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FinanzanlagenLängst kein Geheimtipp mehr – Für wen ETFs eine gute Alternative sind

Lesezeit 4 Minuten
Breit streuen und nicht zu kurzfristig planen: Damit lässt sich das Anlagerisiko bei ETFs senken.

Breit streuen und nicht zu kurzfristig planen: Damit lässt sich das Anlagerisiko bei ETFs senken.

ETFs als Geldanlage und preiswerte Alternative zu Fonds werden immer populärer. Dennoch sind sie keineswegs frei von Risiken.

ETFs sind ein relativ neues Instrument der Geldanlage. Der erste ETF auf den US-Aktienindex S&P 500 wurde 1989 an der Börse von Philadelphia aufgelegt. Das Volumen des Marktes für diese börsengehandelte Fonds, gemessen am verwalteten Vermögen, ist weltweit seit Beginn der neunziger Jahre fast stetig gewachsen - in Deutschland allein zwischen 2002 und 2007 von fünf Milliarden auf 64 Milliarden Euro. Ende 2019 war in den USA erstmals mehr Geld in ETFs investiert als in aktiv gemanagten Fonds. Ein Überblick, für wen ETFs was sind und wo die Risiken liegen.

Was bedeutet ETF?

Die Abkürzung ETF steht für „exchange-traded fund“, also übersetzt börsengehandelter Fond. ETFs bündeln dabei in Form eines Wertpapieres Aktien, Anleihen oder Währungen, auch Rohstoff-ETFs gibt es. So weit ähneln sie den klassischen Fonds, die Banken seit Jahrzehnten gewinnträchtig an Sparer verkaufen.

Was unterscheidet Sie von Fonds?

Die meisten ETFs sind Indexfonds. Sie unterliegen keinem aktiven Management. Die Fondsmanager bestücken den Fonds bei Auflegung analog zu dem Index, den der Fonds abbilden soll, etwa dem Dax oder dem Euro-Stoxx. Ein weiteres Eingreifen wird nur notwendig, wenn sich die Zusammensetzung des abgebildeten Index ändert. Damit entfallen große Teile der Gebühren. Ein ETF auf den Dax etwa setzt sich (fast) analog zum Dax zusammen.

Mit Indexfonds werden alle Indizes abgebildet, die vorhanden sind. Dax, S&P 500, Eurostoxx – Anleger können aus allen Indizes auswählen. Man muss allerdings dazu sagen, dass nicht 100 Prozent des Fondsvermögens in die Titel des Index investiert werden. Klassische Aktienfonds werden von gut bezahlten Finanzexperten gemanagt. Diese versuchen durch geschickte Auswahl der Wertpapiere im Fonds besser zu arbeiten als der Vergleichsmarkt. Das kann funktionieren, muss es aber nicht. Statistiken dazu gibt es diverse, doch dabei ist Vorsicht geboten. Die Auftraggeber sind meist Fondsgesellschaften oder Banken selbst. Fakt ist: In gut bekannten Märkten wie Dax, Eurostoxx oder S&P 500 liegen beide Angebote meist gleichauf.

Wieso galten ETFs lange als Geheimtipp?

Instrumente, die denen der heutigen ETFs ähnlich sind, gibt es bei institutionellen Anlegern wie Pensionskassen oder Versicherungen schon lange. In den späten 1980er Jahren gab es den ersten für Privatanleger in den USA, der aber nach einer Klage wieder eingestellt wurde. 1990 gelang den ersten ETFs in Kanada der Durchbruch. Der globale Durchbruch für Indexfonds kam im Jahr 2000, als ETFs in Deutschland, Schweden, Italien, der Schweiz und Israel von den Aufsichtsbehörden zugelassen wurden. Der erste in Deutschland emittierte ETF kam aus dem Hause Commerzbank und trug den Namen CB German Index Fund.

Welche Gebühren fallen bei ETFs an?

Da die Fondsmanager zu Recht einen Verdienst erhalten, sind die jährlichen Gebühren der gemanagten, klassischen Fonds um ein Vielfaches höher als bei den ETFs. Zahlen aus dem Jahr 2021 zeigen, dass bei klassischen Aktienfonds im Schnitt knapp 1,9 Prozent an Gebühren pro Jahr anfallen, bei ETFs liegen sie zwischen 0,3 und 0,49 Prozent. Bei klassischen Fonds werden neben Verwaltungsgebühren noch einmalige Ausgabeaufschläge von 2,5 bis fünf Prozent erhoben. Diese gibt es bei ETFs nicht, weshalb es finanziell gesehen einfacher ist, sie auch nur kurzfristig zu erwerben und wieder zu verkaufen.

Bei ETFs werden, da sie börsengehandelt sind, Ordergebühren fällig. Wer also 10.000 Euro anlegt, zahlt bei klassischen Fonds einmalig zwischen 250 und 500 Euro Ausgabeaufschlag. Diese muss er erst einmal erwirtschaften, um überhaupt aus den roten Zahlen zu kommen. Ordergebühren für ETFs liegen heute oft bei fünf oder sieben Euro, und zwar bei Ankauf und Verkauf. Preislich und ungeachtet von der Wertpapierentwicklung liegen ETFs also vorn.

Beachtet man noch den Zinseszinseffekt, in dem man so rechnet, als würde man die gesparten Gebühren wieder anlegen, schlagen ETFs die Fonds oft um Längen. Nur bei sehr speziellen Nischen- oder Ländermärkten fahren gemanagte Fonds mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit meist besser.

Welche Risiken bergen Fonds

Für Aktien-ETFs gelten dieselben Risiken wie für herkömmliche Aktienfonds. „Sie müssen immer mit Wertschwankungen rechnen. Selbst bei weltweiter Streuung gab es schon Kursrückgänge von bis zu 50 Prozent“, heißt es von der Verbraucherzentrale. Zwar seien die Kurse nach jedem Crash auch wieder gestiegen, aber eine Verlustphase konnte in der Vergangenheit auch einmal bis zu 15 Jahre andauern. ETFs sind daher ungeeignet für alle, die in naher Zukunft das Geld in voller Höhe für größere Anschaffungen oder einen Immobilienkauf brauchen.

Sind ETFs im Falle einer Insolvenz des Emittenten geschützt?

ETFs genießen genau wie herkömmliche Investmentfonds den Rechtsstatus eines Sondervermögens. Das bedeutet: „Ihre Anteile werden getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft aufbewahrt. Falls die Bank, bei der Sie das Depot führen, zahlungsunfähig werden sollten, sind Ihre ETF-Anteile nicht davon betroffen“, heißt es von der Verbraucherzentrale.