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Caravan-Salon in DüsseldorfDer Wohnwagen als mobile Anti-Corona-Zelle

Lesezeit 6 Minuten
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Besucher gehen auf der Messe Caravan Salon 2020 an historischen Fahrzeugen vorbei.

  1. Als erste große Messe in Deutschland ist in Düsseldorf der Caravan-Salon gestartet.
  2. Reisemobile und Wohnwagen sind gefragt wie nie, auch wegen der Pandemie.
  3. Unser Autor war auf der Messe und erzählt vom Boom der Branche und den Neuheiten für die Kunden.

Düsseldorf – Lange Zeit galt Camping-Urlaub als angestaubt. Wohnwagen hatten ein Rentner-Image, Wohnmobile waren was für Reiche und Zelte für die Armen. Doch die Zeiten sind vorbei. Schon seit Jahren boomt die Camping-Branche. Ausgerechnet Corona hat diesem Trend einen weiteren Schub gegeben, und das in enormem Ausmaß.

Der Caravan-Salon, der am Freitag in Düsseldorf trotz Corona für die Öffentlichkeit gestartet ist, zeigt eine boomende Branche. 2019 war laut Hermann Pfaff, Präsident des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD), das erfolgreichste Jahr aller Zeiten. „In der ersten Jahreshälfte mussten durch die Pandemie zwar fast alle unsere Werke vorübergehend schließen, doch schon im Mai kam der Turnaround“, sagte Pfaff am Rande der Messeeröffnung.

„Eine der sichersten Urlaubsformen“

Allein im Juli seien 16.100 Reisemobile und Wohnwagen neu zugelassen worden, das ist ein Sprung von 86 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Besonders bei den Wohnmobilen, also Fahrzeugen mit eigenem Antrieb, beobachte man starke Nachholeffekte. „Caravaning ist in diesen Zeiten eine der sichersten Urlaubsformen, da man mit einem Freizeitfahrzeug individuell und nur mit Personen des eigenen Haushalts verreist und durch eigene Schlaf-, Wohn-, Koch und Sanitärmöglichkeiten weitestgehend autark unterwegs ist“, sagte Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des CIVD, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Infos zum Caravan-Salon 2020

Eintrittskarten, die wegen der Corona-Auflagen nur im Internet erworben werden können, kosten 13 Euro und gelten auch bis zum 6. September für die parallel laufende Wandermesse Tournatur, für Kinder werden zwischen sechs und zwölf Jahren werden fünf Euro fällig: www.caravan-salon.de

Die Messe ist bis einschließlich 13. September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Bei Wohnwagen und Reisemobilen zeichnen sich neue Trends ab, was sowohl die Fahrzeugtypen als auch Ausstattung und Größe betrifft. So gibt es zwar wie in jedem Jahr gigantische Luxusmobile auf der Messe. Die Tendenz ist aber eine andere. Die Fahrzeuge werden kleiner. Das hat mit der Alltagstauglichkeit zu tun, aber auch mit einer veränderten Führerscheinsituation. Hier die Trends im Einzelnen:

Wohnmobile

Diese Fahrzeuggattung ist der größte Gewinner der vergangenen Jahre. Dabei sind vor allem kompakte Fahrzeuge im Trend. Vor wenigen Jahren waren Wohnmobile mit Alkoven, also einem überbordenden Kasten über dem Fahrerhaus mit einem Bett drin, die Verkaufsschlager. Das ist Geschichte. Die Bestseller aktuell sind Kastenwagen, wobei man zwei Kategorien unterscheiden muss – die kleinere war früher vor allem vom VW Bus dominiert. Der hat heute jede Menge Konkurrenz bekommen. Mercedes V-Klasse, Opel Vivaro, Ford Tourneo Custom, Renault Trafic, Peugeot Traveller oder Hyundai H-1 Travel versuchen dem Branchenprimus das Wasser zu reichen, und das angesichts der recht hohen Preise des Volkswagen nicht ohne Erfolg.

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Pro Tag dürfen maximal 20.000 Besucher zu den Ständen der 350 Aussteller kommen. Tickets müssen vorher im Internet gebucht werden.

Die Fahrzeuge sind ideal für reisende Paare jüngeren Alters und mit möglichst nicht allzu vielen Kindern. Die Vorteile der Gattung: Die Fahrzeuge haben die Ausmaße eines Kombis und können so auch im Alltag als Familienfahrzeug genutzt werden, auch in Großstadt und auch in der Tiefgarage, da sie keine überstehenden Aufbauten haben.

