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U18-WahlKölns Jugend tritt für ihre Zukunft ein

Lesezeit 3 Minuten
Ein junger Schüler wirft bei der U18-Wahl seinen Stimmzettel in die Urne. Analog zur Bundestagswahl findet die Jugendwahl statt, bei der Nicht-Wahlberechtigte unter 18 Jahren abstimmen können.

Bei der U18-Wahl haben rund 5.000 Kölner Unter-18-Jährige ihre Stimme abgeben. Foto:

5.000 Kölner Schülerinnen und Schüler haben bei der symbolischen Wahl teilgenommen. Jugendliche berichten, was sie sich davon erhoffen.

Demokratie lebt von Beteiligung und Austausch, davon, dass sich alle Generationen einbringen, ihre Stimme erheben können – und gehört werden. Um Jugendliche für die Bedeutung der Demokratie zu sensibilisieren, sie zu ermutigen, sich aktiv in gesellschaftliche und politische Prozesse einzubringen und ihre Meinungen, Sorgen und Bedürfnisse sichtbar zu machen, findet seit 1996 bundesweit die symbolische U18-Wahl statt. Sie richtet sich im Vorfeld der Europa-, Landtags- und Bundestagswahlen an noch nicht wahlberechtigte Jugendlichen.

Als eine der größten außerschulischen Bildungsinitiativen in Deutschland möchte die u18-Wahl der Jugend nicht zuletzt Mut machen, sich aktiv für die eigne Zukunft zu engagieren. Und genau dafür setzt sich seit beginn an auch „wir helfen“ ein. Ein Uranliegen des Unterstützungsvereins dieser Zeitung für Kinder in Not ist, dass Kinder und Jugendliche die Chance erhalten, sich einmischen, ihre Stimme abgeben zu können – und ihre Meinung dazu, was sie sich für sich und ihre Zukunft erhoffen. Um das zu unterstreichen, hat der Verein sich auch für das aktuelle Jahresmotto „wir helfen: dass Kinder wieder mutig in die Zukunft gehen“ entschieden.

„Die Zukunft unserer Demokratie braucht Jugend“

Auch in diesem Jahr haben die unter 18-Jährigen die Chance genutzt, im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar ihre Stimme abgegeben. Mit den Worten: „Eure Stimme zählt – für die Zukunft unserer Demokratie. Sie braucht Euch!“ hat Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestage und Schirmherrin der U-18 Bundestagswahl die Jugendlichen zur Stimmabgabe und zum Engagement aufgerufen.

Jetzt steht das Ergebnis fest. Auch wenn bundesweit 166.443 Jugendliche ihre Stimme abgegeben haben, ist das Ergebnis nicht als repräsentativ für alle jungen Menschen zu verstehen. Mehr als 5.000 Kölner Jugendliche haben sich an der U18-Wahl beteiligt und mit 26,4 Prozent an erster Stelle das Bündnis 90/Die Grünen gewählt, gefolgt von „Die Linke “(24,37 Prozent). Die SPD hat 18,7 Prozent erhalten, die CDU 9,2 Prozent und die AfD 5,3, 3 Prozent. Alle weiteren Parteien blieben unter der 5-Prozent-Marke.

Bundesweit hat„ Die Linke“ mit 20,8 Prozent gewonnen, gefolgt von SPD (17,9 Prozent), CDU/CSU (15,7 Prozent), AfD (15,5 Prozent) und Grünen(12,5 Prozent). Der Kölner Jugendring, der die Wahl in Köln koordiniert hatte, ist mit der Wahlbeteiligung zufrieden – auch wenn einige Schulen aufgrund der Zeugnisvergabe nicht an der U18-Wahl teilnehmen konnten.

Kölns Jugend hat klare Zukunftsvorstellungen

„Mit mehr als 50 Wahllokalen haben wir aber das gesamte Stadtgebiet abdecken können. Die Ergebnisse zeigen: Junge Menschen in Köln wollen und können sich politisch an Wahlen beteiligen, haben klare Vorstellungen, was sie sich für ihre Zukunft wünschen, kennen ihre Interessen und wählen diesen entsprechend mehrheitlich Parteien, die eindeutig für ein demokratisches Miteinander einstehen“, sagt der Geschäftsführer des Kölner Jugendrings Thorsten Buff.

Junge Menschen würden berechtigterweise erwarten, dass die Politik sie dementsprechend ernst nimmt. „Demokratie lebt von Offenheit, Respekt und Vielfalt, nicht von Ausgrenzung und Hetze. Deshalb freuen wir uns sehr, dass bei der U18-Wahl deutlich wurde, dass die Kölner Jugend im Sinne dieser Werte wählt“, betont auch Julia Körfgen vom Vorstand des Kölner Jugendrings.

