Zweites E-Auto für KölnWas die Pläne von Ford für das Werk bedeuten
Köln – Der US-Autobauer Ford treibt seine Elektrifizierung in Europa weiter voran. Vor allem das Kölner Werk profitiert dabei von den Plänen. So wird Ford seine Investitionen am Standort von einer auf zwei Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) verdoppeln. Zudem wird das zweite europäische reine E-Auto eben im Kölner Werk gebaut.Vor einem Jahr hatte Ford bereits angekündigt, dass Köln den Zuschlag für den ersten Stromer des Konzerns auf dem Kontinent bekommt und insgesamt eine Milliarde Dollar für den damit verbundenen Aufbau der Elektrofertigung. Künftig soll am Rhein auch eine eigene Batterieproduktion geben, um die beiden neuen Modelle vor Ort zu bestücken.
Bekenntnis zu Köln
„Diese Investition ist wirklich eine Ansage und sie sichert den Standort“, sagte Ford-Europachef Stuart Rowley bei der Vorstellung der Pläne am Montagmorgen. Derzeit arbeiten die Entwickler in Merkenich bereits am ersten vollelektrischen Modell aus Köln, das auf der MEB-Plattform von Volkswagen gebaut wird und ab 2023 auf den Markt kommen soll.
Es handelt sich dabei um einen mittelgroßen Crossover mit fünf Sitzplätzen, sagte Rowley in der Videokonferenz. Wie es genau aussehen soll und welchen Namen es tragen wird, dazu wollte sich der Ford-Europa-Chef noch nicht äußern. Erst gegen Ende diesen Jahres soll das Modell offiziell vorgestellt werden.
Ende des Fiesta
Das zweite Modell, ein Sport-Crossover, wird ebenfalls auf der VW-Plattform gebaut und soll 2024 an den Start gehen. Die Pläne von Ford sind ambitioniert – in den nächsten sechs Jahren bis 2029 will der US-Autobauer insgesamt 1,2 Millionen E-Autos in Köln bauen.„Das sind wirklich sehr, sehr gute Nachrichten für Köln“, sagt Betriebsratschef Benjamin Gruschka dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Mit der Milliardeninvestition macht der Konzern deutlich, dass der Standort Köln mit seinem Elektrifizierungs-Zentrum und derzeit rund 14 800 Beschäftigten auch künftig eine zentrale Rolle spielen wird. Mit zwei E-Modellen ist das Werk ausgelastet.
Wie es mit dem bisherigen Kölner Erfolgsmodell Fiesta weitergeht, ließ Rowley dagegen offen. Derzeit sei die Nachfrage nach dem Fiesta mit Verbrennermotor hoch, betonte Rowley am Montag. Zu erwarten ist aber, dass das Modell eingestellt wird.Zu der Frage, was die Pläne für die Zahl der Beschäftigten bedeuten, äußerte sich Rowley in der Videokonferenz nicht. Betriebsratschef Gruschka sieht aber Potenzial, dass für die umfassende Elektrifizierung in Köln neue Jobs geschaffen werden könnten.
Rückstand aufholen
Insgesamt ist der US-Konzern im Vergleich zu vielen Wettbewerbern spät ins Elektrozeitalter gestartet. Inzwischen nehmen Fords E-Investitionen aber Fahrt auf. „Wir sind zeitlich genau richtig und sehen nun, wie der Markt wächst“, sagte Rowley. Man rechne, dass bis 2030 mehr als drei Viertel der von Ford verkauften Fahrzeuge elektrisch „und 2035 alle unsere Pkw und gewerblichen Nutzfahrzeuge emissionsfrei sein werden“, sagte der Manager. Heißt: bis 2030 soll es in Europa nur noch batterieangetriebene Pkw von Ford geben, bei leichten Nutzfahrzeugen wie etwa Kleintransportern fünf Jahre später. Für den US-Heimatmarkt hingegen, nennt der Konzern bislang kein Ausstiegsdatum.
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Um der E-Strategie mehr Schub zu verleihen, hatte der US-Mutterkonzern jüngst angekündigt, das Unternehmen aufzuspalten in eine Sektion für Verbrenner und Ford Model e für E-Autos.
Neben den beiden Kölner Modellen soll es einen weiteren, in Rumänien gebauten Stromer-Pkw geben. Bislang produziert Ford in Craiova den Puma, der in zwei Jahren zusätzlich auch eine vollelektrische Version bekommen soll.
„Das ist aber nicht das Ende der Reise“, sagte Rowley. Geplant ist dem Vernehmen nach ein weiterer europäischer E-Pkw, der allerdings auf einer Ford-eigenen Plattform gebaut werden soll. Um den Zuschlag liefern sich das zweite deutsche Werk in Saarlouis und im spanischen Valencia derzeit ein hartes Bietergefecht. Mitte des Jahres soll die Entscheidung fallen.
Neue Transporter
Auch in dem für Ford so wichtigen Segment der leichten Nutzfahrzeuge, gibt es Neuerungen. So sollen vier Elektro-Nutzfahrzeuge wie Transporter und Kleinbusse auf den europäischen Markt kommen. Die Produktion für den europäischen Markt erfolgt dabei überwiegend von der Türkei aus. Zusammen mit dem türkischen Unternehmen Koc betreibt der US-Konzern das Joint Venture Otosan, das die Fahrzeuge in der Nähe von Istanbul produziert.
Ford Otosan soll künftig auch die Fertigung in Craiova übernehmen, kündigte Ford an. Dafür bedarf es aber noch einiger behördlicher Genehmigungen. Mit der Übernahme soll die rumänische Fabrik zu einem zentralen Produktionsstandort für vollelektrische Kleintransporter ausgebaut werden. Ford hatte dafür bislang Investitionen von 300 Millionen Dollar angekündigt.
Mit seiner E-Offensive will Ford schon im Jahr 2026 einen Jahresabsatz von mehr als 600.000 Elektrofahrzeugen in Europa erreichen. Die operative Gewinnmage soll dann bei sechs Prozent liegen. Weltweit will Ford bis 2026 weltweit mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeuge pro Jahr verkaufen und zehn Prozent Marge machen.