DeepL jetzt AktiengesellschaftKölner Google-Konkurrent wächst weiter stark
Köln – Der Internet-Übersetzungsdienst DeepL aus Köln ist die etwa hundertgrößte Webseite der Welt – und will rasch wachsen. In diesem Jahr soll die Belegschaft von zuletzt 200 auf über 400 Mitarbeiter ausgebaut werden, sagt DeepL-Vorstandschef Jarsolaw Kutylowski dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Um sich auf das weitere Wachstum vorzubereiten hat sich das Unternehmen eine neue Struktur gegeben. Seit Dienstag firmiert DeepL als Europäische Aktiengesellschaft (SE). „Die Unternehmensform spiegelt wider, dass wir uns als europäische Firma verstehen“, so Kutylowski.
Kein Börsengang geplant
Der Übersetzungsdienst habe seine meisten Mitarbeiter und Kunden in Europa. Aber auch außerhalb Europas wolle man künftig mehr Beschäftigte einstellen. Ein Börsengang sei nicht geplant, so Kutylowski. Allerdings haben andere Start-ups in der Vergangenheit einen Gang an die Börse durchaus mit dem Wandel in eine SE vorbereitet wie etwa die Gebrauchtwagenplattform Auto1.
Der rasante Aufstieg von DeepL mit Hauptsitz in Köln-Ehrenfeld ist auf die Qualität der angebotenen Übersetzungen zurückzuführen. Im Vergleich mit ähnlichen Diensten etwa von Google hat das Unternehmen in der Vergangenheit besser abgeschnitten. Es setzt dabei auf Künstliche Intelligenz, die unter anderem automatisch bewerten kann, ob vorhandene Übersetzungen im Internet von guter oder schlechter Qualität sind.
Zum geschätzten Firmenwert gibt das Unternehmen keine Auskunft. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass DeepL ein sogenanntes Einhorn ist, das mehr als eine Milliarde Dollar wert ist. Es wäre die erste Internetfirma mit Sitz in Köln, der dies gelingt.
Große Anteilseigner im neuen Aufsichtsrat
Mit der rechtlichen Umfirmierung hat das Unternehmen jetzt auch einen Aufsichtsrat. Ihm gehören drei Mitglieder an, die große Anteilseigner vertreten: Florian Schweitzer von der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Btov, die zu den frühen Investoren in DeepL zählt. Matt Cohler von der US-Investmentfirma Benchmark gehört ebenso dazu wie der Kölner Leonard Fink, der in den USA lebt und arbeitet. Auch einige Manager von DeepL und eine gemeinnützige Hilfsorganisation werden künftig Anteile halten.
CEO-Chef Jaroslaw Kutylowski
Der 39-Jährige hat in Paderborn in Informatik promoviert, bevor er nach Köln gekommen ist. Der gebürtige Pole wohnt mit seiner Frau in Frechen. Die beiden haben einen Sohn und eine Tochter.
Im Herbst hatte Kutylowski im ausführlichen Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von den Herausforderungen berichtet, die das Wachstum des Unternehmens mit sich bringe. Die wachsende Zahl der Nutzer lasse sich gut managen, sagte er damals. „Aber was sich vor allem ändert, ist die Größe der Firma, die Zahl der Mitarbeiter. Da muss ich mich mehr umstellen, das ist eine Herausforderung, auch für mich persönlich.“
Zuletzt keine weiteren Sprachen hinzugekommen
In den vergangenen Monaten hat DeepL die Anzahl der angebotenen Sprachen nicht erhöht. Google Translate hat deutlich mehr Auswahl. Allerdings habe man auf das Feedback vor allem von Unternehmenskunden gehört und die Übersetzung von PDF-Dokumenten entwickelt. Der seit Ende November angebotene Service werde sehr stark angenommen, so Kutylowski.
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Anders als andere Start-ups, die in ihrer Anlaufphase oft Verluste einkalkulieren, ist DeepL stets profitabel gewesen. Die Firma war im Jahr 2017 gestartet und setzte dabei auf Know-how der Vorgängerfirma Linguee auf. Seitdem hat sich die Zahl der Mitarbeiter in jedem Jahr etwa verdoppelt – und das gleiche Tempo legt Kutylowski auch für 2022 an.