Neue Beratungsstelle in KölnKindern suchtkranker Eltern sollen mehr Hilfe bekommen
Köln – Wenn Lotta (Name geändert) aus der Schule kommt, weiß sie nie, in welcher Verfassung sie ihre Mutter antrifft. Schläft sie, ist sie betrunken, hat sie schlechte Laune oder ist sie aggressiv? So wie Lotta, deren Geschichte Dagmar Niederlein vom Jugendamt erzählt, geht es Tausenden Kölner Kindern und Jugendlichen, deren Mutter oder Vater suchtkrank oder psychisch krank ist.
Drei bis vier Millionen Kinder sollen bundesweit von einer der beiden Erkrankungen betroffen sein, in Köln sind es Schätzungen zufolge 65 000 – die Dunkelziffer ist sehr hoch, sagt Markus Peters, Vorstand des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM). Mit der neuen Fachstelle Mirai wollen der SKM, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und das städtische Jugendamt Kinder und Jugendliche, Eltern und das Umfeld intensiver als bislang beraten. Die Probleme in Familien mit suchtbelasteten und psychisch kranken Elternteilen sind groß, erläutert SKM-Koordinatorin Barbara Müllejan.
Oft geben sich die Kinder selbst die Schuld
Wer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen steht, schafft es nicht immer, sich empathisch um die Kinder zu kümmern. Die Mädchen und Jungen fühlen sich oft hilflos und überfordert, wenn sie zum Beispiel Aufgaben der Eltern wie den Einkauf oder die Betreuung der Geschwister übernehmen. Oft geben sie sich selbst sogar die Schuld am Zustand der Eltern. „Die Kinder sind die Helden, sie glauben, sie müssten die Familie retten“, ergänzt SkF-Koordinatorin Heidi Scheuermann.
So können Sie helfen
wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird
Mit unserer Aktion „wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird“ bitten wir um Spenden für Projekte, die Kinder und Jugendliche wieder in eine Gemeinschaft aufnehmen, in der ihre Sorgen ernst genommen werden.
Bislang sind 1.328.993,90 Euro (Stand: 27.09.2022) eingegangen.Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.
Aus psychischer Erkrankung und Sucht erwachsen schnell auch materielle Probleme. Oft droht ein Verlust der Arbeit der Eltern. Ohne Geld können wiederum weder Schulmaterialien noch die Wohnung bezahlt werden. Es drohen Schulden, mitunter lassen sich die Eltern scheiden.
Viele Kinder fühlen sich zudem emotional vernachlässigt, ihre Schulnoten können abrutschen, sie trauen sich nicht, Klassenkameraden nach Hause einzuladen. Nicht wenige der betroffenen Kinder haben ein erhöhtes Risiko, bereits im Kindesalter oder später als Erwachsene, selber Drogen zu konsumieren oder psychische Krankheiten zu entwickeln.
Betroffene aus der Isolation holen
Mit der neuen Fachstelle Mirai (japanisch: Zukunft) wollen SKM, SkF und Stadt ein Stück weit gegensteuern. An der Gereonstraße 13 können sich rund um die Uhr Kinder, Jugendliche, Eltern, aber auch Personen aus dem Umfeld wie Lehrende oder Erziehende melden, erläutert SkF-Geschäftsführerin Monika Kleine. Bis zu sechs Berater stehen für Einzelgespräche zur Verfügung und sprechen vor Ort, telefonisch oder auch digital mit den Betroffenen.
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Zudem gibt es Gruppen wie eine Eltern-Kind-Spielgruppe mit einem Frühstückstreff. Hier sollen die Betroffenen aus ihrer Isolation geholt werden. Letztlich sollen auch Lehrende, Erziehende und andere Fachkräfte weitergebildet und vernetzt werden.
Mirai ist erreichbar unter Telefon 0221/12695-5101 oder per E-Mail an mirai@fachstelle-koeln.de