Pfund. Daran hat auch die Niederlage gegen Köln nichts geändert. Die Defensivarbeit ist top. Aber das ist bei AS Rom natürlich auch so. Das wird zweimal ein Geduldspiel werden.“