Am Sonntag tritt der SC Verl in Höhenberg an. Trainer Alexander Ende, früher Coach der Fortuna und Spieler bei Preußen Köln, im Interview
Alexander Ende über Viktoria Köln„Olaf Janßen ist stolz – und das kann er auch sein“
Herr Ende, der SC Verl hat aus den ersten fünf Spielen sechs Punkte geholt. Wie bewerten Sie den Start Ihrer Mannschaft in die neue Drittliga-Saison?
Mit Ausnahme des letzten Spiels war es von der Leistung her gut. Von den Ergebnissen her nicht – aus den ersten vier Spielen hätten wir mehr Punkte holen müssen. Wir hatten viele Chancen, waren dominant. Und haben das Feld leider zu oft mit dem Gefühl verlassen, dass mehr drin gewesen wäre. Mit dem 2:1-Sieg in Hannover am 4. Spieltag dachte ich, dass wir auf einem guten Weg wären. Umso ernüchternder war dann das vergangene Wochenende.
Sie sprechen von der 0:3-Heimpleite gegen Energie Cottbus.
Genau. Die Art und Weise hat mir nicht gefallen. Ich würde sagen, dass es mit das schwächste Spiel seit meinem Amtsantritt in Verl (Juli 2023, d. Red.) war. Es war hoffentlich eine Ausnahme. Einfach ein Tag, an dem gleich mehrere Spieler nicht an ihr Leistungsvermögen herangekommen sind. Andererseits nehme ich dann lieber einen Tag mit vier oder fünf Jungs neben der Spur, als jede Woche einen anderen Spieler daneben.
Zur Person: Alexander Ende (44) ist seit Juli 2023 Coach des SC Verl. Seinen ersten Cheftrainer-Posten im Seniorenbereich hatte er von 2020 bis 2022 beim SC Fortuna. Als Spieler war der gebürtige Grevenbroicher unter anderem für Preußen Köln, die FC-Reserve, Bonn, Münster, Verl, die Bayer-Reserve und bis zum Karriereende 2013 bei Fortuna Köln aktiv. Endes Trainerkarriere begann im Nachwuchsbereich von Borussia Mönchengladbach. (ckr)
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Die Dritte Liga ist gespickt mit namhaften Klubs. Der SC Verl gehört – wie auch Viktoria Köln – zu den kleineren. Welche Vorteile birgt das für Sie im Alltag?
In kritischen Situationen – in denen wir seit meinem Amtsantritt nicht wirklich viele hatten – geht es mit Sicherheit nicht so turbulent zu wie bei anderen Vereinen. In Verl sind die Verantwortlichen und das Umfeld dafür bekannt, dass man auch in schwierigen Situationen bei sich bleibt und nicht direkt alles hinterfragt und verwirft. Der Kreis derer, die das Sagen haben, ist überschaubar. Es wollen nicht tausend Leute mitreden. Nichtsdestotrotz ist der SC Verl ein ambitionierter Verein, der sich Jahr für Jahr entwickelt, es ist jetzt schon die fünfte Drittliga-Saison. Auch beim SC Verl wird nicht gerne verloren.
Am Sonntag (16.30 Uhr) ist Verl zu Gast bei Viktoria Köln. Wie schätzen Sie Ihren kommenden Gegner ein?
Natürlich war es ein Thema, dass man bei Viktoria wirtschaftlich nicht mehr aus dem Vollen schöpfen kann, dass der Etat kleiner ist und man alternative Wege gehen muss. Aber gerade zeigt die Viktoria, wie herausragend sie diesen Übergang hinbekommen. Olaf Janßen ist da stolz drauf – und das kann er auch absolut sein. Wie viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sie bei den Profis integriert haben, welche jungen Spieler sie weiterentwickelt haben – ohne große Transferausgaben. Sie haben ein richtig gutes NLZ, wo hervorragend gearbeitet wird. Und in Olaf einen Trainer, der den Mut hat, die jungen Spieler auf den Platz zu bringen. Er sieht die Chancen. Und nicht die Risiken. Dieser Weg ist alternativlos für den Verein, aber sie machen es sehr, sehr gut und werden gerade dafür belohnt.
