Auf Plakaten und Postkarten werben der „Landesverband donum vitae NRW e.V.“ und die Kölner Band „Die Höhner“ vor Karneval um Umsicht unter Jugendlichen.
Kölner K.o.-Tropfen-Kampagne„Aufeinander aufzupassen, ist die beste Prävention“
![Mit diesen Postkarten - illustriert mit einer Prinzessin und einem Krokodil - klärt der „Landesverband donum vitae NRW e.V“. vor Karneval über K.o.-Tropfen auf.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/07/7d9a2fb0-772c-4720-9921-6a86ce378274.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1208&fm=jpeg&s=bd4b435d0082e82e9b7e3981057d071d)
Mit diesen Postkarten klärt der „Landesverband donum vitae NRW e.V“ vor Karneval über K.o.-Tropfen auf.
Copyright: M. Tillmann - shuvit.net.
„Ich hatte zuvor mit meinen Freundinnen in einem Club gefeiert. Irgendwann bin ich in einem Park aufgewacht, hatte überall blaue Flecken und zerrissene Kleider. Ich konnte mich an nichts erinnern, totaler Filmriss. Mir war aber sofort klar, dass mich jemand mit K.o.-Tropfen willenlos gemacht und vergewaltigt haben muss. Ich habe mich furchtbar geschämt und mit niemandem darüber gesprochen“, erzählt die heute 25-jährige Lena M. (Name geändert).
Erst einige Wochen später stellte sie fest, dass sie schwanger ist. Völlig verzweifelt wendet sich Lena an ihre Frauenärztin, die die junge Frau an den „Landesverband donum vitae NRW e.V.“ in Köln weitervermittelt. Mitarbeiterinnen der Schwangerschaftskonfliktberatung können Lena helfen, begleiten sie psychosozial, unterstützen und beraten sie bei den medizinischen Fragen rund um den Schwangerschaftsabbruch.
![Jutta Huppertz ist Referentin für Prävention beim Landesverband donum vitae NRW e.V.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/14/0a1b1768-acb9-4a6d-9760-2300f88888aa.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=924&fm=jpeg&s=cbfba34479ab823094afc39cb6450c0d)
Jutta Huppertz ist Referentin für Prävention beim Landesverband donum vitae NRW e.V.
Copyright: Landesverband donum vitae NRW e.V.
Die meisten Opfer melden sich erst nach mehreren Wochen bei uns. Der einfachste Weg wäre, sofort Hilfe zu holen und Anzeige zu erstatten. Das machen nur wenige junge Frauen, denn sie sind meistens traumatisiert
„Die meisten Opfer melden sich erst nach mehreren Wochen bei uns. Der einfachste Weg wäre, sofort Hilfe zu holen und Anzeige zu erstatten. Das machen nur wenige junge Frauen, denn sie sind meistens traumatisiert. Hinzukommt, dass das Thema mit viel Scham besetzt ist. Die Betroffenen müssen sich rechtfertigen, leiden unter Erinnerungslücken und abfälligen Kommentaren, die ihnen die Bewältigung des traumatischen Erlebnisses noch schwerer machen“, sagt Jutta Huppertz, Referentin für Prävention bei „donum vitae “.
Die Höhner als Botschafter der Kölner K.o.-Tropfen-Kampagne
Der Verein klärt seit sieben Jahren in der Zeit vor Karneval mit Plakaten und Postkarten über K.o.-Tropfen auf. Die Kampagne wird von Anbeginn an von „wir helfen“ unterstützt. In diesem Jahr konnte „donum vitae“ die Kölner Bandmusiker der Höhner als Botschafter gewinnen. Im Mittelpunkt steht das Lied „Pass op, pass op, Prinzessin! Dat Krokodil well dich fresse!“
Dessen Refrain wurde für die Kampagne ein wenig angepasst, heißt nun: „Pass op, pass op, Leev Jecke“ – und soll Jugendliche für K.o.-Tropfen sensibilisieren und daran erinnern, beim Karnevalfeiern gut aufeinander aufzupassen. „Krokodile, Prinzessinnen und alle anderen jugendlichen Jeckinnen und Jecken sollen respektvoll miteinander feiern, Grenzen anerkennen und wahren, und dabei immer gut aufeinander achten“, sagt Huppertz.
