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Unser AdventskalenderDas erste und wichtigste „Türchen“ am Dom

Lesezeit 4 Minuten
Adventskalender 2024, Folge 1: Das Hauptportal des Kölner Doms

Das Marienportal des Kölner Doms ist 9,30 Meter breit und 28 Meter hoch.

Im Adventskalender des „Kölner Stadt-Anzeiger“ führen Mitarbeitende der Dombauhütte an Stellen im Dom, die sonst kaum jemand zu sehen bekommt.

Mit dem ersten Tag im Dezember setzt ein Brauch ein, der die Zeiten von seinen Ursprüngen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart überdauert hat: der Adventskalender. Besonders den Kindern soll er die lange, lange Zeit bis Heiligabend überschaubar machen und die Wartezeit verkürzen. Jeden Tag bis zum 24. Dezember ein Türchen zu öffnen, das war – schreibt „Stadt-Anzeiger“-Kolumnist Frank Nägele in einer schwelgerischen Erinnerung an die eigene Kindheit – „einer der zuverlässigsten Glücksbringer“, ein tägliches Ritual als Zugang zu einer heilen Welt.

Der Adventskalender, den wir in diesem Jahr als Artikelserie veröffentlichen, verbindet das Motiv der Sehnsucht in der Zeit mit „dem“ Sehnsuchtsort in Köln: dem Dom. Wir haben Menschen, die in und an der Kathedrale tätig sind, darum gebeten, ihren Lieblingsort oder ein besonderes Objekt im Dom vorzustellen. Dafür begeben wir uns höher hinaus und tiefer hinunter, als Besucherinnen und Besucher normalerweise kommen: von den archäologischen Grabungen, die bis zu 16 Meter tief an den Fuß der Fundamente reichen, geht es hinauf in fast 110 Meter Höhe, auf ein Gerüst am Nordturm.

In den nächsten 24 Tagen führen Mitarbeitende der Dombauhütte Sie an Stellen im Dom, die sonst kaum jemand zu sehen bekommt. Orte, die mehr als 1200 Jahre Baugeschichte lebendig werden lassen; Orte, an denen die Begeisterung und – ja – die Liebe für den Dom durch die Jahrhunderte sichtbar und erfahrbar wird.

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Das erste und wichtigste Türchen am Dom

Das erste und zugleich wichtigste Türchen zum Dom öffnet der Sicherheitsbeauftragte, Oliver Gassen. Wobei „Türchen“ in diesem Fall krass untertrieben ist. Schließlich ist das Marienportal, der Hauptzugang zum Dom, mit 9,30 Meter Breite und mehr als 28 Meter Höhe ein monumentales Entree in der Westfassade, mit einer Fläche von annähernd 7000 Quadratmeter die größte Schauseite einer Kirche, die jemals gebaut wurde.

Die eigentlichen Türen sind mehr als fünfeinhalb Meter hoch. Sie werden abends mit einem schweren Riegel doppelt verschlossen. Der historische Bartschlüssel, den Gassen in Verwahrung hat, ist ein Trumm von 14 Zentimeter Länge, das täglich zum Einsatz kommt. Fürs Öffnen und Schließen der Türen brauche es zwar kein Krafttraining, aber „ein bisschen reinhängen muss man sich schon“.

Oliver Gassen, Sicherheitsbeauftragter am Kölner Dom

Oliver Gassen, Sicherheitsbeauftragter des Kölner Doms

Zusammen mit einem rund 40-köpfigen Team sorgt Gassen dafür, dass es beim Besuch von bis zu 20.000 Menschen pro Tag im Dom ruhig und geordnet zugeht. Der gelernte Bühnenmeister hat vor seinem beruflichen Wechsel zum Dom 2019 Sicherheitskonzepte für größere und kleinere Events entwickelt und umgesetzt. Als Chef der Domschweizer hat auch Gassen einen der charakteristischen roten Talare im Schrank. Darüber hinaus ist er für die Turmaufsicht, den Schutz der Schatzkammer und die Bewachung des Doms bei Nacht verantwortlich.

Das Marienportal habe er für den Adventskalender des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ausgesucht, weil dort vor einem Jahr für ihn „das Thema Terror sehr deutlich“ geworden sei. Nach Hinweisen auf einen geplanten Anschlag in der Weihnachtszeit wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt. Schwer bewaffnete Polizisten patrouillierten auf der Domplatte, Besucher des Doms mussten – wie am Flughafen – einzeln Schleusen mit Metalldetektoren passieren. Aber der Dom blieb geöffnet. „Das war für mich ein Zeichen, dass wir trotz dieser Bedrohung Sicherheit gewährleisten konnten.“

Ein Zufluchtsort für die Menschen

Inzwischen nimmt sich die Lage deutlich entspannter aus. Von gelegentlichen Taschenkontrollen abgesehen, kommt man unter den wachen Augen der Schweizer ungehindert durchs Marienportal ins Innere. Gefragt nach Zwischenfällen, berichtet Gassen spontan von Besuchern, die „schon mal über die Stränge schlagen oder aus der Reihe tanzen“. Eine typische Situation: Männer, die ihren Hut oder ihre Mütze nicht abnehmen wollten, „was in Kirchengebäuden nun mal üblich“ sei. „Die meinen dann, sie könnten mit den Domschweizern Katz und Maus spielen. Das ist schon mal bis zur Handgreiflichkeit eskaliert.“ In solchen Fälle helfe „der gute Draht zur Polizei, die bei Bedarf schnell hier ist und uns unterstützt“.

Zuletzt hat ein Video-Clip auf Social Media Gassen und seine Leute in Aufregung versetzt. Wieder einmal hatten Fassadenkletterer es geschafft, unbemerkt bis auf eine der Turmspitzen in 157 Metern Höhe zu gelangen – ein lebensgefährlicher Thrill. Hat Gassens Sicherheitskonzept da versagt? Eine Totalüberwachung sei logistisch unmöglich, erklärt er. Teilbereiche des Domäußeren sind kameraüberwacht. „Aber flächendeckend ist das nicht zu machen. Das ist leider so.“

Gerade in der Vorweihnachtszeit rechnet Gassen wieder mit großem Andrang am Dom. Wer auf legalem Weg hineinkommt, „darf sich sicher fühlen, gar keine Frage“, sagt Gassen. Schließlich sei der Dom von jeher „ein Zufluchtsort für die Menschen mit all ihren Anliegen“.