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Düsseldorf RüstungskonzernRheinmetall berichtet von „erheblichen Anfragen“

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Puma

Produktion des Schützenpanzers Puma bei Rheinmetall.

Köln. – Der Rüstungskonzern Rheinmetall rechnet für das laufende Jahr angesichts des Krieges in der Ukraine mit einem kräftigen Wachstumsschub. Insgesamt 100 Milliarden Euro will die Bundesregierung in den kommenden Jahren zur Ertüchtigung der Bundeswehr investieren und die Natoziele, wonach mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgegeben werden sollen, künftig erfüllen. Letzteres wären im Falle Deutschlands Verteidigungsausgaben von 70 bis 80 Milliarden Euro pro Jahr.

Kurzfristige Lieferung

Davon dürfte auch der größte deutsche Rüstungskonzern kräftig profitieren. Rheinmetall-Chef Armin Papperger hatte seit der Ankündigung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) bereits prüfen lassen, was kurzfristig geliefert werden könnte. In den nächsten zwei Jahren könne Rheinmetall von Munition über Lkw bis hin zu Panzern des Typs Puma ein Paket im Wert von 42 Milliarden Euro bereitstellen. Es lägen schon „erhebliche Anfragen“ aus Deutschland vor, sagte der Manager. Für das Hochfahren der Produktion warte er aber auf konkrete Aufträge.

Den größten Posten des Angebots mit bis zu zwölf Milliarden Euro umfasst Munition. Hier sei die Bundeswehr besonders schwach aufgestellt, so Papperger. „Nach Einschätzung von Wehrexperten reichen die derzeitigen Bestände nur Tage oder wenige Wochen“, so der Rüstungsmanager bei der Vorlage der Bilanz in Düsseldorf. Mindestens sechs Monate beträgt hier Vorlaufzeit, bei Lkw sind es zwölf Monate, bei Radpanzern bis zu 18 Monate und bei Kettenfahrzeugen 24 Monate.

Aufträge aus dem Ausland

Neue Aufträge erwartet das Unternehmen allerdings nicht nur vom Bund, sondern auch aus anderen Ländern. Er habe bereits Anfragen aus einer Reihe von Nato-Staaten, vor allem aus Osteuropa erhalten, sagte der Rheinmetall-Chef. Auch eine Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte sei möglich.

Angeboten hat das Unternehmen zum Beispiel Schutzplatten für Schutzwesten, Helme sowie ein Feldhospital. Der Bundessicherheitsrat entscheidet nun, was davon exportiert wird. Die Entscheidung unterliegt dabei der Geheimhaltung.

Volle Rohstofflager

Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Vorprodukten und aufgrund der weltweiten Lieferengpässe fürchtet Papperger nicht. Man habe sich pandemiebedingt vorbereitet und die Rohstofflager gefüllt. Neben mehreren Werken in Deutschland, die noch immer über die Kapazitäten aus Zeiten des Kalten Krieges verfügten, sei das Wachstum mit drei neuen Standorten in England, Ungarn und Australien zu stemmen.

Zudem könne der Schichtbetrieb in vielen Werken deutlich hochgefahren werden. Bis zu 3000 neue Mitarbeiter will der Konzern darüber hinaus einstellen.

3000 neue Jobs

Seit Jahren schon befindet sich Rheinmetall auf Wachstumskurs – vor allem aufgrund der starken Nachfrage aus dem Ausland. Derzeit würden größere Aufträge aus Ungarn, Großbritannien und Australien erwartet. Im vergangenen Jahr stieg der Konzernumsatz um 4,7 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg etwa um die Hälfte auf 608 Millionen Euro. Der Nettogewinn schnellte von einer Million Euro auf 332 Millionen Euro in die Höhe.

Für das laufende Jahr erwartet Rheinmetall bei militärischen Gütern ein deutliches Umsatzplus von 20 Prozent. Vor Kriegsbeginn lag die Erwartung bei nur zehn Prozent. Rheinmetall gilt als einer der wichtigsten Ausrüster der Bundeswehr und anderer westlicher Streitkräfte.

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Zum Produktportfolio des Rüstungskonzerns gehört etwa der Kampfpanzer Leopard II, der in Zusammenarbeit mit dem anderen Waffenproduzenten Krauss-Maffei Wegmann entsteht. Er ist nicht nur bei Bundeswehr und vielen Nato-Staaten im Einsatz, sondern auch bei neutralen Ländern des Westens wie Österreich, Finnland oder der Schweiz. Weltweit hat Rheinmetall rund 24 000 Beschäftigte.