Für den Sicherheitschef am Kölner Dom, Oliver Gassen, ist die Kathedrale ein Zufluchtsort.
Lieblingsorte am DomZufluchtsort für die Menschen
Oliver Gassen hat die Schlüsselgewalt am Kölner Dom. Der Sicherheitsbeauftragte führt zum Marienportal als seinen persönlichen Lieblingsort. Der Hauptzugang zum Dom, ist mit 9,30 Meter Breite und mehr als 28 Meter Höhe ein monumentales Entree in der Westfassade, mit einer Fläche von annähernd 7000 Quadratmeter die größte Schauseite einer Kirche, die jemals gebaut wurde.
Die eigentlichen Türen sind mehr als fünfeinhalb Meter hoch. Sie werden abends mit einem schweren Riegel doppelt verschlossen. Der historische Bartschlüssel, den Gassen in Verwahrung hat, ist ein Trumm von 14 Zentimeter Länge, das täglich zum Einsatz kommt. Fürs Öffnen und Schließen der Türen brauche es zwar kein Krafttraining, aber „ein bisschen reinhängen muss man sich schon“.
Zusammen mit einem rund 40-köpfigen Team sorgt Gassen dafür, dass es beim Besuch von bis zu 20.000 Menschen pro Tag im Dom ruhig und geordnet zugeht. Der gelernte Bühnenmeister hat vor seinem beruflichen Wechsel zum Dom 2019 Sicherheitskonzepte für größere und kleinere Events entwickelt und umgesetzt. Als Chef der Domschweizer hat auch Gassen einen der charakteristischen roten Talare im Schrank. Darüber hinaus ist er für die Turmaufsicht, den Schutz der Schatzkammer und die Bewachung des Doms bei Nacht verantwortlich.
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Das Marienportal habe er als seinen Lieblingsort ausgesucht, weil dort im Jahr 2023 für ihn „das Thema Terror sehr deutlich“ geworden sei. Nach Hinweisen auf einen geplanten Anschlag in der Weihnachtszeit wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt. Schwer bewaffnete Polizisten patrouillierten auf der Domplatte, Besucher des Doms mussten – wie am Flughafen – einzeln Schleusen mit Metalldetektoren passieren. Aber der Dom blieb geöffnet. „Das war für mich ein Zeichen, dass wir trotz dieser Bedrohung Sicherheit gewährleisten konnten.“
Ein Zufluchtsort für die Menschen
Inzwischen nimmt sich die Lage deutlich entspannter aus. Von gelegentlichen Taschenkontrollen abgesehen, kommt man unter den wachen Augen der Schweizer ungehindert durchs Marienportal ins Innere. Gefragt nach Zwischenfällen, berichtet Gassen spontan von Besuchern, die „schon mal über die Stränge schlagen oder aus der Reihe tanzen“. Eine typische Situation: Männer, die ihren Hut oder ihre Mütze nicht abnehmen wollten, „was in Kirchengebäuden nun mal üblich“ sei. „Die meinen dann, sie könnten mit den Domschweizern Katz und Maus spielen. Das ist schon mal bis zur Handgreiflichkeit eskaliert.“ In solchen Fälle helfe „der gute Draht zur Polizei, die bei Bedarf schnell hier ist und uns unterstützt“.
Zuletzt hat ein Video-Clip auf Social Media Gassen und seine Leute in Aufregung versetzt. Wieder einmal hatten Fassadenkletterer es geschafft, unbemerkt bis auf eine der Turmspitzen in 157 Metern Höhe zu gelangen – ein lebensgefährlicher Thrill. Hat Gassens Sicherheitskonzept da versagt? Eine Totalüberwachung sei logistisch unmöglich, erklärt er. Teilbereiche des Domäußeren sind kameraüberwacht. „Aber flächendeckend ist das nicht zu machen. Das ist leider so.“
Gerade in der Vorweihnachtszeit rechnet Gassen mit großem Andrang am Dom. Wer auf legalem Weg hineinkommt, „darf sich sicher fühlen, gar keine Frage“, sagt Gassen. Schließlich sei der Dom von jeher „ein Zufluchtsort für die Menschen mit all ihren Anliegen“.