Laut Klaus Müller sei das Preisniveau des Stroms höher als vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Hinzu kommen höhere Netzentgelte ab 2024.
„Zeit der billigen Energie ist vorbei“Chef der Bundesnetzagentur erwartet dauerhaft hohe Strompreise
Die Bundesnetzagentur rechnet mit dauerhaft hohen Strompreisen. „Die Zeit der billigen Energie ist vorbei; jedenfalls solange wir noch große Mengen konventionell erzeugter Energie verbrauchen“, sagte Behördenchef Klaus Müller der „Rheinischen Post“ vom Mittwoch. Bei der Gasversorgung in diesem Winter sieht Müller weiter Risiken - für eine Entwarnung sei es „noch zu früh“.
Zu den Strompreisen sagte Müller, zwar seien die Großhandelspreise verglichen mit 2022 „deutlich gefallen“, dennoch sei das Preisniveau höher als vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. „Daran wird sich so schnell nichts ändern.“
Hinzu kommen die höheren Netzentgelte ab dem kommenden Jahr: Die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Tennet, Transnet und 50Hertz hatten Mitte Dezember mitgeteilt, dass die Netzentgelte von 3,12 Cent pro Kilowattstunde in diesem Jahr auf 6,43 Cent im nächsten Jahr steigen werden. Grund ist, dass ein von der Bundesregierung zunächst zugesagter Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro nun doch nicht fließen wird.
Chef der Bundesnetzagentur geht davon aus, dass Verbraucher von Kosten belastet werden
Müller verteidigte diese Sparbeschlüsse. Das sei eine „schwere Entscheidung für die Bundesregierung“ gewesen, es könne jedoch kein Geld eingespart werden, ohne dass das Auswirkungen habe, sagte er der „Rheinischen Post“ angesichts des Streits um den Haushalt. Müller gab an, dass ein durchschnittlicher vierköpfiger Familienhaushalt dadurch wohl rund 120 Euro mehr Netzentgelt im Jahr zahlen wird.
Der Chef der Netzagentur rechnet zudem damit, dass die Netzbetreiber die Kosten rasch an die Kundinnen und Kunden weitergeben werden. „Früher oder später werden die Kosten bei allen Verbrauchern ankommen, unabhängig davon, wann die Änderungen umgesetzt werden“, sagte er der Zeitung. Allerdings könne es zu Verzögerungen kommen, da einige Betreiber ihre IT nicht zum Jahresbeginn umstellen könnten.
Chef der Bundesnetzagentur: Deutschland ist gut durch den Winter gekommen
Nach der Gasversorgung gefragt sagte Müller, bislang sei Deutschland „gut durch den Winter gekommen“. Der November sei überdurchschnittlich warm gewesen und die Speicher seien zu rund 90 Prozent gefüllt, das sei ein „historisch guter Wert“. Damit sei auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es keine Mangellage geben werde.
„Aber es gibt Restrisiken, für eine Entwarnung ist es noch zu früh“, sagte Müller. Er nannte neben einem möglichen kalten und langen Winter auch Russlands Staatschef Wladimir Putin, der „unberechenbar“ sei. „Beliefert er zum Beispiel Österreich und Ungarn nicht mehr, werden wir im Zuge der europäischen Solidarität helfen.“ Auch mögliche Sabotageakte an Pipelines müssten bedacht werden, ebenso wie die Lage in Nahost - eine Eskalation könne die Gasmärkte in neue Unruhe versetzen.
Laut Vergleichsportal steigen Gaspreise in 2024 vermutlich um 17 Prozent für die Verbraucher
Das Vergleichsportal Check24 hatte am Dienstag Prognosen zur Entwicklung der Gas- und Strompreise im kommenden Jahr abgegeben. Demnach dürften die Gaskosten für Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahresvergleich um durchschnittlich 17 Prozent steigen - bei einer vierköpfigen Familie sind das rund 370 Euro an jährlichen Mehrkosten. Gründe sind die höhere CO2-Abgabe, der Wegfall der Gaspreisbremse sowie die Wiederanhebung der Gas-Mehrwertsteuer auf 19 Prozent.
Der Wegfall der Energiepreisbremsen trifft auch den Strompreis, außerdem steigen die Netznutzungsentgelte deutlich an. Laut Check24 ergibt sich dadurch für den vierköpfigen Musterfamilienhaushalt ein Anstieg der Kosten um 155 Euro. (afp)