„wir helfen” unterstützt Kölner Jugendwohnhauss Eine Gemeinschaft, die gut tut
Köln – Dass die Küche so sauber und ordentlich ist, freut Sabine Reichert. Aber es wundert sie auch ein bisschen. „Manchmal kommt man hier rein und alles steht voll mit dreckigen Töpfen und Pfannen“, sagt die Leiterin des Theresa-von-Avila-Hauses an einem regnerischen Nachmittag. Es kommen sofort Studentenwohnheim-Gefühle hoch, wenn man in der Gemeinschaftsküche mit den nebeneinander aufgestellten Kühlschränken und dem leicht süßlichen Geruch steht. Nebenan ist das Wohnzimmer mit einer mintgrünen Couch und einem grauen Sessel – ebenfalls in jeder WG denkbar.
So viel anders als in einem Studentenwohnheim ist das Leben in einem Jugendwohnhaus auch nicht, versichert Nina Rynas, die das Haus hinter der Sankt-Johann-Baptist-Kirche in der Kölner Südstadt ebenfalls leitet. „Wir sind im Grunde ein Wohnheim für Schülerinnen und Auszubildende, nur eben mit sozialpädagogischer Begleitung .“ Anders als im Studentenwohnheim gibt es zum Beispiel eine Hauswirtschafterin, die den Bewohnerinnen zeigt, wie man kocht, putzt und Wäsche wäscht.
43 Betten stehen für Mädchen und junge Frauen zwischen 16 und 27 Jahren bereit, davon sind fünf Plätze in einer Außenwohngruppe. Der Fokus liegt auf Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Unbegleitete minderjährige Geflüchtete können zum Beispiel über das Jugendamt einen Platz im Haus bekommen. Mädchen aus 15 Nationen leben hier zusammen, erzählen die Pädagoginnen. „Die Gründe, warum die Mädchen bei uns wohnen, sind ganz verschieden“, sagt Rynas.
Probleme in der Familie
Viele Mädchen haben Probleme in ihren Familien und wollen deshalb nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. „Bewohnerinnen, die Zuhause Gewalt erfahren haben, schätzen es besonders, dass wir ein rein weibliches Haus sind“, sagt Reichert. Andere ziehen nach Köln, weil sie in der Stadt eine Ausbildung beginnen, und finden dann keine bezahlbare Wohnung. Wie lange die jungen Frauen bleiben, hängt von ihrer eigenen Situation ab. Genauso ist es auch mit dem Grad der pädagogischen Unterstützung. Mit manchen Bewohnerinnen sprechen die Mitarbeiterinnen täglich, weil sie im Alltag Schwierigkeiten haben, mit manchen nur ein paar Minuten in der Woche.
Das vor 50 Jahren für spanische Gastarbeiterinnen gegründete Wohnheim versteht sich explizit als internationales Haus. Die Mitarbeiterinnen fördern den interkulturellen Austausch mit Veranstaltungen und pädagogischen Angeboten, die „wir helfen“ finanziell unterstützt. Am einfachsten geht das über gemeinsame Kochabende unter dem Motto „Kochen ist Kunst“. „Mit Essen kriegen wir alle“, sagt Reichert und lacht. Spätestens über die verschiedenen Essgewohnheiten und Zubereitungsarten ihrer Heimatküche kommen alle Bewohnerinnen ins Gespräch.
Seit Beginn der Corona-Krise sind solche Angebote nur noch eingeschränkt in kleinen Gruppen möglich. Trotzdem sind die beiden Pädagoginnen stolz, wie ruhig und harmonisch es trotz der Pandemie im Haus ist. „Obwohl Homeschooling und unser Besuchsverbot viele Mädchen nerven, versuchen sie das Beste aus der Zeit zu machen“, sagt Rynas. „Im Gegensatz zu vielen anderen haben sie immerhin die Gemeinschaft.“
Einschränkungen durch Corona
Viele der jungen Frauen im Theresa-von-Avila-Haus benötigen auch Unterstützung bei der schulischen oder beruflichen Integration. Deshalb gibt es regelmäßig Hilfe bei Behördengängen oder beim Schreiben von Bewerbungen. Das Haus profitiert dabei von seinem katholischen Träger In Via, der ohnehin viele junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf begleitet.
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Im Sommer soll ein Schauspieler ins Haus kommen, der zum Beispiel einen Tag mit den Mädchen ein sicheres Auftreten und selbstbewusstes Sprechen übt. Auch ein Selbstverteidigungskurs steht noch auf dem Plan. Denn die Mädchen irgendwann in ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben ziehen zu sehen, ist ein Ziel von Reichert und Rynas.