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Arbeitsmarkt im JanuarAgentur für Arbeit setzt in Köln auf direktere Jobvermittlung

Lesezeit 3 Minuten
Susanne Konrad vermittelt für das Projekt „Sellen2Go“ der Agentur für Arbeit möglichst unkompliziert Stellen in Köln.

Susanne Konrad vermittelt für das Projekt „Sellen2Go“ der Agentur für Arbeit möglichst unkompliziert Stellen in Köln.

Im Januar stieg die Arbeitslosigkeit in Köln – Die Arbeitsagentur geht neue Wege: „Stellen2Go“ ist vom Pilotprojekt ins Standardangebot übergegangen.

Die Arbeitslosigkeit hat in Köln zu Beginn dieses Jahres zugenommen. 55.000 Menschen seien im Januar arbeitslos gemeldet gewesen, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. In Köln verfolgt die Arbeitsagentur auch wegen dieses Trends einen immer pragmatischeren Ansatz: Im Mai 2022 startete sie das Pilot-Projekt „Stellen2Go“ mit dem Ziel, neben der Berufsberatung auch möglichst direkt Arbeitgeber und -suchende zusammenzubringen. Mittlerweile ist das Projekt zu einem der Standardangebote der Arbeitsagentur in Köln geworden.

Das Projekt funktioniere wie das Getränk-To-Go, sagt Leiter Torsten Heller: „Man kommt ohne Termin, kauft sich den Kaffee und geht wieder. Genauso machen wir das mit Stellenangeboten.“ Das angestrebte Ideal: Kommen Arbeitssuchende, die gut auf ausgeschriebene Stellen passen, vermitteln die Beraterinnen und Berater ad hoc ein Telefoninterview mit Arbeitgebern.

Freitagmorgen sitzt Susanne Konrad an dem Schreibtisch, zu dem Pfeile und Fahnen des „Stellen2Go“-Projekts die Arbeitssuchenden gleich hinter dem Eingang der Agentur leiten. Den Posten besetzen sie und ihre 70 Kolleginnen und Kollegen in Rotation. An den Vormittagen, wenn die Stelle geöffnet ist, kämen zehn bis 15 Gespräche zustande, sagt sie.

Berater halten persönlichen Kontakt zu Arbeitgebern und -suchenden für wichtig

Ein Kölner mit LKW-Führerschein setzt sich. Er hat schon eine genaue Vorstellung, was für einen Jobs er sucht: Der 54-Jährige wolle nur Nahverkehr fahren, geregelte Arbeitszeiten. Konrad kenne ein Busunternehmen, das gerade Stellen für Fahrer in Köln ausgeschrieben haben: Es ist ein Match.

Und kein Zufall. „Stellen2Go“ ist bei den Beraterinnen und Beratern, die Arbeitgeber betreuen, angesiedelt. Konrad kennt also nicht nur die Stellenanzeige, im Idealfall auch den Arbeitgeber persönlich. „Als Unternehmen mit offenen Stellen einfach auf Bewerbungen zu warten, ist nicht mehr der klassische Weg“, sagt Heller. Sie müssten sich deutlich aktiver präsentieren, in Konkurrenz untereinander treten. Heller setzt auf den direkten Austausch sowohl mit Arbeitgebern als auch den Suchenden: „Ob jemand ins Team passt, kann man über eine digitale Ausschreibung nicht feststellen.“

Torsten Heller leitet das Projekt zur schnellen Jobvermittlung der Agentur für Arbeit seit Mai 2022. ER steht im FC-Pullover im Eingangsbereich der Agentur am Butzweilerhof.

Torsten Heller leitet das Projekt zur schnellen Jobvermittlung der Agentur für Arbeit seit Mai 2022.

Deshalb geht die Arbeitsagentur neue Wege, nicht nur in Köln. Ähnliche Ansätze gibt es seit ein paar Jahren bundesweit. „Das Massengeschäft hatte null Erfolg“, sagt Heller über das zuvor übliche Überangebot an Bewerbenden für Arbeitgeber sowie die Flut an mal mehr und vor allem häufig weniger gut passenden Stellen für Arbeitnehmer. Jetzt schlage Heller den Arbeitgebern nur noch zehn bis 20 Kandidaten vor, die gezielter zum Unternehmen passten. „Die Stellenvermittlung ist ein Individualgeschäft geworden“, sagt er.

Kundencenter in Köln betreute im Januar 15.200 Arbeitslose

Die Arbeitsagentur betreute im Kundencenter im Januar 15.200 Kölnerinnen und Kölner, nicht alle der 55.000 Arbeitslosen gelten als unterbeschäftigt. Die Unterbeschäftigung lag um 1463 Personen (2,2 Prozent) höher als im Dezember. Wie viele davon über „Stellen2Go“ Jobs fanden, erhebt Heller nicht. „Wenn wir nur Orientierung oder Denkanstöße bieten konnten, ist das auch ein Erfolg“, sagt Heller.

6400 mögliche Stellen, die bei Susanne Conrad mitgenommen werden können, gibt es in Köln aktuell. 1700 offene Stellen meldeten Kölner Arbeitgeber im Januar neu, 26 Prozent mehr als im Dezember. Das waren allerdings zwölf Prozent weniger als es im Januar 2023. Die meisten Mitarbeitenden werden in der Lager- und Logistikbranche mit fast 600 Stellen und im Verkauf (500) gesucht.

Die schwache Konjunktur bremst den Arbeitsmarkt. Allerdings teilte die Agentur für Arbeit in Köln mit, es habe im Januar auch mehr Einstellungen gegeben. „Das lässt hoffen“, sagte Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölner Agentur für Arbeit.

Die Arbeitslosenquote stieg im Januar saisontypisch. Im Vergleich zum Vormonat stieg sie laut Arbeitsagentur um 4,9 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent. Damit beträgt die Quote der Arbeitslosigkeit in Köln im Januar 9,0 Prozent, 2023 lag sie zu dieser Jahreszeit bei 8,7 Prozent. „Arbeitsverträge sind zum Jahresende ausgelaufen, das Weihnachtsgeschäft im Handel und bei Veranstaltungen ist beendet, und manche zweieinhalb- und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen sind zum Jahresende abgeschlossen“, sagte Klapper.