Pilotanlage mit Rhein-EnergieDeutz baut Wasserstoffmotor – Produktion in Köln möglich
Köln – Der traditionsreiche Kölner Motorenbauer Deutz plant ab 2024 die Serienproduktion eines Wasserstoffmotors. Das kündigte Deutz-Chef Frank Hiller bei der Vorlage des Finanzberichts des ersten Halbjahrs 2021 am Donnerstag in Köln an. Ein Dieselmotor sei für den Betrieb mit Wasserstoff umgebaut worden, das neue Aggregat bereits marktreif, sagte Hiller.
„Erfüllen CO2-Grenzwerte“
„Wir erfüllen damit die von der EU vorgegebenen CO2-Grenzwerte“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende weiter. Der Wasserstoffantrieb gelte als Null-Emissions-Motor und sei „ein absolutes Highlight“. Deutz könne nun „einen weiteren Schritt in Richtung einer klimaneutralen Zukunft gehen“.
Trotz zumindest auf dem Prüfstand testierter Marktreife für den Einsatz in Land- und Baumaschinen dauert es jedoch noch drei Jahre, bis die Serienproduktion starten soll. Die Wasserstoff-Infrastruktur sei aktuell noch nicht ausreichend ausgeprägt, sagte Hiller. Deutz treibe die Technologie, der Expertinnen und Experten künftig eine wichtige Rolle bei der Erreichung des Ziels Klimaneutralität zuschreiben, voran: „Wir sind in etlichen Forschungsprojekten und -anträgen unterwegs, und das Interesse ist sehr hoch.“
Die Wasserstoff-Technologie müsse nun noch weiter entwickelt werden, Deutz sehe aber bereits jetzt „ein erhebliches Potenzial“, so Hiller weiter. Erste Anwendungen soll es im Bereich stationärer Anlagen, Generatoren und im Schienenverkehr geben. Grundsätzlich soll die Maschine jedoch auch in der Lage sein, in mobilen Bau- und Landmaschinen eingesetzt zu werden.
Arbeit an E-Motoren
Das Kölner Unternehmen arbeitet bereits seit mehreren Jahren an Elektromotoren für Bau- und Landmaschinen und peilt in den nächsten zwei bis drei Jahren einen Umsatzanteil von E-Antrieben in Höhe von fünf bis zehn Prozent an.
Zunächst steht ein Pilotprojekt mit der Rhein-Energie an. Ein Sprecher des Kölner Energieversorgers bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Kooperation auf Anfrage, weitere Details gebe es zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Deutz-Chef Hiller sagte, die erste Pilotanwendung mit dem regionalen Versorger soll ab Anfang 2022 in Betrieb gehen. Dabei handle es sich um eine stationäre Anlage zur Stromerzeugung, die die Praxistauglichkeit des Motors unter Beweis stellen soll.
Profitiert das Porzer Werk?
Das Heimatwerk von Deutz in Köln-Porz könnte derweil von der neuen Technologie profitieren. Auf die Frage, wo der Wasserstoffmotor produziert werden soll, sagte Hiller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass er künftig „natürlich auch Köln“ gebaut werden könne. Eine Entscheidung für Köln ist das allerdings noch nicht.
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Der Vorteil des Deutz-Wasserstoffmotors liege jedoch darin, so Hiller, dass er sich nicht grundlegend von einem heutigen Dieselmotor unterscheide. Er könne „im Prinzip über die gleichen Bänder laufen“, sagte der Manager: „Wir werden natürlich auf die bestehenden Produktionseinrichtungen setzen.“ Arbeitsplätze und Kompetenzen, die es bei Deutz bereits gebe, würden so erhalten bleiben. Das sei ein sehr interessanter Aspekt des Wasserstoffmotors, sagte Hiller.
Für die Beschäftigten wäre eine Ansiedlung der Produktion in Köln ein positives Signal nach einem harten Sparkurs. So wurden am Hauptsitz in Porz im vergangenen Jahr zahlreiche Stellen gestrichen, weil Deutz schwer von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen wurde. Weltweit fielen rund 800 Jobs weg – der größte Teil davon in Köln, wo mehr als die Hälfte der 4631 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind.
„Corona-Krise hinter sich gelassen“
„Deutz hat die Corona-Krise hinter sich gelassen“, sagte Unternehmenschef Hiller derweil zu den Zahlen des ersten Halbjahrs 2021. Von Januar bis April 2020 war der Umsatz coronabedingt eingebrochen, operativ – also vor Zinsen und Steuern – verlor Deutz fast 50 Millionen Euro, unter dem Strich stand ein Verlust von 52 Millionen Euro.
Nun sind die Kölner zurück in den schwarzen Zahlen: Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24,2 Prozent auf 770 Millionen, der operative Gewinn betrug 16,1 Millionen, netto blieben 13,3 Millionen Euro.
Der Auftragseingang stieg um 65 Prozent auf rund 1,03 Milliarden Euro. Dabei profitierte der Motorenbauer auch von vorgezogenen Kundenbestellungen als Reaktion auf angekündigte Preiserhöhungen und verlängerte Bestellfristen. Diese haben sich durch weltweite Material- und Logistikengpässe ergeben.