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Viele Firmen vor der InsolvenzDie Bustouristik liegt am Boden

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Busunternehmer protestieren in München für eine Exit-Strategie in Corona-Zeiten.

  1. Mit den Busreise-Unternehmen trifft die Corona-Krise eine Branche, die sich gerade erst erholt hatte.
  2. Die Ungewissheit lässt einige verzweifeln. Ob oder wann es Lockerungen geben wird, weiß niemand.
  3. Die Lage für die Unternehmen und deren Mitarbeiter ist ernst. Und sie verschlechtert sich täglich.

Düsseldorf/Witten – Es ist die Ungewissheit, die Meinhold Hafermann verzweifeln lässt. Fünf Millionen Euro Umsatz hat der Chef eines der größten Busreise-Unternehmen in NRW in der Corona-Krise bereits verloren. Und derzeit weiß keiner, ob und wann es Lockerungen geben wird.

Die Krise trifft eine Branche, die sich gerade erst von den Terroranschlägen der vergangenen Jahre in Brüssel und Paris und von den Demonstrationen der Gelbwesten in der französischen Hauptstadt erholt hatte. „Die Nachfrage lag 14 Prozent über dem Vorjahresniveau“, sagt Hafermann, dessen Unternehmen mit Sitz in Witten 50 Mitarbeiter beschäftigt, zehn Reisebusse betreibt und mehr als 1000 pro Jahr vor allem für touristische Fahrten chartert.

Hygienekonzept liegt vor

Der Shutdown kam Mitte März. „Umsatzstarke Reisetermine wie Ostern, der 1. Mai und nun auch das Feiertagswochenende über Christi Himmelfahrt sind für die gesamte Reisebusbranche verloren“, sagt Hafermann. Das müsse man irgendwie verkraften, aber jetzt brauche die Busreisebranche endlich eine Perspektive. „Es gab ein paar Hinweise, dass die Lockerungen ab dem 30. Mai kommen könnten. Sicher ist das nicht.“

Alles zum Thema Armin Laschet

Hafermann hat sich deshalb einem offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gewandt. Die Lage sei sehr ernst und verschlechtere sich täglich. Zahlreiche Betriebe seien von der Insolvenz bedroht. Tausende Arbeitsplätze in Gefahr. „Die ständige Ungewissheit ist für die gesamte Branche nicht länger hinnehmbar. Wir brauchen eine klare und logische Exit-Strategie.“

Das deutsche Omnibus-Gewerbe hat am 6. Mai ein detailliertes Papier vorgelegt, wie Busreisen in Corona-Zeiten nach den allgemeinen Hygiene-Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts ermöglicht werden können. Weil der Mindestabstand von 1,50 Meter ähnlich wie in Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs im Bus nicht eingehalten werden, sind die Hygieneregeln besonders strikt. Der Sicherheitskatalog sieht beispielsweise den Ein- und Ausstieg nach striktem Muster vor, Reisende müssen Mundschutz tragen, die Hände bei jedem Ein- und Ausstieg desinfizieren.

Offener Brief an Laschet

„Natürlich wissen wir nicht, ob Busreisen unter diesen Umständen überhaupt angenommen werden“, sagt Hafermann. „Das ist Kaffeesatzleserei.“ Man werde aber alles versuchen, möglichst viele Jobs zu retten. „Wir stehen täglich im Kontakt mit unseren Partnern an unseren Reisezielen.“ Dort müssten viele Einzelfragen geklärt werden. Reicht die Restaurantgröße in Corona-Zeiten für Bustouristen? Stimmen die Hotel-Kapazitäten? „Wir könnten unseren Sommer-Fahrplan aufnehmen. Natürlich nur in die Regionen, die schon freigegeben sind. Und wir brauchen eine bundeseinheitliche Regelung“, sagt Hafermann. Er erwarte von der Landesregierung, dass sie das Thema bei der nächsten Corona-Konferenz der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Merkel erörtere.

Derzeit gibt es in Deutschland 3600 private Busunternehmen, davon sind 3400 kleinere und mittlere Betriebe, die rund 9000 Busse im Gelegenheitsverkehr wie beispielsweise im Schülerverkehr betreiben. Hinzu kommen 10 000 Busse, die auch bei Ausflugs- und Tagesfahrten eingesetzt werden.

Jedes Jahr sind rund 81 Millionen Bustouristen unterwegs, knapp 65 Millionen davon bei Tages- und Ausflugsfahrten, so der Branchenverband. Die Umsätze betragen 14,3 Milliarden Euro im Jahr.

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Hafermann muss abwarten. Weil Bustouristen im Schnitt 64 Jahre alt sind und viel Wert auf Reisekataloge legen, hat er den Aufwand immer betrieben. Das Winterangebot gibt es derzeit nur im Internet. „Bitte eröffnen Sie eine transparente Exit-Strategie für die gesamte Bustouristik in Deutschland“, schreibt Hafermann an Laschet.