Klimaschutz und sanierte Schulen

Bei Podiumsdiskussionen und anderen Rahmenveranstaltungen zur U18-Wahl hätte sich gezeigt, dass für Jugendliche Themen wie Mitbestimmung, Bildungsgerechtigkeit, Sanierung der maroden Schulen, mehr Schulpädagoginnen und -psychologen, soziale Teilhabe und Klimaschutz große Relevanz haben.


Das erhoffen sich Kölner Jugendliche von der U18-Wahl

Paula Wenzel

Zu wählen, ist wichtig, nur so kann man etwas verändern. Wir Schülerinnen und Schüler wissen am besten, wo der Schuh drückt, wie schlimm es an den Schulen aussieht. Leider fragt uns niemand. Die Politikerinnen und Politiker sollten uns und unsere Sorgen ernst nehmen, aber das tun sie nicht, das ist eine vertane Chance!
Paula Wenzel, 17, Schülerin desMaximilian-Kolbe-Gymnasiums

Noah Oldenburg

Wir Jugendlichen werden von Politikern überhaupt nicht ernst genommen, und unsere Probleme fallen eher durchs Raster. Für mich ist das Thema Klima sehr wichtig, ich mache mir Sorgen, wie es in 20 Jahren aussieht. Auch der Umgang mit Ausländern und Geflüchteten bereitet mir Bauchschmerzen. Die allermeisten flüchten ja nicht ohne Grund.
Noah Oldenburg, 17, Schüler der Michaeli Waldorfschule

Asya Cataltepe

Wenn Bildung der Schlüssel für eine gute Zukunft ist, dann wünsche ich mir, dass auch die Umgebung stimmt. Ich denke, die Politikerinnen und Politiker waren schon lange nicht in einem Schulgebäude. Es ist ganz schlimm, die Heizungen funktionieren nicht, wir frieren, wie soll man da lernen. Die Toiletten sind eine Katastrophe und es passiert einfach gar nichts. Ich bin Türkin und bei mir auf der Schule haben fast alle einen Migrationshintergrund, deshalb finde ich es gut, dass das Thema Migration und Rassismus in dem Wahlkampf im Vordergrund steht.
Asya Cataltepe, 16, Schülerin der Katharina-Henoth-Gesamtschule

Ilyas Akgül

Ich bin zwar erst 13, interessiere mich aber sehr für Politik und schaue lieber Nachrichten im Fernsehen als auf Social Media. Ich finde die U 18-Wahl, auch wenn es eine Testwahl ist, und unsere Stimmen nicht wirklich zählen, einfach wichtig, weil wir die Generation sind, die in den nächsten fünf Jahren den neuen Bundestag wählen wird. Ich engagiere mich in der Kölner Schülervertretung, weil ich etwas für meine Generation verändern möchte. Ich setzte mich dafür ein, dass man neben Fachlehrern, wesentlich mehr Sozialarbeiter anstellen sollte. Wir hätten dann Profis, die uns bei Problemen besser helfen könnten.
Ilyas Akgül, 13, Schüler der Eichendorff Realschule

Theo Naumann

Auch wenn unserer Stimmen jetzt nicht gezählt werden, mache ich gerne mit und hoffe, dass die Politiker trotzdem auf die Wahlergebnisse unserer Generation schauen, denn wir sind ja diejenigen, die bald wählen. Ich wünsche mir, dass meine Zukunft gesichert wird und ich einen Job bekomme, von dem ich leben kann. Sorge macht mir, dass es in Zukunft eine schlechte Gesundheitsversorgung geben wird. Man sollte nicht die Gelder für soziale Einrichtungen kürzen, denn das trifft die Menschen sofort und verschlechtert die Stimmung im Land.
Theo Naumann, 16, Michaelis Waldorfschule

Fortune Nbunga

Ich find es generell wichtig, dass wir als Jugendliche unsere Meinung zu den politischen Themen äußern können. Deshalb sollte das Wahlrecht auf 16 Jahre abgesenkt werden. Partizipation ist für mich der Kernpunkt der Demokratie, wenn ich als Jugendlicher meine Meinung sagen darf und auch gehört werde, dann fühle ich mich als Teil dieser Gesellschaft und kann mich mit Deutschland identifizieren. Ich finde, dass die Politiker auf uns Schüler sehr wenig eingehen, die Parteien machen Wahlkampf mit Migration, Renten und Wirtschaft, dass alles ist zwar wichtig, aber das Thema Bildung findet nur am Rande statt. Was völlig fehlt, ist die Investition in die maroden Schulgebäude und die Digitalisierung.
Fortune Nbunga, 18, Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg, Mitglied der Bezirksschülervertretung