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Zu wenig Musiklehrer an GrundschulenSingen und Noten lesen in der „Singpause“

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Generalprobe in der Sternsingerschule: Die 2a und 2b üben für das „Singpause“-Konzert in der Philharmonie.

Köln – Seit Frau Heesen regelmäßig kommt, ist überall Musik. Die Kinder singen laut in der Pause auf dem Flur oder leise in den Klassenräumen vor sich hin. Egal, ob Waschbären, Bienen oder Wale – Gesangslehrerin Tanja Heesen war in allen Klassen und hat ihnen Töne und Melodien gebracht.

„Guten Morgen, Frau Heesen“ schallt es am Mittwochmorgen mit langgezogenen Vokalen über den sonnigen Longericher Schulhof. Die 2a und 2b haben sich in einem großen Kreis, der eher aussieht wie ein Quadrat, um Tanja Heesen aufgestellt. Sie machen ihre Bewegungen nach, formen einen großen Kreis rund um den Kopf und versuchen, den gleichen hohen Ton wie die Gesangslehrerin zu treffen. Es ist die Generalprobe vor dem großen Auftritt in der Kölner Philharmonie am kommenden Montag, die Kinder seien „positiv angespannt“, erzählt Heesen vorher.

Sechs Grundschulen treffen sich am Montag in der Philharmonie

Ähnlich ist auch der Gemütszustand von Schulleiterin Regina Merkl. Sie ist ein großer Fan der Singpause, des musikalischen Bildungsprojektes, das Heesen an ihre Grundschule an der Longericher Hauptstraße entsandte. Merkl findet es toll, wie manche schwierigen Schüler beim Singen aufblühen, inbrünstig und mit heiligem Ernst die Bewegungen der Gesangslehrerin imitieren. Wie die Stillen plötzlich laut werden und die Lauten sich klaglos in die Gruppe einfügen. „Wer gemeinsam singt, streitet nicht“, ergänzt Heesen. Und auch die Kinder mit intensivem Förderbedarf oder hohen Sprachbarrieren merken beim Singen: Ich kann etwas.

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Nur die Reise zur Philharmonie am Montag wird eine logistische Herausforderung, gibt die Schulleiterin zu. Die gesamte Grundschule fährt von der S-Bahn in Longerich zum Kölner Hauptbahnhof. Merkl hat einen eigenen Fahrplan gemacht, die Klassen starten zu unterschiedlichen Zeiten, damit es nicht zu chaotisch wird. Denn in der Philharmonie treffen sie auf fünf weitere Grundschulen, die ebenfalls mit dem Verein Singpause kooperieren. Die Gesangslehrerinnen stehen dann auf der Bühne, die Kinder singen aus dem Zuschauerraum gemeinsam die zehn Lieder mit, die sie das ganze Jahr getrennt voneinander geübt haben. 2019 hat das Spektakel das letzte Mal stattgefunden.

Mit der Ward-Methode lernen Kinder Noten lesen mit Singen

Vorbild ist der Düsseldorfer Standort der Singpause, gegründet vor 15 Jahren und mittlerweile an über 70 Schulen aktiv. Die Abschlusskonzerte in der Tonhalle finden dort vier Wochen lang statt, weil über 16.000 Kinder dabei sind. Den Kölner Standort gibt es seit 2019, er wird unter anderem von „wir helfen“ mitfinanziert.

So können Sie helfen

wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird

Mit unserer Aktion „wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird“ bitten wir um Spenden für Projekte, die Kinder und Jugendliche wieder in eine Gemeinschaft aufnehmen, in der ihre Sorgen ernst genommen werden.

Bislang sind 1.328.993,90 Euro (Stand: 27.09.2022) eingegangen.Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25

Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.

In einer klassischen 20 Minuten langen „Singpause“ in der Schule wird nicht nur gesungen, Heesen übt auch Töne erkennen und Noten lesen mit den Kindern. „Musikalische Alphabetisierung“ nennt der Verein das Konzept und bedient sich dabei der Ward-Methode. Mit dieser bekommen Kinder musikalische Grundkenntnisse mithilfe ihres eigenen Gesangs vermittelt, oft gemeinsam mit ihren Lehrerinnen. „Für uns ist das super, weil wir die Kinder ganz anders erleben und auch mal in Ruhe beobachten können“, sagt Merkl.

Musikunterricht kommt zu kurz

Die „Singpause“ findet an ihrer Schule zusätzlich zum normalen Musikunterricht statt. Andere Schulleiterinnen haben Mühe, das Fach überhaupt anzubieten. Aus einer Erhebung des Landes NRW aus dem Schuljahr 2017/2018 geht hervor, dass über 70 Prozent des Musikunterrichts bereits fachfremd unterrichtet wird, weil es nicht genügend Musiklehrerinnen und -lehrer gibt.

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Diesen Zustand findet Gisbert Brandt, pädagogischer Leiter der Kölner Singpause, bedenklich. Der Pensionär hat die Domsingschule, Kaderschmiede für die Chöre des Erzbistums, mitbegründet und dort 35 Jahre Musik unterrichtet. Er sagt: „Gerade in NRW kommt der Musikunterricht viel zu kurz.“ Dabei sei Musik integrativ und fördere die Persönlichkeitsentwicklung. Deshalb sieht er die Singpause als wichtiges Zusatzangebot, für das es keine Schulnoten gibt. Nur überall Musik.