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Kommunaler Versorger unter DruckBergneustadt prüft die Gründung eigener Stadtwerke

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Ein Techniker hält nach der Installation einer Ladesäule für Elektroautos zwei Ladekabel in seinen Händen.

Zu wenig Tempo bei der Energiewende wirft die Bergneustädter Politik der Aggerenergie vor.

Der Bergneustädter Stadtrat will in einer Sondersitzung realistische Optionen ausloten.

Mit dem Vorstoß zur Gründung eigener Stadtwerke hat die Bergneustädter SPD offenbar einen Nerv getroffen. Alle sechs im Stadtrat vertretenen Fraktionen betonten ihre grundsätzliche Bereitschaft, die Versorgung mit Strom, Wärme und Wasser künftig selbst in die Hand zu nehmen. Einstimmig beschlossen wurde eine Sondersitzung, in der Experten demnächst realistische Optionen vorstellen sollen.

Der ursprüngliche SPD-Antrag an den Stadtrat ging noch darüber hinaus und hatte bereits den konkreten Beschluss zur Gründung der „Stadtwerke Bergneustadt“ vorformuliert. Dazu stellte SPD-Fraktionschef Daniel Grütz drei Ziele vor, die aus Sicht der Sozialdemokraten wesentlich seien – das Erreichen der Klimaziele, bezahlbare Energie für die Bergneustädter Bürgerschaft und deren Teilhabe an dem neuen Konstrukt, etwa in Form einer Genossenschaft. „Es geht uns darum, die Energieproduktion auf die kommunale Ebene zurückzuholen“, sagte Grütz und gab damit den Startschuss für zahlreiche lebhafte Redebeiträge.

Bei der Aggerenergie tut sich rein gar nichts.
Sven Oliver Rüsche (UWG) bemängelt zu wenige und zu teure Ladesäulen

CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhard Schulte etwa mahnte, man müsse auch eine Versorgung sicherstellen können, „wenn mal keine Sonne scheint“. Das Vorhaben sei höchst umfangreich und benötige unbedingt einen Businessplan. Vor allem von den kleineren Parteien wurde eine Gründung auch als willkommene Alternative zur Aggerenergie begrüßt. Viele Lokalpolitiker fühlen sich offenbar dermaßen durch die Preispolitik des traditionellen Versorgers gegängelt, dass sie gegen den Platzhirsch sogar seltene Schulterschlüsse bilden, wie etwa die UWG mit den Grünen. „Die Aggerenergie braucht Konkurrenz und damit Druck“, waren sich Axel Krieger (Grüne) und Sven Oliver Rüsche (UWG) einig, und der UWG-Mann legte auch gleich ein praktisches Beispiel nach: „Wenn ich an der Ladesäule in Bergneustadt 62 Cent bezahle und in Drolshagen 35 Cent, dann läuft was schief.“ Immer mehr Elektroautos gingen auf die Straße, „aber bei der Aggerenergie tut sich rein gar nichts“, bemängelte Rüsche.

Auch Christian Hoene (FDP) riet, das Thema „dringend anzugehen, wenngleich wir auf dem Arbeitsmarkt um händeringend gesuchtes Fachpersonal konkurrieren würden“. Sein Fraktionskollege Wolfgang Lenz regte an, „auch zum Beispiel mal im Reichshof nachzufragen, ob man zusammenarbeiten könnte“. Auch Mehmet Pektas (FWGB) konnte sich gut mit diesem Plan anfreunden.

Bergneustadts Bürgermeister will Detailfragen klären

Bürgermeister Matthias Thul schlug gleichwohl vor, den Antrag nicht wie vorformuliert zur Abstimmung zu stellen – noch völlig unklar sei zum Beispiel, welche Gesellschaftsform anzustreben sei, über welche Leitungen man Energie befördern würde und welche Entgelte für die Nutzung fremder Netze anfallen würden. Thul regte eine gemeinsame Sondersitzung von Bau- und Umweltausschuss an, bei der externe Fachleute, aber auch das städtische Klimaschutzmanagement Fragen zur Umsetzung klären sollen. Diesem Fahrplan stimmte der Stadtrat einstimmig zu.

Lesen Sie hier den Kommentar zu der Entscheidung.