Ehrenamt in Köln„Familien-Paten sind Glückmacher“
Köln – Katja Ahlrichs ist verheiratet, hat zwei Töchter, acht und vier Jahre alt, und arbeitet in einer Werbeagentur. Ihre ältere Tochter hat das sogenannte Dup15q-Syndrom, eine sehr seltene genetisch bedingte, neurologische Erkrankung, die bei zirka einem von 150.000 Neugeborenen auftritt. Zu dem ohnehin schon herausfordernden Alltag junger Familien kommt eine weitere Facette hinzu: Auf der einen Seite der Job und der Haushalt, auf der anderen die engmaschige medizinische Betreuung, zahlreiche Therapien und die permanente Angst vor Epilepsie-Anfällen. „Der Druck, immer funktionieren zu müssen, wurde größer. Ich habe ja noch eine zweite Tochter, auch sie braucht mich als Mama. Mir war schnell klar, dass ich mich nicht teilen kann und Unterstützung brauche“, sagt die junge Mutter.
So können Sie helfen
„wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“
Mit unser neuen Aktion „wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“ bitten wir um Spenden für Projekte in Köln und Umgebung, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Die gesamte Spendensumme wird weitergegeben, die Verwaltungskosten trägt der Verlag M. DuMont Schauberg.
Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.
Im Zuge einer intensiven Recherche stößt Katja Ahlrichs schließlich auf das von „wir helfen“ unterstützte Paten-Projekt „Laura und Laurenz“ vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Zeitgleich ist Sabine Schmitt, nach dem Auszug ihrer erwachsenen Kinder, auf der Suche nach einer sinnvollen, ehrenamtlichen Tätigkeit. „Man freut sich zwar, wenn die Kinder ihren Weg gehen, aber es war plötzlich das Gefühl von Leere da. Mir war sofort klar, ich muss etwas Sinnvolles tun, diesen neuen Lebensabschnitt neu gestalten. Das Angebot des SkF, eine Patenschaft zu übernehmen, hat mich sofort überzeugt.“
Patenamt ist ein emotionaler Gewinn
Inzwischen sind die beiden Frauen, Katja Ahlrichs und Sabine Schmitt, seit zwei Jahren ein unzertrennliches Team. „Sabine ist ein Geschenk, sie behandelt unsere Kinder als wären es die eigenen. Dadurch, dass sie ehrenamtlich arbeitet, wissen wir auch, dass sie ernsthaft und aus tiefem Herzen helfen möchte“, sagt Ahrlichs. Sabine Schmitt, die neben ihrem Patinnen-Engagement als Ausbilderin im Berufsförderungswerk Michaelshoven arbeitet, betont, dass die Patenschaft für sie eine Win-Win-Situation sei. „Es ist ein emotionaler Gewinn für mich, ich komme jeden Samstag, gehe mit beiden Mädchen zwei bis drei Stunden auf den Spielplatz, wir machen Picknick oder besuchen den Zoo. Dienstags gehe ich mit Louisa zum Rehasport. Manchmal übernachte ich bei Ahlrichs, damit die Eltern abends mal ausgehen können.“
40 Kölner Familien auf der Warteliste
In Köln gibt es derzeit 33 vom SkF vermittelte Patenschaften. 40 Familien stehen auf der Warteliste, wöchentlich kommen zwei neue hinzu. Die Nachfrage ist riesig, größer als das Angebot. Einen Paten, eine Patin oder Ersatzgroßeltern suchen Menschen aus unterschiedlichen Gründen. Oft sind es alleinerziehende Eltern oder Familien mit mehreren Kindern, die Entlastung brauchen, aber vielfach ist es auch einfach der Wunsch nach weiteren Bezugspersonen für sich und die Kinder.
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Das Angebot des SkF ist rein ehrenamtlich und nicht zu verwechseln mit regelmäßigen Betreuungsangeboten, wie sie Tagesmütter oder Babysitter bieten. „Potenzielle Patinnen oder Paten sollten sich bewusst darüber sein, dass sie in Beziehungen zu Eltern und Kindern treten, die prägend sein können“, sagt Wolke. Sie ist Sozialarbeiterin und leitet das Patenprojekt beim Kölner SkF. Da die Voraussetzungen für und die Herausforderungen einer Patenschaft gänzlich anders geartet sind als zum Beispiel ein ehrenamtliches Engagement im Sportverein, beim Vorlesen in der Kita oder der Hausaufgabenbetreuung, finden im Vorfeld der Vermittlung mehrere intensive Gespräche statt, sowohl mit den Eltern als auch mit den am Projekt Interessierten.
Auch Berufstätige und Studierende sind gefragt
Danach wird das weitere Kennenlernen begleitet und Wolke steht allen Beteiligten auch weiterhin zur Verfügung. Entscheidend für die Vermittlung ist die Sympathie auf beiden Seiten. Um das Patentamt bewerben können sich Menschen im Ruhestand, Berufstätige oder Studierende. Interessierte sollten offen sein und sich vorurteilslos auf Menschen einlassen können, die vielleicht einen etwas anderen Lebensstil haben als sie selbst.
Bei der Entscheidung, welche Familie eine Patin oder einen Paten braucht, spielt die finanzielle Situation nicht in erster Linie eine Rolle. „Es gibt Familien, die keine Geldsorgen haben, denen es aber an anderen Ressourcen mangelt, zum Beispiel an sozialen Kontakten oder Hilfe aus der Familie, weil die an einem anderen Ort lebt oder bei denen ein Kind wegen einer Erkrankung oder Beeinträchtigung mehr Fürsorge braucht als die anderen Kinder“, sagt Wolke. Um hier Überforderung zu vermeiden, versucht der SkF mit „Laura und Laurenz“, die Situation in den Familien zu entspannen. Wolke: „Paten arbeiten ohne finanzielle Interessen, darin liegt häufig der Schlüssel für den Erfolg in der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Familien.“
Die Vermittlung kostet viel Zeit. Maren Wolke betreut mit ihrer halben Stelle neun Kölner Stadtteile. Sie macht Hausbesuche, informiert sich über die Familien, schaut mit ihnen, wie schnell geholfen werden muss, spricht mit Interessierten, informiert und erledigt die Formalitäten wie zum Beispiel das Einsammeln der Führungszeugnisse. Nach dem Kennenlernen der Familie erfolgt die Suche im Pool der Ehrenamtlichen.
Persönliche Glückmacher im Familienalltag
Die Kriterien für das Matching entscheidet Wolke individuell. Ist eine Entscheidung gefallen, wird ein gemeinsames Treffen vereinbart. „Ich bin mit auf der Reise, sitze zwar nicht mit im Boot, bin aber immer ansprechbar. Manchmal gibt es Meinungsverschiedenheiten, ein klärendes Gespräch kann da meist helfen“, sagt Wolke und fügt an: „Beide Seiten können jederzeit aussteigen, eine Patenschaft dauert so lange, wie alle Beteiligten glücklich damit sind. Es wäre großartig, wenn noch mehr Menschen ihre Zeit als persönlicher Glückmacher oder persönliche Glückmacherin verschenken würden.“ Interessierte können sich per E-Mail an Maren Wolke wenden.