Die zweite Kategorie hat in etwa die Größe des Mercedes Sprinter, den man von vielen Paketdiensten kennt. Fahrzeuge gibt es von Peugeot, Citroën, Fiat, VW oder mittlerweile sogar vom Lkw-Hersteller MAN. Die Fahrzeuge sind größer als Autos, aber nicht so unhandlich wie die doch recht ausladenden Mobile mit Aufbauten. Gleichzeitig kann man aber innen stehen und hat meist vier vollwertige Schlafplätze sowie meist sogar eine Toilette. Für einen Aufenthalt in der Tiefgarage aber sind diese Kastenwagen nicht geeignet.

“Früher lag die Zielgruppe dieser Fahrzeuge bei über 60-Jährigen, heute verkaufen wir gleichermaßen Wohnmobile an Menschen zwischen 30 und 80 Jahren“, sagt Sven Steiner von der slowenischen Firma Robeta. 200 Fahrzeuge zu Preisen zwischen 45.000 und knapp 100.000 Euro fertigt das Unternehmen pro Jahr. Konkurrenten mit ähnlichen Fahrzeugen gibt es auf dem Caravan-Salon reichlich zu sehen.

Wohnwagen

Die Branche spricht von Caravans, zur Begriffsklärung: Es handelt sich um Anhänger, die von einem Pkw gezogen werden können. Das war in den vergangenen Jahren die Krux dieses Segmentes, weil die nach 1980 geborenen Fahrer sehr häufig keinen extra Anhängerführerschein gemacht haben. Der alte Klasse 3-Führerschein erlaubt dagegen das Fahren mit solch großen Hängern. Die Zielgruppe wird also immer kleiner. So boomt zwar das Segment, aber nicht ganz so stark wie das der Wohnmobile. Dabei ist der Einstieg deutlich günstiger.

Ist ein Wohnmobil mit Ausbau praktisch nicht unter 40.000 Euro zu bekommen ist (die meisten kosten deutlich mehr) kann man neue Wohnwagen zu Preisen ab 15.000 bis 20.000 Euro erwerben, je nach Länge und Marke auch deutlich mehr, aber weit weniger als bei einem Wohnmobil. Auch die Unterhaltskosten sind wegen weniger Wartungen, Versicherungskosten und eines fehlenden Motors deutlich niedriger. Allerdings muss man auch ein Fahrzeug vorhalten, das einen Wohnwagen zwischen einer und 2,2 Tonnen Gewicht ziehen kann. Und das Rangieren auf dem Campingplatz oder die Fahrt über enge Pass-Straßen will auch geübt sein. Der Vorteil: Die Wohnwagen sind wuchtige, eckige Kästen und bieten vergleichsweise viel Platz und Stauraum. Toilette und Dusche gehören mittlerweile fast zur Standardausstattung.

Luxusmobile

Halle 5 der Düsseldorfer Messe ist voll davon. Für die meisten Besucher geht es dort aber eher ums Staunen als ums Kaufen. Ein halbes Dutzend Aussteller bieten etwa Wüsten-Mobile an, die an Militärfahrzeuge erinnern. Mercedes Unimog oder Zetros werden gezeigt, mit Aufbauten für eine Weltumfahrung oder die Fahrt durch die Sahara. Riesige grobstollige Reifen lassen den Betrachter klein erscheinen. Die Preise auch. Unter sechsstelligen Beträgen sind diese Monster nicht zu haben.

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Reisemobil vom Typ Vario Perfect 1200 Platinum der Firma Variomobil, das einen Sportwagen in seiner Heckgarage aufnimmt

Nicht martialisch, aber dafür noch teurer geht es beim Hersteller Vario mobil zu. Das Spitzenmodell kostet 1,4 Millionen Euro und basiert auf einem 18-Tonner-Lkw, der einen entsprechenden Führerschein erfordert. Dafür kann man im Heck auch sein Mercedes-SL-Cabrio mitnehmen und in der Etage darüber auch noch aufrecht stehen. Rund 15 bis 20 der zwischen acht und zwölf Meter langen Fahrzeuge werden pro Jahr verkauft.

Gebrauchtwagen oder Miete

Der Boom des Campings – auch durch Corona – hat den Markt für gebrauchte Wohnwagen und Wohnmobile leergefegt. Entsprechend hoch sind die Preise. 100.000 Fahrzeuge wechselten seit dem Jahresbeginn den Besitzer, ein Anstieg um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

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Inzwischen gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Freizeitfahrzeuge die angemeldet sind, davon 700.000 Wohnwagen. 30 Prozent der neuen Wohnmobile werden zur Miete angeboten, eine Alternative für die, die es vor einem Kauf erstmal ausprobieren wollen.