Titel-Traum geplatztDeutsche Basketballer verlieren im EM-Habfinale gegen Spanien
Berlin – Die letzten Töne der Nationalhymne waren gerade verklungen, als sich die ersten Fans entschlossen Gehör verschafften. „Deutschland, Deutschland!“ hallte es durch die Arena am Ostbahnhof in Berlin, während am Freitag die letzten Sekunden vor dem Halbfinale der Basketball-EM zwischen Deutschland und Spanien anbrachen. Auf dem Videowürfel war Dennis Schröder zu sehen, wie er kräftig durchpustete, zwei Zuschauer jubelten, als sie sich in Großaufnahme entdeckten und das junge Gesicht von Franz Wagner trug Züge höchster Konzentration.
Aus den Mienen aller Beteiligten war eindeutig abzulesen, dass viel auf dem Spiel stand. Es ging um die Frage, ob es zum Abschluss des knapp dreiwöchigen Turniers für die DBB-Auswahl um Gold oder Bronze gehen würde. Und die Antwort darauf versetzte die Profis von Bundestrainer Gordon Herbert in tiefe Enttäuschung: Nach dem 91:96 (51:46) ist der Traum vom Titel geplatzt. Im Spiel um Platz drei geht es am Sonntag (17.15 Uhr, live und kostenlos bei Magenta Sport sowie im Free-TV bei RTL) gegen Polen um Bronze, das zuvor gegen Frankreich ein demoralisierendes 54:95 hatte hinnehmen müssen.
Wagner: „Es tut gerade weh"
„Es tut jetzt gerade weh, aber wir haben am Sonntag noch ein wichtiges Spiel vor uns“, erklärte Franz Wagner niedergeschlagen. „Es gibt viel, das wir aus dieser Niederlage lernen können.“
Die Länderspielbilanz gegen den dreimaligen Europameister war derart ernüchternd, dass sich die deutschen Spieler einen Blick in die Archive getrost ersparen konnten. An lediglich fünf Siegen in 32 Partien durfte sich das Team erfreuen, zwei davon waren jedoch von entscheidender Bedeutung für die DBB-Historie: Auf dem Weg zum EM-Titel setzte sich Deutschland 1993 im Viertelfinale mit 79:77 durch, 2005 sorgte Dirk Nowitzki für das 74:73 im Halbfinale – nach der darauffolgenden 62:78-Endspielniederlage gegen Griechenland gab es EM-Silber zu feiern.
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Doch die deutschen Spieler demonstrierten erneut von Beginn an, dass sie sich von der Wucht der Geschichte nicht erdrücken lassen, sie spielten befreit auf und begannen ähnlich furios wie am Dienstag im Viertelfinale gegen Griechenland. Dennis Schröder erzielte die ersten Punkte und Franz Wagner glitt kurz darauf mit der Eleganz eines Tänzers durch die Defensive – 8:4 (3.). Doch Spanien hielt dem hohen Rhythmus und der Intensität stand, punktete durch sicher verwandelte Mitteldistanzwürfe des eingebürgerten Amerikaners Lorenzo Brown (26 Punkte) oder durch krachende Abschlüsse von Willy Hernangomez unter dem Korb.
Die spektakulärsten Momente allerdings waren der DBB-Auswahl vorbehalten: Daniel Theis stopfte ein Anspiel von Dennis Schröder über Ringniveau in den Korb – das Publikum sprang von den Sitzen und ließ den Boden der Arena beben. Als Mado Lô einen Dreier aus zehn Metern zum Abschluss des ersten Viertels zum 24:24 verwandelte, stieg die Dezibel-Zahl erneut in jenen Bereich, den sonst nur startende Düsen-Jets zu verursachen vermögen.
Doch das Spiel der deutschen Mannschaft geriet ins Stocken. Spanien, das zum elften Mal in Serie unter den besten vier Teams einer EM-Endrunde stand, setzte sich dank Dreiern ihres 37-jährigen Routiniers Rudy Fernandez erstmals deutlicher auf 41:32 ab (19.).
Schröder überragt
Es war in erster Linie dem mit 30 Punkten und acht Assists überragenden Dennis Schröder zu verdanken, dass er sein Team nach vorn brachte. „Dass wir mit so einem Kaliber wie Spanien mithalten können, sagt auch viel über uns aus“, meinte Schröder unmittelbar nach dem Match. „Ich bin stolz auf die Mannschaft.“
Doch wie schon in allen anderen Partien zuvor setzte auch der Rest des Kaders wichtige Impulse. Egal, ob es Franz Wagner oder Johannes Thiemann waren – jeder strahlte Entschlossenheit aus, doch Spanien blieb dran – 71:65.
Spanien am Ende stärker
Die letzten zehn Minuten entwickelten sich zur puren Nervenprobe, in der sich Spanien Vorteile erarbeitete (86:80/38.) und seinen Vorsprung abgeklärt ins Ziel rettete. Alles, was Deutschland zuvor leicht von der Hand gegangen war, landete unglücklich neben dem Korb oder in den Händen der Gegner. In der Arena wurde es immer leiser, weil die Besucher ahnten, dass es nicht mehr reichen würde. Nur die spanische Minderheit feierte lautstark. „Es war unser Ziel eine Medaille zu gewinnen“, betonte Schröder. „Und dieses Ziel verfolgen wir immer noch.“
Deutschland: Lô (9), Giffey, Weiler-Babb (4), Voigtmann (2), Wagner (15), Theis (10), Schröder (30), Wohlfarth-Bottermann, Thiemann (6), Hollatz, Obst (15), Sengfelder. – Zuschauer: 14 073