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Aktionstag in VogelsangDie Jazz Haus Schule engagiert sich für Musik an Schulen

Lesezeit 3 Minuten

Auf der Lichtung bewegen sich die Schüler wie Spinnen über den Boden.

Köln – Am Ende packte der Rhythmus alle. Tanzende Waldwesen, die grazile Nixe oder die geheimnisvolle Geschichtenerzählerin zogen die Grundschulkinder aus Bocklemünd und Vogelsang in ihren Bann. Mal wirkten sie spontan mit beim Mini-Konzert mit Percussion-Instrumenten, ahmten Tanzfiguren nach oder folgten den Künstlern einfach ein Stück weit. Ein wenig erinnerte das an die Legende vom Rattenfänger aus Hameln.

Kultur ist integrativ

Der „Klangkörper“-Aktionstag findet seit zehn Jahren einmal im Jahr an der Grundschule Kunterbunt statt. „Normalerweise wird das Schulhaus auf links gedreht“, sagt die Leiterin des Offenen Ganztags, Ute Ehresmann. Pandemiebedingt wurde die Präsentation aus Tanz und Musik in den nahen Sieben-Hügel-Park verlegt – auf Wiesen, unter Bäume oder auf kleine Lichtungen. Gegen die schlechte Wetterprognose habe man am Abend zuvor „getrommelt was das Zeug hielt“, sagte Thomas Gläßer, Leiter der Offenen Jazz Haus Schule, die den Aktionstag veranstaltet.

Die Froschfrau im Dickicht ist sehr beliebt.

Die Schule gehört zu Bocklemünd-Mengenich, wurde aber 2017 aus Platzgründen auf unbestimmte Zeit nach Vogelsang an den Kolkrabenweg ausgelagert. Die meisten Kinder kommen morgens mit dem Bus aus dem Görlinger-Zentrum, 28 Nationen lernen aktuell zusammen in den Klassen.

Weitere Kooperationen an Grundschulen und einer Gesamtschule

Mit dem Klangkörper-Projekt werden Musik und Tanz auch an normalen Schultagen in den Stundenplan integriert. Die Kinder sollen sich beeindrucken und mitreißen lassen, sagt Gläser. Und zwar nicht nur in freiwilligen AGs nach dem Unterricht. „Wir sehen die Schüler ganzheitlicher. Kulturelle Bildung ist sozial, integrativ und stärkt psychisch und physisch“, sagt Joscha Oetz, künstlerischer Leiter der Jazz Haus Schule. Die Musik- und Tanzworkshops, ein Kurs in Instrumentenbau und ein Pausenraum mit Instrumenten wird von „wir helfen“ gefördert.

Endlich wieder toben und herumschreien.

Kooperationen dieser Art gibt es mit weiteren Kölner Schulen. Schon seit 2008 wird an der Gemeinschaftsgrundschule Manderscheider Platz in Sülz ein modellhaftes Musikprofil „Improvisierte und Neue Musik“ umgesetzt. Außerdem arbeiten die Musikpädagogen seit 2019 mit der Integrierten Gesamtschule Innenstadt zusammen. „Mit einer weiterführenden Schule wollen wir auch den Übergang gewährleisten“, erklärt Oetz. Denn zu vielen Kindern, die sich an den Grundschulen als talentierte Musiker und Tänzerinnen entpuppen, verliert die Musikschule später den Kontakt.

Stadt fördert das Projekt

Die Präsentation in Vogelsang nutzte die Jazz Haus Schule, um Sponsoren und Förderern zu danken. Geschäftsführer Joscha Oetz und der Vorstandsvorsitzende Rainer Linke betonten auch die Bedeutung einer dauerhaften Förderung durch die Stadt Köln. Der Start der finanziellen städtischen Zuschüsse fiel mit dem ersten Lockdown zusammen. Plötzlich hatte man mehr Geld, aber kaum Möglichkeiten, Angebote zu machen. „Die Jazz Haus Schule und die Schulen haben einen unbeugsamen Willen gezeigt, diese Kooperationen allen Widrigkeiten zum Trotz weiterzuentwickeln“, betonten beide.

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Auch das Land NRW unterstützt mit dem Programm „Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ (Jekits) musikalische Förderung an Schulen. „Diesen Rückenwind sollte die Stadt unbedingt nutzen“, so Joscha Oetz. Die Beteiligten sind sich einig: Die Kinder brauchen nach der Pandemie und den vielen Monaten Zuhause noch mehr Engagement. „Die Schritte zurück in die Normalität müssen gut begleitet werden.“ (mit lis)