Köln – Auf dem Papier klingt es erst einmal gut: Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung und solche, denen eine dies droht, haben einen Anspruch darauf, möglichst frühzeitig gefördert zu werden. Dazu zählen auch Auffälligkeiten oder Störungen von Kindern in ihrer körperlichen, geistig-seelischen oder sozialen Entwicklung. 120 000 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren erhalten laut Diakonie derzeit bundesweit heilpädagogische Therapien und medizinische Leistungen, um Entwicklungsrisiken zu erkennen und zu therapieren.
Oft endet die Frühförderung des Kindes aber mit den Eintritt in die Grundschule, obwohl dann der Förderbedarf eher zunimmt. „Der Übergang von Kita zur Schule ist das Lebensereignis, das viele Chance, aber auch Risiken birgt“, sagt Christa Grüber-Stankowski vom Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung.
Das könnte Sie auch interessieren:
Mit dem Projekt „Mutig“, das nun im studio dumont vorgestellt wurde, will der Verein und die Universität Köln wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln und ein Format entwickeln, um Kinder mit Frühförderbedarf und ihren Familien beim Übergang eine passgenaue Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Denn beim Wechsel von der Kita in die Schule gingen viele Informationen verloren. Was die Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten über das Kind herausgefunden haben, kommt oft nicht in der Schule an. Ein früher schulischer Misserfolg werde so aber begünstigt.
Jedes fünfte Kind ist arm
„Armut ist der größte Risikofaktor“ für Kinder, um eine Verhaltensauffälligkeit zu entwickeln, erläuterte Rüdiger Kißgen, Professor für Entwicklungswissenschaft und Förderpädagogik an der Universität Siegen. Jedes fünfte Kind wachse in einer Familie auf, die weniger als 1140 Euro pro Monat zur Verfügung hat, 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland. Besonders gefährdet seien Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund. 30 Prozent der Kinder seien von Entwicklungsrisiken betroffen, wenn sie in Deutschland geboren seien und 55 Prozent, wenn sie nach Deutschland eingewandert sind. Vier von fünf Kindern, die eine Auffälligkeit aufweisen, hätten schon im Kleinkindalter Bindungsprobleme, so Kißgen.
So können Sie helfen
wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird
Mit unserer Aktion „wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird“ bitten wir um Spenden für Projekte, die Kinder und Jugendliche wieder in eine Gemeinschaft aufnehmen, in der ihre Sorgen ernst genommen werden.
Bislang sind 1.328.993,90 Euro (Stand: 27.09.2022) eingegangen.Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.
Diese würden durch Faktoren wie Armut, Krankheit oder Sucht der Eltern oder Gewalterfahrungen begünstigt. Wer die Kinder also unterstützen will, müsse auch das Umfeld in den Blick nehmen und die Hilfen von Kliniken, Ärzten und Therapeuten sowie Schule und Kita eng miteinander bündeln. Die Realität sehe aber anders aus: 50 Prozent der Kinder mit Frühförderbedarf hätten Probleme beim Übergang von Kita zur Schule.
Koordination ist wichtig
Mit dem Projekt „Mutig“ sollen Schule und Kita verzahnt und Therapeuten, Kliniken und Ärzte eingebunden werden. Die Ergebnisse, die die wissenschaftliche Leiterin Charlotte Hanisch von der Universität Köln vorstellte sind vielversprechend. Mit einer Studie, an der 127 Kinder teilgenommen haben, konnte nachgewiesen werden, dass mit der Koordination die Kinder in der Übergangszeit von Kita zur Schule besser unterstützt werden. „Mutig scheint geklappt zu haben“, bilanziert Hanisch.
Das sich die Koordination auch finanziell für den Staat lohnt, darauf weist Kißgen hin. Die Kosten für eine koordinierte Frühförderung lägen um das Vierfache niedriger im Vergleich zu den Kosten, die später auftreten würden.