Auswertung des Kölner Immobilien-CheckFrauen haben seltener Wohneigentum
Köln – Wohnen ist ein emotionales Thema. Die Preise für Miet- und Eigentumsimmobilien in der Region steigen seit Jahren stetig, der Wohnraum ist knapp. In einer großen, nicht repräsentativen Umfrage hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein detailliertes Stimmungsbild eingeholt: Mehr als 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Köln und der Region haben ihre Wohnsituation, die finanzielle Belastung, ihre Wünschen, Sorgen und Prioritäten bei der Immobiliensuche geschildert. Dabei zeigen sich teils deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, zwischen Stadt und Land, Jung und Alt. Ein Überblick.
Wie wohnt die Region?
46 Prozent der Befragten wohnen in einer Mietwohnung, 33 beziehungsweise 17 Prozent in einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung. Deutlich weniger verbreitet sind Mietshäuser, auf die nur drei Prozent entfallen. Insgesamt hält sich der Anteil von Eigentümern und Mietern die Waage. Erwartbare Unterschiede gibt es zwischen Köln und der Region: Im Kölner Umland ist der Anteil der Hausbesitzer mit 58 Prozent deutlich höher, dafür leben nur 24 Prozent in einer Mietwohnung. Im Bundesschnitt liegt die Eigentumsquote bei rund 45 Prozent.
Beim Blick auf die Zahlen fällt auf, dass deutlich weniger Frauen (42 Prozent) als Männer (56 Prozent) in einem Haushalt mit Wohneigentum leben. Sie geben außerdem häufiger an, sich keine Immobilie leisten zu können (63 Prozent zu 55 Prozent).
Ansonsten zeigen sich bei den Gründen, die für Mieterinnen und Mieter gegen einen Immobilienkauf sprechen, keine auffälligen Geschlechterunterschiede: Insgesamt 24 Prozent der Befragten geben an, bislang noch keine passende Immobilie gefunden zu haben. Für 13 Prozent kommt ein Kauf zu einem späteren Zeitpunkt in Frage. Sieben Prozent finden Eigentum zu unflexibel, sechs Prozent wohnen aus Überzeugung zur Miete. Mehrfachnennungen waren möglich.
Unter den Eigentümern war das mit Abstand bedeutendste Kaufargument die Nutzung einer Immobilie als Altersvorsorge und Teil der Finanzplanung (74 Prozent). Die stetig steigenden Mieten (22 Prozent) und niedrige Zinsen (11 Prozent) spielten bei der Kaufentscheidung eine etwas kleinere Rolle. Sieben Prozent geben an, eine Immobilie geerbt zu haben. Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich.
Wie viel Geld geben die Befragten fürs Wohnen aus?
Die Spanne ist breit. Zwölf Prozent der Mieter wenden weniger als 20 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens für die Miete auf. Bei 38 Prozent liegt der Anteil zwischen 20 und 29 Prozent. 30 Prozent zahlen 30 bis 39 Prozent, 13 Prozent zwischen 40 und 49 Prozent. Sieben Prozent geben an, mehr als 50 Prozent aller Einkommen im Haushalt (abzüglich Steuern und Sozialversicherung) in die Miete zu stecken. Für 57 Prozent der Befragten hat sich die Miete dabei in den vergangenen fünf Jahren leicht (44 Prozent) oder sogar stark (13 Prozent) erhöht.
Bei den Eigentümern stecken 18 Prozent monatlich weniger als 20 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens in die Finanzierung der Immobilie. Bei 20 Prozent der Befragten sind es 20 bis 29 Prozent. Acht Prozent wenden zwischen 30 und 39 Prozent ihrer Nettoeinkommen auf, lediglich drei beziehungsweise zwei Prozent bis zu 49 Prozent und mehr. 49 Prozent der Befragten haben ihre Immobilie bereits abbezahlt.
Die Umfragewerte zeigen dabei, dass vor allem sehr junge und alte Menschen – die durch ihre Berufsausbildung oder die Rente über traditionell niedrige Einkommen verfügen – anteilig viel für die Miete ausgeben. Je 29 Prozent der unter 30- und über 70-Jährigen zahlen hier mehr als 40 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens. Beide Gruppen sind durch Berufsausbildung, Studium und Rente besonders einkommensschwach. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es lediglich 14 Prozent, auch die Befragten in den 40ern (17 Prozent) und 50ern (20 Prozent) kommen besser weg.
