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Viel Spaß in Matsch und SchlammNaturparcours „Arboretum“ in Nettersheim eröffnet

Lesezeit 4 Minuten

Überwindung gehört dazu: Ein Team nach dem beherzten Sprung in die Schlammkuhle, die einen Meter hoch mit Wasser gefüllt ist.

Nettersheim – Elf Zweier-Teams und einige Hundert weitere Premierengäste waren neugierig auf den Naturparcours „Arboretum“ in Nettersheim. 25 Hindernisse auf einer Strecke über 900 Meter sind in dem von Stefan Nagelschmidt und Nico Zimmermann gepachteten, zwei Hektar großen Areal im Gemeindewald zu überwinden.

Am Ende des Eröffnungstages, bei dem das wechselhafte Aprilwetter mit Sonnenschein und kräftigem Regenschauer ohnehin für genügend Abwechslung sorgte, war mit sensationellen 9:09 Minuten ein beeindruckender Streckenrekord aufgestellt. Dabei waren die beiden Betreiber im Vorfeld davon ausgegangen, dass für eine Runde auf der Hindernisstrecke 12 bis 15 Minuten – je nach Fitnessgrad – einzukalkulieren seien. Dazu kam auch die Tatsache, dass keiner der Starter im Vorfeld auf der Strecke trainieren konnte – es betraten also alle Neuland.

Die 25 Hindernisse testete auch diese Gruppe Jugendlicher aus Scheuren.

Steilwände, Kriechtunnel und Kletternetze

Reine Kraft reicht für diesen besonderen Leidensweg in Nettersheim jedenfalls nicht. Man muss dabei auch schnell sein. Und tatsächlich blieb eines der elf Duos beim Teamwettkampf auf der Strecke, die gespickt ist mit „Ninja-Böcken“, Seilen, Ringen, bis zu 3,50 Meter hohen Steilwänden, Kriechtunnel, Kletternetzen sowie natürlich einigen Schlammstrecken und Wasserlöchern, deutlich unter der vermuteten Zeit. Selbst die Zeitnehmer im 70-köpfigen Helferteam am „Arboretum“-Eröffnungstag konnten es kaum glauben.

Arboretum

25 Hindernisse zum Kriechen, Klettern, Springen oder Laufen können im Arboretum-Naturparcours allein oder in Teams bezwungen werden. Angebote wie Outdoor-Fitness-Kurse, ein Wald-Lehrpfad sowie Veranstaltungen sind in Arbeit.

Für Kinder gibt es einen eingefassten Extra-Bereich, wo die kleinen Besucher ab vier Jahren auf 400 Quadratmetern unter Aufsicht einer Begleitperson toben können. Unter anderem befinden sich dort eine Seilrutsche, Balanciermöglichkeiten, Kletternetze und eine Slack-Line zwischen den Bäumen. Auf dem gesamten Kids-Gelände herrscht Helmpflicht. Kinder ab 12 Jahren können mit Einverständniserklärung der Eltern den großen Hindernisparcours absolvieren. Jugendliche ab 16 dürfen diesen alleine betreten.

Ein Tagesticket für Erwachsene kostet 17,50 Euro, Jugendliche unter 18 Jahren zahlen 14,50 Euro. Der Eintritt für den Kids-Bereich kostet pro Kind 8,50 Euro und 4 Euro für die Begleitperson. Zehn Parkplätze sind vor dem Eingang, 25 weitere etwa 700 Meter entfernt an der Schützenhalle. Dort ist auch eine Sanitäranlage mit Toiletten. (hab)

www.arboretum-naturparcours.de

Drei Jahre dauerten die Planungen für den Naturparcours, der trotz hoher Eigenleistungen der Macher und ihrer Helfer einen fast sechsstelligen Euro-Betrag gekostet hat. Entstanden ist nicht nur das große Areal für die wachsende Zielgruppe der Outdoor-Sportler. Ein kleiner „Outdoor-Fitnesspark“ eignet sich zudem für Gruppengymnastik und Spiele. Zudem gibt’s das „Arboretum-Kids“-Gelände für Kinder .

Insgesamt dürfte „Arboretum“ eine weitere Touristenattraktion für Nettersheim werden. Das betonte auch Bürgermeister Wilfried Pracht bei seiner kurzen Eröffnungsansprache. Und: Mit Nagelschmidt und Zimmermann haben zwei Nettersheimer das Projekt in die Tat umgesetzt.

„Für unsere Kinder wird das eine tolle Erfahrung sein. Wo gibt es schon einen solchen Spielplatz?“, lobte Irmtraud Schneider aus Marmagen den Kinder-Parcours mit Rutsche, Kletternetz, Seilbahn und Slack-Line. Es sind gelungene Spielereien für die Jüngeren – so, wie sie auf der langen Strecke auch für die Erwachsenen geboten werden. Jedoch ist der Parcours eher für diejenigen gedacht, die es auf die harte Tour wollen – wenn sie denn nicht einen der Chick-Ways nutzen, um Hindernisse zu umgehen.

Nur 11:13 Minuten brauchten Francesca Klein und Lars Holder für den Parcours.

Angebot muss nun geschickt vermarktet werden

Angetan vom Areal war auch Achim Rodewald von der Sporthochschule Köln: „Das ist vermutlich derzeit die einzige stationäre Anlage dieser Art.“ Der Sportwissenschaftler sieht den Park als „tolles Trainingsangebot für alle Mannschaftssportarten, natürlich auch für Vereine oder Firmen-Incentives“. Nun müsse das Angebot geschickt vermarktet werden. „Dann“, so Rodewalds Einschätzung, „wird das funktionieren.“

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Über Marketing machten sich Francesca Klein (23 Jahre) aus Paulushof und Lars Holder (22) aus Schleiden eher weniger Gedanken. Die beiden Sportler des TuS Schleiden absolvierten die Strecke in sehr sportlichen 11:13 Minuten. „Lustig und matschig“ lautete ihr Fazit, als sie nach dem mutigen Sprung in die ein Meter tiefe Schlammkuhle, dem Robben durch den Kriechtunnel, Hakeln durch das Kletternetz und all den anderen Hindernissen wieder frisch geduscht waren. Natürlich, so die beiden, wollen sie wiederkommen.

Besucherpfade laden zum Zuschauen ein

Das haben auch Thorsten Winkelnkemper (38) aus Bad Münstereifel und Simon Bennet (34) aus Grevenbroich vor. Als Team „Hochempfindliche Elektrogeräte“ – so nannten sich wirklich – waren sie am Start. Und woher kam der Mannschaftsname? „Auf der Strecke geht es um alles das, was Elektrogeräten nicht passieren sollte: Feuchtigkeit, Stöße, Erschütterungen“, so ihre Erklärung.

Mit Sohn Joris war Sportwissenschaftler Achim Rodewald im für die Kinder angelegten Areal.

Willi Stoffels aus Nettersheim schaute sich das Treiben zwischen „Lianen-Sprung“ über die Wassergrube und Dreifach-Steilwänden nur aus der sicheren Distanz auf den mit Mulch gestreuten Besucherpfaden entlang des Parcours an. „Ob uns das unsere Eltern früher erlaubt hätten? Ich weiß es nicht“, so der 71-Jährige. Heute gelte eher: „Nur die Harten kommen in den Garten!“ Oder eben in den Matsch.