Einmalige Hilfsaktion für Kinder„wir helfen“ spendet 275.000 Euro an elf Initiativen
- In vielen Familien kommt die durch Corona verursachte Belastung jetzt erst richtig an.
- Um Initiativen zu unterstützen, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen helfen, hat der Kölner Verein „wir helfen“ zusätzlich 275 000 Euro gespendet.
- Die unerwartete finanzielle Unterstützung ist dort sehr willkommen.
Köln – Die Krise wirkt zeitverzögert. Darin sind sich bei den Spendenübergaben von „wir helfen“ alle elf Empfänger einig. Sie alle sind Träger sozialer Projekte, die benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen und unter größter Anstrengung versuchen, die Auswirkungen der Corona-Krise abzumildern. „Die Belastung kommt in vielen Familien jetzt erst richtig an“, erzählt Cordula Götz von „Auf Achse“, die viele Familien im Kölner Norden betreut. Während der Kontaktbeschränkungen waren ihre Klienten verunsichert, viele befanden sich im Krisenmodus. Nun ist das normale Leben wieder weitestgehend angelaufen – und viele Konflikte treten offen zutage.
„Die Nerven waren angespannt und darunter litten die Kleinsten am meisten“, sagt auch Hedwig Neven DuMont, Vorsitzende des Vereins „wir helfen“. Sie hat sich gemeinsam mit Geschäftsführer Karl-Heinz Goßmann aufgemacht, um an einem regnerischen Sommertag eine Unterstützung von insgesamt 275 000 Euro an Kölner Vereine zu übergeben. Das Geld der einmaligen „Corona-Aktion“ stammt aus einer Erbschaft von Resi Bedorf. „Wir wollen da helfen, wo die Not zurzeit am größten ist“, erklärt Hedwig Neven DuMont. Deshalb konnte sie die Mitglieder des Unterstützervereins von dieser außerordentlichen Spende überzeugen – und den überraschten Empfängern eine große Freude machen.
Laptops für Kinder
Der Vereinsvorstand übergab 50 000 Euro an Dirk Kästel, Vorsitzender des Vereins „Kunst hilft geben“, für die „Aktion Notgeld“. Gemeinsam mit dem Kölner Flüchtlingsrat sammelt er seit Monaten Geld, um Kindern aus armen und geflüchteten Familien mit eigenen Laptops digitales Lernen zu ermöglichen. Über 400 Laptops wurden bereits an Kinder ausgegeben, so Kästel, weitere 200 verteilt das Kölner Wohnungsamt in seinem Namen. Dank der „wir helfen“-Spende können noch einmal 200 Geräte für Kinder gekauft werden, die ohne die entsprechende technische Ausstattung überhaupt keine Chance haben, dem digitalen Unterricht zu folgen.
Verkleinerte Ferien-Aktion
Ebenfalls mit 50 000 Euro bedacht wurde das „Hövi-Land“ und andere Projekte von Pfarrer Franz Meurer, der auch dieses Jahr trotz der Corona-Beschränkungen zumindest ein „Hövi-Dorf“ als Ferienspielaktion in Höhenberg-Vingst auf die Beine gestellt hat. Anstelle von normalerweise über 600 Kindern konnten 200 die ersten Ferienwochen dort verbringen, unterteilt in Kleingruppen und mit separaten Aktivitäten. „Ich habe euer Geld also schon ausgegeben, bevor ich wusste, dass es kommt“, sagt der Pfarrer. Dort war auch Unternehmer Claus Dillenburger dabei, er blickt schon mal in die Zukunft – in der ein Zusammensein in größeren Gruppen hoffentlich wieder möglich ist.
Dillenburger spendet dem „Hövi-Land“ und anderen Trägern 1111 Eintrittskarten für die „Lachende Pänz-Arena“ im kommenden Jahr. Essen und Trinken seien inklusive, sagt er, jedes Kind bekäme eine prall gefüllte Lunchbox.
Wohnungslosen helfen
Jeweils 25 000 Euro wurden an „Auf Achse“ und „Off Road Kids“ gespendet. Beide Vereine betreuen wohnungslose Jugendliche. Der Bedarf sei enorm, erzählt Colin Emde von „Off Road Kids“, zeitweilig hätten sie während des Lockdowns vier Mal so viele Anfragen gehabt.
Ähnliche Erfahrungen machte auch Birgit Diagne in der Notschlafstelle Comeback des Sozialdienst katholischer Frauen (Skf): „Viele Familiensysteme sind in der Zeit kollabiert.“ Es gäbe eine dramatische Zunahme wohnungsloser Mädchen und Frauen in der Stadt. Auch ihre Einrichtung bekam von „wir helfen“ 25 000 Euro.
Förderschulen vergessen
Der gleiche Betrag wurde dem Ambulanten Kinderhospizdienst übergeben, der schwerkranke Kinder in ihrem Alltag begleitet. Auch diese Arbeit mit vielen Ehrenamtlichen musste zwischenzeitlich ganz ruhen. Leiter Gerhard Stolz beklagt besonders, dass die Förderschulen in den Schulkonzepten stets vergessen wurden. Die 70 Kölner Familien, die der Verein stadtweit unterstützt, waren plötzlich in ihrem Alltag völlig auf sich gestellt. Viele kleinere OPs wurden verschoben und jetzt im Sommer nachgeholt – nun ist die Hilfe seiner Mitstreiter mehr denn je gefragt.
Hilfe im Stadtteil
Weitere 75 000 Euro gingen zu gleichen Teilen an die Diakonie Michaelshoven, die Kölner Tafeln, die Stadtteilmütter Mülheim, Kindernöte und die Kölner Selbsthilfe aus Mülheim. Diese fünf Träger halfen in den letzten Monaten vielen Familien mit Lebensmitteln und Spielsachen aus. Auch hier war das Lernen zu Hause oft nicht möglich, viele Haushalte haben keinen Computer oder Drucker.
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„Die Beantragung der Geräte über das Jobcenter dauert ewig“, weiß Gisela Emons von den Stadtteilmüttern. Die unerwartete finanzielle Unterstützung ist also auch dort mehr als willkommen: für Technik, Spielzeug und Obst und andere Lebensmittel.
So können Sie helfen
Mit „wir helfen: dass auch Du dazugehörst“ bittet der Unterstützerverein um Spenden für Projekte und Initiativen, die ausgegrenzten Kindern und Jugendlichen helfen, wieder in Gemeinschaften aufgenommen zu werden.
Bislang sind 1 144 321 Euro eingegangen, die unsere Leser gespendet haben.
Die Spendenkonten lauten:„wir helfen e.V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03370502990000162155
Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 37050198 0022252225