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Serie „Lebendiges Rhein-Berg“Wie der Teichfrosch sich fortpflanzt - obwohl er ein Hybrid ist

Lesezeit 4 Minuten
Ein Teichfrosch im Wasser

Der Teichfrosch ist biologisch betrachtet ein besonderes Tier.

Die Artikelserie stellt biologische Arten vor. Was ist eigentlich eine Art und wie passen sich Arten an die Evolution an?

In der Artikelserie „Lebendiges Rhein-Berg“ werden in der Regel biologische Arten vorgestellt. Aber was ist überhaupt eine Art? Die Eiche beispielsweise ist keine Art, sondern eine Gattung, die verschiedenen Arten umfasst. Eine Art wäre etwa die Stiel-Eiche. Ein anderes Beispiel ist der Igel. Der Begriff „Igel“ bezeichnet strenggenommen eine ganze Familie. Unpräzise, aber in der Regel trotzdem gemeint, ist damit auch die im Bergischen Land heimische Art Braunbrustigel aus der Gattung der Kleinohrigel.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist viel öfter von Gattungen oder Familien die Rede als von konkreten Arten. Allerdings konnten sich Wissenschaftler bisher auf keine allgemeingültige Definition des Begriffes Art festlegen. Das hängt damit zusammen, dass Artbildung ein komplizierter Prozess im Verlauf der Evolution ist und aktuell immer noch stattfindet. So gibt es inzwischen eine Reihe verschiedener Artkonzepte, die alle nicht allgemeingültig sind, aber für die jeweiligen Anwendungsgebiete zumeist funktionieren.

Der biologische Artbegriff klassifiziert Lebewesen - Nur Individuen derselben Art sind fortpflanzungsfähig

Einer der ältesten Versuche, Lebewesen zu klassifizieren, geschieht über das Aussehen. Also Lebewesen, die gleich aussehen, dieselben Merkmale haben, gehören derselben Art an.

Ein anderer Ansatz ist der biologische Artbegriff: Nur Individuen derselben Art können miteinander fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen. Lebewesen derselben Gattung können zwar in einigen Fällen, wie bei Pferd (Equus caballus) und Esel (Equus asinus) Nachkommen zeugen - bekannt als Maultier beziehungsweise Maulesel - diese sind dann aber unfruchtbar und werden als Hybride oder veraltet Bastardform bezeichnet.

Der Mensch ist die einzige überlebende Art der Gattung Homo

Cockerspaniel und Pudel können Nachwuchs bekommen, der wiederum Nachwuchs mit einer anderen Hunderasse (Canis lupus familiaris) oder sogar dem Wolf (Canus lupus) zeugen kann. Also gehören alle Hunderassen und der Wolf derselben Art an.

Noch eindeutiger ist es bei uns Menschen. Da wir die einzige überlebende Art der Gattung Homo sind, können wir uns seit etwa 30 000 Jahren ausschließlich mit anderen Menschen verpaaren und fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen.

Hybride passen sich der Evolution an: Der Teichfrosch ist eine seltene Ausname

Inzwischen sind jedoch einige Beispiele von eng verwandten evolutionär jungen Arten bekannt, bei denen Hybride durchaus fortpflanzungsfähig sind. Dieses Phänomen wird sogar im Zuge des Klimawandels zunehmend offensichtlich, da Arten plötzlich aufeinandertreffen, die sich früher nie begegnet wären. Bekanntestes Beispiel: Eisbär und Braunbär.

Besonders komplex ist die Sache im Falle es Teichfroschs (Pelophylax esculentus) aus der Gruppe der Wasserfrösche. Dem polnischen Biologen Leszek Berger gelang Mitte der 1960er-Jahre eine revolutionäre Entdeckung: Der bis dahin als normale Art behandelte Teichfrosch sollte in Wirklichkeit einen Hybrid aus natürlichen Kreuzungen zwischen Seefrosch (Pelophylax ridibundus) und Kleinem Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) darstellen. Durch Rückkreuzung mit einer der Elternarten entsteht der Hybrid ständig neu und kann durch komplizierte Vererbungsprozesse sogar stabile Populationen ohne die Elternarten aufbauen. Aber eine Art im biologischen Sinn ist der Teichfrosch nicht.

Der Teichfrosch ist ein grün bis bräunlich gefärbter Lurch mit schwarzer Marmorierung. Weibliche Exemplare werden sechs bis zwölf Zentimeter groß, die Männchen sind mit sechs bis zehn Zentimetern etwas kleiner aber eben größer als der Kleine Wasserfrosch und kleiner als der Seefrosch.

Sie lassen sich vielleicht am leichtesten an ihren Lautäußerungen unterscheiden, die beim Teichfrosch auch eine Mittelstellung zwischen dem „Keckern“ des Seefrosches und dem „schwirrenden Quaken“ der kleinen Wasserfrösche einnehmen. Beim „Quaken“ sieht man die seitlich des Mundes gelegenen, grauen Schallblasen.

Da die Merkmale des hybriden Teichfrosches und der Elternarten aber sehr variabel sind, ist eine Zuordnung selbst für Experten oft schwierig. Man fasst daher beide Arten und den Hybriden im sogenannten „Wasserfrosch-Komplex“ zusammen.

Im Vergleich zu anderen Fröschen laichen die Vertreter des Wasserfroschkomplexes eher spät im Jahr, von Mai bis Juni. Die im Wasser liegenden etwa tennisballgroßen Laichballen sind deutlich kleiner als die der Braunfrösche aus der Gattung Rana, die zudem alle zu den Frühlaichern gehören. In ihrem Verbreitungsgebiet, das sich über Ost- und Mitteleuropa erstreckt, fühlen sich Wasserfrösche insbesondere an sonnigen Stillgewässern mit reicher Ufer- und Wasservegetation besonders wohl. In der kalten Jahreszeit halten sie sowohl an Land wie auch unter Wasser Winterruhe.

Da Wasserfrösche verhältnismäßig geringe Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, sind sie überall häufig anzutreffen und gehören nicht zu den gefährdeten Arten.

Nichtdestotrotz gelten sie wie alle Amphibien, die in der von Menschen stark veränderten Landschaft und den global vernetzten Warenströmen mit vielerlei Problemen zu kämpfen haben, als „besonders geschützt“. Für sie gilt daher: nicht fangen, verletzen oder töten, auch wenn männliche Vertreter dieser komplexen Art in manchen Sommernächten nervtötende Paarungsrufe von sich geben können.