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Lernrückstande nachgewiesenViertklässler lesen schlechter als vor der Pandemie

Lesezeit 3 Minuten

Kinder, die unter Pandemiebedingungen lernen, haben erhebliche Defizite beim Lesen.

Dortmund – Viertklässler in Deutschland sind in ihrer Lesekompetenz während der Pandemie einer Studie zufolge erheblich zurückgefallen. Unter insgesamt fast 4300 getesteten Grundschülern wiesen Kinder der vierten Klassen 2021 nach damals gut einem Jahr pandemiebedingter Einschränkungen eine „substanziell geringere“ Lesekompetenz auf als Viertklässler 2016. Den Schülern fehle im Durchschnitt ein halbes Schuljahr, ergab eine am Dienstag veröffentlichte repräsentative Untersuchung des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund. Die Ergebnisse seien alarmierend, es brauche umfassende Gegenmaßnahmen, sagte Studienleiterin Nele McElvany.

„Die Lernrückstände beim Lesen von einem halben Schuljahr sind so massiv, dass man sie nicht mit Einzelmaßnahmen wie Nachhilfe-Unterricht auffangen könnte“, betont die Bildungsforscherin und Direktorin des IFS. „Wir steuern auf ein großes Problem zu, dass sich durch die gesamte Schulzeit und bis hin zu nicht erfolgreichen Schulabschlüssen ziehen kann.“ Nach häufigen Wechseln zwischen Distanz- und Präsenzlernen, Unterrichtsausfällen oder hybriden Modellen stellte das Forscherteam Lese-Leistungsabfälle durchgängig bei allen Gruppen unter den Viertklässlern fest.

Lesen als wichtigste Voraussetzung für Bildung

Der Anteil der starken und sehr starken Leser ist demnach gesunken von 44 Prozent (2016) auf noch 37 Prozent. Parallel dazu verfügen 28 Prozent der Viertklässler über nur eine schwache oder sehr schwache Lesefähigkeit – fünf Jahre zuvor waren es 22 Prozent. Die vierten Klassen sind wegen des bevorstehenden Wechsels an die weiterführenden Schulen ein besonders kritischer Zeitpunkt, wie es in der Untersuchung heißt. Lesekompetenz – flüssiges und sinnerfassendes Lesen – gilt als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungsbiografie.

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Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.

Die Viertklässler von 2021 sind heute Fünftklässler an weiterführenden Schulen. Was ist mit den aktuellen Viertklässlern, die sogar zwei Jahre Pandemie hinter sich haben? „Das war nicht Teil der Erhebung, aber es ist anzunehmen, dass ihre Lesekompetenz tendenziell noch schwächer ausfällt“, sagt die Wissenschaftlerin.

Schüler mit schlechten Startbedingungen verlieren stärker

Kinder aus Familien mit mehr als 100 Büchern zuhause können im Mittel besser lesen als Kinder mit wenig Büchern daheim – auch hier ist die Leistung in beiden Gruppen im Vergleich zu 2016 ähnlich deutlich gesunken. Zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund ist der Lesekompetenz-Unterschied tendenziell noch größer geworden. Viertklässler mit ungünstigen Lernbedingungen – kein eigener Schreibtisch, kein zuverlässiges Internet – verlieren 2021 stärker als Kinder mit guten Bedingungen. Die „IFS-Schulpanelstudie“ liefere die ersten wissenschaftlich repräsentativen Daten zum Stand der Lesekompetenz vor und während der Pandemie.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger von der FDP fordert mit Blick auf die Studie, dass es nicht wieder zu flächendeckenden Schulschließungen kommen darf. Sie verwies außerdem auf das Corona-Aufholprogramm des Bundes, mit dem Länder beim Abbau von Lernrückständen unterstützt würden, und auf das sogenannte Startchancen-Programm der Ampel-Koalition.

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Für die Analyse waren Daten von 4290 Viertklässlern an 111 Schulen ausgewertet worden. Davon hatten 2208 Schüler den standardisierten Lesekompetenztest IGLU im Jahr 2016 bearbeitet. Im Frühsommer 2021, nach gut einem Jahr Lernen unter pandemiebedingten Einschränkungen, waren es 2082 Viertklässler, die untersucht wurden. Als Ausgangslage geht die Studie davon aus, dass zwischen März 2020 und Testbeginn im Juni 2021 von 48 möglichen Wochen nur an etwa 16 Wochen reiner Präsenzunterricht erteilt worden war. (dpa)