Olaf Janßen betont immer wieder, dass viele Experten die Viktoria im Vorfeld der Saison als Abstiegskandidaten Nummer eins gesehen hätten. Wie war es bei Ihnen?
Ich war gespannt darauf, wie sie in die Saison starten würden. Olaf und ich schätzen uns. Darum habe ich ihm vor der Saison, als man diese Einschätzungen gehört hat, geschrieben und viel Glück gewünscht. Olaf hat geantwortet: „Alex, ich habe ein richtig gutes Gefühl bei der Truppe!“ Aus der Ferne würde ich spekulieren: Er hat früh erkannt, dass bei Viktoria – ähnlich wie beim SC Verl – viele junge Spieler im Fokus stehen, die noch Träume haben, die mit anschieben wollen. Wodurch du eine andere Energie auf dem Feld hast, als wenn dort sechs, sieben Profis spielen, die in ihrer Karriere in den letzten Zügen hängen.
Sie haben selbst noch für Preußen Köln gespielt, Viktorias Vorgängerverein. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit in Höhenberg?
Es war eine herausragende Zeit mit einer unfassbaren Kameradschaft. Ich durfte dort meine ersten drei Senioren-Jahre verbringen. Nach den Spielen – es war noch eine etwas andere Zeit – ging es rüber zum TuS Rechtsrheinisch ins Vereinsheim, da haben wir auf den Tischen zusammen mit den Fans unsere Siege gefeiert und kölsche Lieder gesungen. Ich habe nur die besten Erinnerungen.
Olaf Janßen lobt Ihre Mannschaft, sie könne Gegner „richtig quälen“. Wie würden Sie Ihren Spielstil beschreiben?
Grundsätzlich wollen wir den Ball haben. Wenn ihn der Gegner hat, wollen wir aggressiv sein und ihn schnellstmöglich zurückbekommen, um den Gegner dann vor große Aufgaben zu stellen. Wenn sich ein Gegner dadurch gequält fühlt, haben wir ein Ziel erreicht. Aber Ballbesitz ist nicht alles. Sinnvoll ist er nur, wenn wir die richtigen Momente zur Beschleunigung finden und dem Spiel eine Richtung geben. Wenn du das nicht hinbekommst, sondern nur quer oder zurück passt, dann nützt dir der ganze Ballbesitz nichts. Aber wir sind gerade nicht nur die Mannschaft mit dem meisten Ballbesitz, sondern auch die Mannschaft mit den meisten Vertikalpässen. Das ist für mich entscheidend. Wir wollen aus der Zirkulation heraus immer wieder die richtigen Momente für Vorstöße finden.
Fortuna Köln ist aktuell Tabellenführer der Regionalliga West. Verfolgen Sie die Spiele Ihres Ex-Klubs?
Ich bin immer mal wieder im Südstadion und habe natürlich auch noch Kontakte. Ich freue mich zu 100 Prozent über jeden Sieg der Fortuna und fiebere immer mit.
Trauen Sie der Fortuna den Aufstieg zu?
Da muss viel zusammenkommen. Ich glaube, dass sie eine richtig gute Mannschaft haben. Die Frage ist die gleiche, die wir uns in meinen Jahren bei der Fortuna auch immer gestellt haben: Reicht die Breite des Kaders? Wenn Verletzungspech ausbleibt, man diese Energie und den Lauf beibehält, dann kann man das schaffen. Wenn man wichtige Spieler verliert, wird es sicherlich sehr, sehr eng.
Was erwarten Sie für ein Spiel am Sonntag in Höhenberg?
Es wird eine massiv schwere Aufgabe gegen einen richtig guten Gegner. Die Viktoria macht als Mannschaft derzeit vieles richtig gut. Natürlich würden uns zum Start der englischen Woche drei Punkte in Köln nochmal einen Schub verleihen. Aber dafür müssen wir eine ganz, ganz andere Leistung als zuletzt gegen Cottbus zeigen und an unser Maximum herankommen. Sonst werden wir in Köln nicht gewinnen können.