WiederaufbauRestaurant in Heimerzheim öffnet sieben Monate nach der Flut wieder
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Swisttal-Heimerzheim – Wie hoch das Wasser in der Nacht des 14. Juli des vergangenen Jahres in Swisttal gestiegen ist, zeigt auch das Schicksal des Heimerzheimer Betriebs der Familie Weidenbrück. Das Hochwasser zerstörte nicht nur den von Chefin Elisabeth Weidenbrück geliebten Foodtruck, sondern auch Räumlichkeiten mit einer Fläche von rund 770 Quadratmetern – obwohl der Betrieb relativ hoch liegt. Durch die Nachteingänge suchte sich das Wasser den Weg und beschädigte auch Zentralkühlung und Stromversorgung für Restaurant und Hotel. Nun freut sich die Familie, mehr als sieben Monate nach der Katastrophe das Restaurant am Dienstag, 1. März, wieder öffnen zu können.
Gasthaus eröffnete vor 56 Jahren
Dabei hat der Veilchendienstag hat eine besondere Bedeutung für die Weidenbrücks: Anneliese und Matthias Weidenbrück eröffneten am Veilchendienstag 1966 ihr Gasthaus in Heimerzheim und legten damit den Grundstein für die Familiengeschichte. Das Kapitel Wiederaufbau ist mit der Eröffnung jedoch noch nicht abgeschlossen. Wenige Baustellen sind noch übrig. Die Chefin in dritter Generation plant, auch das Hotel im April wiederzueröffnen.
Für die Weidenbrücks war es ein weiter Weg: Aus den betroffenen Räumen musste das Mobiliar raus, anschließend wurden sie kernsaniert. Das gesamte Team aus Familie und Mitarbeitern packte mit an. Parallel dazu kochten sie täglich für die Mitbürger.
„Es war eine nie dagewesene Situation für uns und die Heimerzheimer. Wir haben überlegt, wie wir helfen können, und haben gekocht – denn die Mitarbeiter und die Küche waren ja vorhanden“, erinnert sich Elisabeth Weidenbrück. Freunde und befreundete Unternehmen spendeten frisches Gemüse, Obst und Getränke. So bereitete das Team täglich bis zu 500 Mittagessen zu, bis nach rund zwei Wochen die Kühlung ausfiel. Weidenbrück und ihr Mann Jens Giersberg sammelten gemeinsam mit dem Ortsausschuss 150 000 Euro an Spenden für Betroffene.
Der Wiederaufbau hielt derweil Hürden bereit: „Bei einem Lebensmittel-Betrieb muss man anders vorsorgen als in einem Privathaushalt. Wir hatten auch Chemiker hier“, berichtet die 41-Jährige. Den Elan schmälerten die Rückschläge jedoch nicht. „Das ist das Gute an einem Familienbetrieb, da greift der eine dem anderen immer wieder unter die Arme“, erklärt Cousin Martin Schorn. Der 28-jährige Hotelfachmann kehrte nach der Flutkatastrophe zurück in den Familienbetrieb.
Foodtruck und Bio-Zertifizierung
Das Schwierigste beim Wiederaufbau war laut Weidenbrück eine gute Koordination. „Eine gute Bauleitung hat uns zu Beginn stark gefehlt. Wir hatten viele ortsansässige Unternehmen, mit denen wir häufig zusammenarbeiten, die uns geholfen haben.“
Für die 41-Jährige stand manchmal auch gefühlt die Zeit still wie in der Trockenphase der Räume. Die nutzte sie und brachte Neuerungen wie unter anderem eine Bio-Zertifizierung auf den Weg. Der Ersatz für den Foodtruck kam vergangenen Woche. Nach einer Pandemie-Zwangspause war er nur zwei Wochen im Einsatz, bevor er beim Hochwasser komplett zerstört wurde. Der Nachfolger gibt dem Team Hoffnung für den Neustart und ein weiteres Stück Normalität zurück.