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Gegen Intoleranz und HomophobieAnyway eröffnet zweites Jugendzentrum in Köln-Mülheim

Lesezeit 2 Minuten

Jo (v. r.), Max und Moritz kickern im neuen Jugendtreff in Mülheim.

Köln – Das queere Jugendzentrum Anyway hat im September einen neuen Standort in Mülheim eröffnet. Das Angebot richtet sich speziell an lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche, aber auch an die, die sich als trans- oder intergeschlechtlich definieren.

An einem Abend in den Herbstferien sind etwa 20 Besucherinnen und Besucher zum Waffel backen, Karten spielen und kickern in die Räumen des „Support 51“ gekommen. Leiter Christian Köhler ist zufrieden mit dem Andrang und freut sich besonders über jeden neuen Besucher, der auftaucht. Viele Gesichter kennt er schon vom Anyway-Café am Friesenplatz, aber jedes Mal sind auch ein paar neue Gäste da. „Wir wollen in Mülheim noch gezielter Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen“, sagt er zur Standortwahl. In migrantischen Familien hätten es queere Jugendliche oft noch schwerer, akzeptiert zu werden, so Köhler.

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Intoleranz und Homophobie gebe es aber nicht nur in migrantisch geprägten Familien, Ausgrenzung sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. Eine Umfrage, an der auch das Jugendzentrum Anyway beteiligt war, zeigt, dass fast 60 Prozent der befragten queeren Jugendlichen schon einmal wegen ihres Coming-outs gemobbt wurden. Jeder Vierte gab an, dass er aufgrund seiner sexuellen Orientierung bereits körperliche Gewalt erfahren hat. Die meisten durch Fremde und Mitschüler, etwa 25 Prozent auch durch die Eltern. Die Studie deckt sich mit den Erfahrungen der Anyway-Mitarbeiter.

Nicht offensiv beworben

Daher ist ein Schutzraum mit vertrauensvollen Ansprechpartnern wichtig. Und dieser sollte diskret und gut erreichbar sein. „Wir beobachten, dass viele Jugendliche nicht so mobil sind, sagt Falk Steinborn von Anyway. Besonders diejenigen, die erst einmal heimlich kommen, brauchen kurze Wege und keine stundenlange Anfahrt. Der Treff wurde nicht offensiv in Mülheim beworben, das neue Angebot habe sich eher über die sozialen Netzwerke und Mund-zu-Mund-Propaganda herumgesprochen. So können Jugendliche, die sich noch nicht vor der Familie und den Freunden geoutet haben, erst einmal heimlich zum Treff kommen.

In der Küche wird Waffelteig gemacht.

Das Anyway finanziert den neuen Treff aus Landesmitteln, die allerdings bis zum Ende des Jahres begrenzt seien. Positive Signale, dass auch die Stadt den neuen Standort unterstützen könnte, hätte es bei der Eröffnungsfeier von Bürgermeister Andreas Wolter gegeben.