Lostöpfe und LieblingsgegnerWM-Auslosung am Freitag – auf wen trifft Deutschland?
Lesezeit 4 Minuten
Doha/Berlin – Zwischen Palmen und Wolkenkratzern lehnt sich Hansi Flick betont entspannt zurück. Frankreich, Brasilien, England- wer immer auch kommen mag: „Wir können eh nur da sitzen und haben keinen Einfluss. Wir werden uns auf jeden Gegner akribisch vorbereiten“, sagte der Bundestrainer vor der WM-Auslosung am Freitag (18.00 Uhr MESZ/ARD und MagentaTV) im Saal des riesigen Messe-Zentrums von Doha.
Der Weltverband FIFA verspricht Spektakel und organisiert in Katar ein Stelldichein der früheren Fußball-Weltstars. Lothar Matthäus, Ali Daei, Rabah Madjer oder Cafu werden die 32 bzw. derzeit noch 29 Teams in acht Gruppen losen - und damit auch für die deutsche Nationalmannschaft ein bisschen Schicksal spielen.
WM: Deutschland Nationalmannschaft in Lostopf 2
Der viermalige Weltmeister liegt als Weltranglisten-Zwölfter wie erwartet in Topf zwei, er wird also wahrscheinlich einen Kracher wie Portugal, Spanien, Belgien oder Argentinien zugewiesen bekommen - oder, das wäre das Glückslos zum Auftakt: den sportlich maximal zweitklassigen Gastgeber Katar. „Heutzutage noch von leichten oder machbaren Gegnern zu sprechen, ist wirklich schwierig“, warnte aber schon der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Topf 4: Kamerun, Kanada, Ecuador, Saudi-Arabien, Ghana, Sieger Wales - Schottland/Ukraine, Sieger Costa Rica - Neuseeland, Sieger Vereinigte Arabische Emirate/Australien - Peru
Fast noch wichtiger ist Flick ohnehin der Termin des deutschen Auftaktspiels. Am 13. November wird noch Bundesliga gespielt - bei der nicht nur wegen Menschenrechtsfragen heftig umstrittenen Winter-WM in der Wüste (Finale am 18. Dezember) beginnen die Gruppen A und B am 21. November.
Die Teams der Gruppen G und H sind erst am 24. November im Einsatz, der Bundestrainer könnte also noch ein kleines Trainingslager einschieben. Selbstverständlich wäre Flick dann auch gerne bis zum Ende dabei. Der fünfte WM-Stern am vierten Advent - das wäre das perfekte Weihnachtsgeschenk. „Der deutsche Fußball hat eine Tradition an Erfolgen“, sagt Flick, „wir wollen zurück an die Weltspitze.“
2018 scheiterte Deutschland in vermeintlich schwacher Gruppe
Ein wenig Losglück könnte dabei nicht schaden. Wobei die Kombination Weltklasse/Mittelmaß/Pflichtgegner gar nicht so übel sein muss: 2018 scheiterte Deutschland krachend in einer ausgeglichenen Gruppe mit Mexiko, Schweden und Südkorea. Eine Wunde, die in Katar heilen soll.
29 der 32 WM-Tickets sind inzwischen vergeben, in der Nacht schafften es auch die USA und Mexiko zur Endrunde. In den interkontinentalen Play-offs duellieren sich Costa Rica und Neuseeland, Peru spielt gegen den Asienvertreter, den Australien und die Vereinigten Arabischen Emirate ermitteln.
Aufgrund des russischen Angriffskrieges ist auch ein Europa-Platz noch offen: Das Play-off-Halbfinale zwischen Schottland und der Ukraine wurde verschoben, es wird, sofern überhaupt möglich, wohl im Juni ausgetragen. Auf den Sieger wartet im Finale Wales. In Topf vier werden daher am Freitag drei Platzhalter-Lose liegen.
Die FIFA macht aus der Zeremonie in der Draw Hall ein Geheimnis. Moderieren werden, so viel ist bekannt, die ehemalige Weltfußballerin Carli Lloyd, der frühere englische Nationalspieler Jermaine Jenas und die britisch-jamaikanische Journalistin Samantha Johnson. Was an Showacts aufgeboten wird? Das wissen außer dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino wohl nur ganz wenige Menschen.
Englische Presse spricht von Deutschland als möglichem „Horror-Los“
Hansi Flick wird es wahrscheinlich herzlich egal sein. Der Bundestrainer kann nach der Auslosung in die unmittelbare WM-Vorbereitung einsteigen, Taktikpläne schmieden, analysieren und seine Späher aussenden. Im Juni warten in der Nations League Europameister Italien, der in der WM-Qualifikation gescheitert ist, und England - einer der möglichen Gruppengegner.
Apropos England: Die britische Presse bezeichnete Deutschlands als mögliches „Horror-Los“ für die Three Lions. Die englische „Sun“ schrieb, dass das Team von Hansi Flick dem englischen Trainer Gareth South „schlaflose Nächte bereiten“ könnte.
„Wir können uns mit den Besten der Besten messen, das ist immer gut für eine Entwicklung“, sagte Flick hingegen. Eine Entwicklung, die ihren Höhepunkt am 18. Dezember finden soll: mit dem fünften Stern zum vierten Advent. (mab/sid)