AboAbonnieren

Ehrenamtliche gesucht„Familien-Partnerin“ Cornelie Bodamer passt auf Kleinkinder auf

Lesezeit 3 Minuten

Cornelie Bodamer passt auf Kinder aus überforderten Familien auf. Das Bild zeigt sie mit Ninas Spielgefährten.

Köln – Am Ende wären Cornelie Bodamer fast doch noch ein paar Tränen gekommen. Sie unterdrückt sie, als sie Nina auf dem Arm hält. Etwa ein halbes Jahr hat sie die heute Zweijährige nicht gesehen. Ihre gemeinsame Zeit war abgelaufen, nachdem Bodamer sechs Monate lang einmal wöchentlich auf das kleine Mädchen aufgepasst hat.

Als ehrenamtliche „Familien-Partnerin“ des Kölner Kinderschutzbundes hat sie Ninas Mutter, die noch zwei Kinder im Alter von acht und 13 Jahren hat, regelmäßig für ein paar Stunden entlastet. „Sie war mir eine riesige Hilfe“, erzählt diese beim Wiedersehen in den Räumen des Vereins in der Kölner Südstadt.

In der freien Zeit putzt die alleinerziehende Mutter die Wohnung

Sie möchte anonym bleiben, auch ihre Tochter Nina heißt eigentlich anders und ist nicht auf dem Foto oben zusehen. Nur so viel sei über Ninas Mutter verraten: Die bunten Haare lassen die 40-Jährige viel jünger erscheinen, sie lacht viel, wenn sie nervös ist, bleibt geduldig, als Nina ihr aus einem Korb im Therapiezimmer nacheinander ein altes, graues Handy, eine Kette mit dicken, grünen Holzperlen und einen 500-Euro-Schein in Monopoly-Spiel-Größe in den Schoß legt.

„Ich hatte bei Frau Bodamer gleich ein gutes Gefühl, sonst hätte ich ihr meine Tochter nie anvertraut“, erinnert sie sich an das erste Treffen der beiden Frauen. Bei ihrem ersten Einsatz als Familienpartnerin blieb die 69-jährige Rentnerin mit Nina in der Wohnung, die Mutter ging einkaufen. Beim zweiten Mal traute sich Bodamer schon mit der Einjährigen zum Spaziergang in den Park, das Handy immer griffbereit in der Tasche, falls sie ihre Mutter doch plötzlich vermisst.

Flexible und unbürokratische Hilfe

Aber es geht alles gut. Nina Mutter nutzt die kleinkindfreie Zeit für Termine – oder um die Wohnung in Ruhe zu putzen. „Manchmal habe ich auch mit meinen älteren Kindern etwas unternommen, damit sie Zeit nur mit mir haben“, erzählt die Alleinerziehende.

Bodamer ist eine von zurzeit noch sieben aktiven Ehrenamtlichen im Projekt „Familien-Partnerschaft“, das 2016 mit 14 Personen gestartet ist. Die Finanzierung sicherte bis Herbst 2019 „wir helfen“, danach übernahm das Jugendamt. Ursprünglich wurde das Angebot für geflüchtete Familien konzipiert, erzählt Maria Große Perdekamp vom Kinderschutzbund. Doch man habe festgestellt, dass es den Bedarf nach einer flexiblen und unbürokratischen Unterstützung in vielen Familien gebe.

Keine langfristige Bindung, sondern nur eine Beziehung auf Zeit

„Mittlerweile ist das Angebot besonders auf Kleinkinder bis sechs Jahre zugeschnitten“, erklärt die fachliche Leiterin. Die Ehrenamtlichen passen auf die Kinder auf, helfen aber auch bei Behördengängen oder bei der Suche nach einer Kita.

Es gilt der Grundsatz: Die Helfer sind nur für sechs Monate in der Familie. Es soll keine langfristige Bindung entstehen, sondern eine Beziehung auf Zeit. „Man muss immer eine gewisse Distanz wahren“, weiß Bodamer. Es sei eine Gratwanderung, denn die Kinder gewinnen sie sehr lieb, sie sei manchmal verführt sich als Ersatz-Oma zu fühlen. Für das Projekt entschied sich Bodamer, weil beim Kinderschutzbund „Profis“ im Hintergrund sind, die ihr Sicherheit geben: „Wir treffen uns regelmäßig mit den anderen Ehrenamtlichen und diskutieren Situationen, in denen wir vielleicht überfordert waren.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Abschied tut trotz aller Professionalität immer ein bisschen weh. „Ich vermisse sie manchmal sehr“, sagt auch Ninas Mutter und grinst entschuldigend in Bodamers Richtung. Nun ist sie meist mit Nina alleine. Die Großen sind tagsüber in der Schule, die Jüngste geht erst nächstes Jahr in die Kita.

Kinderschutzbund sucht neue Helfer

Der Kinderschutzbund Köln sucht neue Ehrenamtliche für das Projekt „Familien-Partnerschaft.“ Sie sollten wöchentlich tagsüber etwa zwei bis vier Stunden Zeit haben und sich mindestens für ein halbes Jahr verpflichten.

Sie werden durch eine kostenfreie Schulung, die im Februar stattfinden soll, vorbereitet und danach von Fachkräften begleitet. Informationen gibt es bei Hans-Jürgen Dohmen, 0221/5 77 77 18, ehrenamt@kinderschutzbund-koeln.de