Bei den Eigentümern gibt es diese Spreizung nicht. Hier zeigt sich der erwartbare Trend: Je älter sie sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie ihre Immobilie bereits abbezahlt haben.
Die Sorge vor steigenden Miet- und Kaufpreisen ist dabei groß: Auf einer Skala von 1 (keine Zustimmung) bis 5 (sehr starke Zustimmung) beziffern die Befragten sie im Schnitt auf 4,1 beziehungsweise 4,0.
Was kann den Wohnungsmarkt entspannen?
Der Wohnungsmarkt in der Region ist angespannt, daran besteht kein Zweifel. Über die Mittel, mit denen er entspannt werden soll, wird dagegen rege diskutiert – sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung. Die Befragten haben dabei eine klare Meinung: Für sie hat eine schnellere Bearbeitung von Baugenehmigungen die höchste Priorität. Sie erhält im Schnitt 4,4 von 5 möglichen Zustimmungspunkten.
Auch eine Förderung von städtischem Wohnungsbau (4,3 Punkte) und ein größerer Anteil an Sozialwohnungen bei Neubauprojekten (4 Punkte) werden hoch priorisiert. Die Mietpreisbremse stößt mit 3,3 Punkten auf spürbar weniger Zustimmung. Mit 2,1 von 5 Punkten am unbeliebtesten ist die Bebauung von Grünflächen.
Worauf legen die Befragten besonders Wert?
Die Klimaerwärmung ist eine der schwersten und meistdiskutierten Krisen unserer Zeit. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in vielen Lebensbereichen an Bedeutung. Und obwohl das sicher auch für Energieeffizienz und Baustoffe beim Wohnen gilt, setzen die Menschen in Köln und der Region hier bislang andere Prioritäten: Am wichtigsten ist den Befragten mit Blick auf die eigenen vier Wände der Zugang zu einer Terrasse, Balkon oder Garten (4,6 von 5 Punkten).
An zweiter Stelle steht die Wohnfläche (4,3 Punkte), erst dann folgen Energieeffizienz (3,7 Punkte) und nachhaltige Baustoffe (3,1 Punkte). Die geringste Bedeutung haben für sie eine frische Renovierung (3,0 Punkte) und ein Erstbezug oder eine Altbausubstanz (je 2,5 Punkte).
Bei den Standortfaktoren legen die Befragten besonders viel Wert auf nahe Grünflächen (4,4 Punkte), eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Infrastruktur vor Ort (je 4,3 Punkte). Auch das soziale Umfeld ist den meisten sehr wichtig (4,2 Punkte).
Für weniger bedeutsam halten die Teilnehmenden eine gute PKW-Anbindung (3,2 Punkte). Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Kölnern (3 Punkte) und Menschen im Umland (3,6 Punkte). Ihnen ist dafür die Anbindung an den ÖPNV weniger wichtig (4,4 zu 4,1 Punkten).
Welche Kölner Stadtbezirke sind im Kommen?
Der mit Abstand beliebteste Stadtbezirk ist Lindenthal: 29 Prozent der Befragten wählen ihn zu ihrem Favoriten. Auch die Innenstadt, Nippes, Rodenkirchen und Ehrenfeld erreichen zweistellige Werte. Schlusslichter sind die Bezirke Chorweiler (zwei Prozent) und Kalk (drei Prozent).
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Auch Mülheim stellt nur bei vergleichsweise geringen sieben Prozent den Favoriten – was sich allerdings bald ändern könnte: 15 Prozent der Befragten glauben, dass Mülheim der Stadtbezirk ist, der in den kommenden Jahren am meisten an Attraktivität gewinnen wird.
Weitere 15 Prozent setzen auf Ehrenfeld, 13 Prozent auf Nippes, 12 Prozent auf Lindenthal. Beim Schlusslicht Chorweiler glaubt nur ein Prozent der Befragten an eine steigende Attraktivität – was den verstärkten Aktivitäten der Stadt im Bezirk widerspricht.