Auch Köln-Marathon ausgestattetNRW-Gründer stellen nachhaltige T-Shirts aus Holz her
- Das Start-up Wijld stellt T-Shirts aus Holzfasern her.
- Was unbequem klingt, soll laut den Gründern für „seidig weiche“ Klamotten sorgen, die in der Herstellung sehr nachhaltig sind.
- Mit-Gründer Timo Beelow erklärt, wie die Holzshirts funktionieren – und wieso sie ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität setzen sollen.
Köln/Wuppertal – Es gibt Materialien, da klingt im Namen schon ein gewisser Tragekomfort mit: Seide oder Kaschmir zum Beispiel. Auch Baumwolle und synthetische Fasern wie Polyester haben sich bewährt. Ein Material, mit dem bislang kaum einer ein bequemes T-Shirt assoziieren dürfte, ist Holz. Und doch lassen sich aus den Fasern, so die Wuppertaler Gründer von „Wijld“, „seidig weiche Klamotten“ herstellen – noch dazu nachhaltig und fair produziert.
Der Legende nach entstand die Idee auf der Spielwarenmesse in Nürnberg, auf der Mitgründer Timo Beelow schier von einer Welt aus Plastik verschluckt wurde. Spielzeug für Kinder, so hört er dort, müsse schnell und günstig produziert werden, da es schnell weggeworfen werde. Beelow denkt sich: Konsum muss anders funktionieren. Bei der Recherche stoßen er und seine Mitgründer Aline Hauck und Angelo Cicero (der das Unternehmen früh verließ) dann auf die Möglichkeit, Kleidung aus Holzfasern herzustellen. „Das hat sich für uns erst einmal auch skurril angehört“, sagt Beelow. Dabei sei die finale Kleidung sehr weich und in der Herstellung deutlich umweltfreundlicher als Baumwolle.
T-Shirts für den Köln-Marathon
Im vergangenen Jahr stellten die Wuppertaler die Eventshirts für den Köln-Marathon her: 67 Prozent Holzfaser, 33 Prozent Bio-Baumwolle, 100 Prozent „Made in EU“, zwei Domspitzen im Aufdruck. Geschäftsführer Markus Frisch hatte sich zuvor selbst eines bestellt und war von den Shirts überzeugt worden. Holzfasern sind laut den Wijld-Gründern sehr robust, sie können Feuchtigkeit schnell aufnehmen und wieder abgeben – ideal für ein Funktionsshirt.
Mittlerweile gibt es das Unternehmen seit etwas mehr als drei Jahren. Das Unternehmen nennt keine Umsatzzahlen, gibt aber an, bereits 50 000 Bäume gesponsert zu haben. Pro Bestellung wird einer gepflanzt, das gehört zum Konzept.
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In Wuppertal arbeiten acht Mitarbeiter, die sich um Büro und Lager kümmern. Hergestellt werden die T-Shirts in Portugal zu EU-Standards und -Arbeitsrecht. Der Standort vereine viel textiles Wissen, sagt Beelow. „In Porto gibt es sehr viel Produktionsstandorte in engster Nähe. Solche, die Garn herstellen, die Stoff herstellen, die bedrucken, vernähen und färben – alles fast fußläufig erreichbar. Das verkürzt natürlich auch die Transportwege.“
Gegengewicht zur schnelllebigen Industrie
Die Gründer betonen es häufig: dass sie ein Gegengewicht zur schnelllebigen und konsumorientierten Textilindustrie sein möchten. „Wir wollen die Wertschätzung für Textilien erhöhen“, sagt Beelow. Dafür müsse die Transparenz in der Branche erhöht und gegen die Wegwerfmentalität gekämpft werden. „Wer wirklich etwas verändern will, der muss nicht nur nachhaltige Produkte sondern auch auf eine andere Art konsumieren.“ Die Marge im Textilbereich sei sehr hoch – schon für drei Euro lasse sich ein T-Shirt in guter Qualität herstellen. „Aber unter welchen Bedingungen – es wird auf Kosten der Arbeiter und der Umwelt produziert.“ Für die Holz-Kleidung ist das Unternehmen bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden, zum Beispiel dem Effizienzpreis NRW (2019) und dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis (2017).
Wijld vertreibt die eigenen T-Shirts fast ausschließlich online. Das ermöglicht konkurrenzfähige Preise: T-Shirts gibt es ab 35 Euro. Würde das Unternehmen den stationären Handel bedienen, wären es eher 60 bis 70 Euro, sagt Beelow. In den kommenden Jahren will das Start-up weiter wachsen, sich internationalisieren. Zunächst steht das EU-Ausland auf der Liste, dann soll Nordamerika folgen. Außerdem soll es bald neben T-Shirts, Kapuzenjacken und Pullis auch Jogginghosen und Unterwäsche geben.