„wir helfen“ unterstützt Postkarten-Kampagne in Kölner Kneipen
Die Donum Vitae-Referentin ist sehr dankbar, dass die „Höhner“ sofort zugesagt haben. Schließlich sei es nicht einfach, Botschafterinnen oder Botschafter für eine K.o.-Tropfen-Kampagne zu gewinnen. „Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dass die Kölner Brauereien mitmachen und in den Kneipen Bierdeckel ausliegen, auf den mit einem QR-Code vor der Wirkung von K.o.-Tropfen gewarnt wird. Leider hagelte es nur Absagen. Die meisten Brauereien hatten Bedenken, dass ihr Produkt dadurch in ein negatives Licht gerückt würde. Statt Bierdeckel hat „donum vitae“ kurzerhand 45.000 Postkarten drucken lassen, die seit 13. Februar in Kölner Kneipen, Fitnessstudios oder Kinos ausliegen. „Sie sind bei den Jugendlichen sehr beliebt und meist schnell vergriffen. Wir hoffen, dass die Jugendlichen auch den darauf abgedruckten QR-Code einscannen, hinter dem sich allerhand Informationen zu K.o.-Tropfen und auch ein Notfallplan verbergen“, sagt Jutta Huppertz.
Umsicht, Aufmerksamkeit und Vorsicht seien die beste Prävention. Seit einiger Zeit gibt es aber neben sogenannten „Party Bodyguards“, also Schutzdeckel für Gläser, auch K.o.-Tropfen-Schutzarmbänder aus Pappe. Darauf befinden sich zwei Testfelder, auf die man Flüssigkeit aus dem Drink träufeln kann. Wenn die Testfelder ihre Farbe von Grün zu Blau wechseln, ist das ein Indiz dafür, dass sich K.-o.-Tropfen im Getränk befinden. Bei stark gefärbten Getränken wie Rotwein wirkt dieser Test allerdings nur bedingt zuverlässig.
Armbänder & Co. sind kein 100-prozentiger Schutz gegen das böse Erwachen
„Die Armbänder können sicher helfen, man trägt sie sichtbar am Arm und schreckt eventuell potenzielle Täter oder Täterinnen ab. Aber man kann sich nicht absolut auf sie verlassen. Es gibt leider keinen hundertprozentigen Schutz. Wichtig ist deshalb, dass junge Menschen über K.o.-Tropfen aufgeklärt sind, das eigene Getränk nicht aus den Augen verlieren – und beim Feiern aufeinander aufpassen“, rät Huppertz.
K.o.-Tropfen schmeckt, sieht und riecht man nicht – das macht sie so gefährlich. Einige Betroffene berichten von einem leicht seifigen Geschmack, schöpften dabei aber keinen Verdacht. Bis die Tropfen ihren Effekt entfalteten. Und das geht meist recht schnell: Etwa zehn bis 20 Minuten nach der Einnahme sind die Opfer meist euphorisiert und fühlen sich gut. Es folgen Übelkeit, Schwindel und eine plötzlich auftretende, bleierne Müdigkeit. In der Regel werden Betroffene dann benommen und willenlos – und damit manipulierbar.
Weil K.o.-Tropfen auch eine enthemmende Wirkung haben, kann es zu untypischen Reaktionen und Handlungen kommen. Die Wirkzeit der Tropfen beträgt mehrere Stunden, anschließend schlafen die Betroffenen und wachen meist auf, ohne sich an irgendetwas erinnern zu können – K.o.-Tropfen können zum völligen Blackout führen. Wie viele Menschen pro Jahr mit K.o.-Tropfen außer Gefecht gesetzt werden, ist nicht bekannt. Es gibt keine gesicherten Zahlen, da sie maximal zwölf Stunden im Urin oder Blut nachweisbar sind.
Notfallplan bei K.o.-Tropfen-Attacken
- Wenn eine andere Person sich anders als gewohnt verhält, nicht ansprechbar oder bewusstlos ist: sofort den Notarzt (112) anrufen; die Atmung und den Puls kontrollieren, bei Bedarf: stabile Seitenlage!; bei Gewalttaten sofort die Polizei (110) rufen; beide Notrufnummern funktionieren auch, wenn das Handy-Guthaben aufgebraucht ist!
- Wenn du das Opfer bist, blaue Flecken oder Wunden hast und dich nicht erinnern kannst, vertraue dich sofort jemanden an! Egal wie spät es ist, ruf zur Unterstützung eine Vertrauensperson an; wenn du glaubst, dass du misshandelt oder vergewaltigt worden bist, lass dich schnellstens im Krankenhaus oder in der Notambulanz untersuchen, K.o.-Tropfen sind nur nachweisbar! (Quelle: Landesverband donum vitae e.V.)