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Digital X in KölnMit aller Macht zur Digitalisierung – Telekom-Chef lässt sich feiern

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Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG.

Köln – „Das Qualitätsmerkmal 'Made in Germany' ist ramponiert.“ Timotheus Höttges, CEO der Deutschen Telekom, tritt am Dienstag bei der Eröffnung der „Digital X“ in Köln schonungslos auf. Als „Weltausstellung der Digitalisierung“ versteht sich das zweitägige Event, das Opening wird von Michelle Hunziker moderiert. Und Höttges bleibt hart: Zu sehr habe man sich in Deutschland auf den geschaffenen Wohlstand ausgeruht, viele Entwicklungen regelrecht „verpennt“.

Höttges verdeutlicht seine These im Vergleich der Altersstruktur von Unternehmen in Deutschland und den USA: Während Facebook, Google, Apple und andere Großunternehmen im Durchschnitt 41 Jahre alt seien, kämen Unternehmen hierzulande im Schnitt auf 98 Jahre – mehr als das Doppelte.

100 Milliarden Euro in digitale Infrastruktur

Es soll nicht nach Messe oder Vortragsreihe klingen, was die Telekom in Köln auf die Beine stellt. Die in der Stadt verteilten Bühnen heißen „Disruption Stage“ oder „Future Stage“. Gleichzeitig wird an mehreren Orten über alles diskutiert, was mit Digitalisierung oder Nachhaltigkeit zu tun hat. Ein paar Promis wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak und Schauspielerin und Unternehmerin Jessica Alba locken die Teilnehmer.

Alles mit dem Ziel, die Diskussion zu Digitalisierung und Erneuerng in Gang zu halten, sich selbst als modernen Arbeitgeber präsentieren, ein gutes Image aufbauen – und ein wenig den Spirit des Digitalevents SWSX von Austin nach Köln bringen, sind die Ziele der Digital X. Transformation auf der Straße, bloß nicht in dunklen Hallen.

Und so schildert Höttges Transformationen, die er erlebt hat. Aufgewachsen in Solingen, einer Stadt, dessen Messer-Industrie von der Globalisierung „weggefegt“ worden sei, habe er sich die Frage gestellt, was er als Unternehmer tun müsse, damit ihm so etwas nicht passiere, sagte Höttges. Dabei herausgekommen ist die Investition der Telekom von rund 100 Milliarden Euro in digitale Infrastruktur. Eine Erfolgsgeschichte, so sein Resümee.

Das ist die Digital X

Die Digital X ist ein Digitalfest, das neue Ideen vorstellt und zur Diskussion über digitale Trends einlädt. Es dauert bis Mittwochabend. Gleich vier Quartiere haben die Veranstalter im Bereich der Innenstadt installiert.

Vom Mediapark über den Stadtgarten bis hin zum Belgischen Viertel und dem Friesenviertel nimmt das Event für zwei Tage einen beträchtlichen Teil der Kölner City in Beschlag.

Die Veranstaltung ist trotz Ticketpreisen von 699 für einen und 999 Euro für beide Tage ausverkauft. Alle Vorträge und Podiumsdiskussionen werden auch im Livestream übertragen. Ein Großteil der Veranstaltungen ist nach Registrierung kostenlos.

„Seit letzter Woche ist die Telekom das wertvollste Telekommunikationsunternehmen der Welt“, berichtet der CEO seinem Publikum im Kölner Mediapark. Das Unternehmen sei genauso viel wert, wie die Konkurrenten Vodafone, Orange und Telefonica zusammen.

„Greenfluencerin“ und Miss Germany 2022

Auf der „Inspiration Stage“, einer von fünf Bühnen im Stadtgebiet, spricht auch Domitila Barros. Die Brasilianierin ist Unternehmerin und amtierende Miss Germany. Aufgewachsen in armen Verhältnissen, brachte sie bereits im Alter von 13 Jahren anderen Kindern Lesen und Schreiben bei. Schon mit 15 Jahren wurde sie von der Unesco für ihr Engagement ausgezeichnet.

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Greenfluencerin und Miss Germany 2022: Domitila Barros.

„Wir müssen Nachhaltigkeit wirtschaftlich attraktiv und bezahlbar in unser tägliches Leben implementieren“, lautete ihre Botschaft. Genau das versucht die heute 38-Jährige mit ihrem Unternehmen „She is from the Jungle“ vorzuleben. Bei dem Label handelt es sich um Bademode und Accessoires, die in Zusammenarbeit mit brasilianischen Frauen aus Favelas nachhaltig und ökologisch produziert werden.

„Es geht um soziale Chancen-Gleichheit“

Nachhaltigkeit und Digitalisierung stehen nach Barros' Ansicht in direkter Verbindung zueinander: Das eine gehe nicht ohne das andere, soziale Verantwortung eingeschlossen: „Das Potenzial geht über Umwelt- und Klimaziele hinaus. Es geht um soziale Chancen-Gleichheit“, sagte die Greenfluencerin. Dabei handele es sich nicht schlicht um ihre Meinung, sondern um „einen Appell einer ganzen Generation“.

Die anschließenden Podiumsdiskussion drehte sich auch um Wirtschaftlichkeit von nachhaltigen Geschäftsmodellen. Brigitte Zypries, ehemalige Bundeswirtschafts- und Justizministerin, sprach mit Unternehmern unter dem Motto „Nachhaltigkeit 2.0: Welt gerettet, Wirtschaft tot?“ über ihre Produkte.

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Podiumsdiskussion mit (v.l.) Andreas Burmeister, Korbinian Spann, Brigitte Zypries und Jens de Buhr.

Mit dabei war Andreas Burmeister vom Schuhhersteller Wortmann. Zu der Firma gehört die Marke „Tamaris“, die sich über einen Nachhaltigkeitspreis freut. Für Burmeister ist das Material entscheidend: „Das Material ist der größte CO2-Produzent. Also haben wir uns gefragt, was können wir mit dem Material machen, das wir verarbeiten?“ Herausgekommen seien Schuhe aus Pilzen und Algen, statt aus Leder.

Auf einer anderen Bühne spricht DuMont-CEO Christoph Bauer über die Möglichkeiten, Firmenkrisen durch digitale Transformation zu überwinden.

„The Woz“ lästert über Tesla

Richtig voll ist es an der Hauptbühne am Abend, als Apple-Mitgründer Steve Wozniak in dunklem Outfit auf die Bühne tritt. Er verbreitet sein Mantra, dass gute Ingenieure der Kern eines innovativen Unternehmens sein müssen. Ihm sei es nie um Geltungsbewusstsein gegangen, sondern darum ein „Geek“ zu sein und Innovationsideen auszuleben.

the woz

Steve Wozniak bei seinem Auftritt in Köln.

Also eigentlich ein bisschen so, wie Innovator und Tesla-Gründer Elon Musk auch, mag man meinen. Doch gerade mit dem Elektroauto aus Musks Unternehmen tut sich „The Woz“ schwer. „13 Mal habe ich auf einen Knopf drücken müssen, um einen Radiosender zu wechseln – ich würde nie wieder einen Tesla anfassen“, erzählt er. Und schwört auf den eigenwilligen Segway als Fortbewegungsmittel und Sportgefährt.

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Denn Segway-Polo ist sein Hobby. Und das hatte ihn auch schon mal nach Köln gebracht, als 2015 die Segway-Polo-Weltmeisterschaft hier ausgetragen wurde – natürlich draußen, nicht in einer Messehalle.